Westernkötter als Mitglieder der Lippstädter Bürgerschaft
von Wolfgang Marcus, Bad Westernkotten
[Erstabdruck: Marcus, Wolfgang, Westernkötter als Mitglieder der Lippstädter Bürgerschaft; in: Vertell mui watt, Ausgabe 29 (1997)]
Einführung
1983 hat Erich Thurmann das „Bürgerbuch der Stadt Lippe/Lippstadt 1576-1810″ veröffentlicht, eine Transkription mit umfangreichem Vorwort. Darin werden die vereidigten Bürgersöhne, die zumeist bei Volljährigkeit oder Eheschließung offiziell in die Bürgerschaft aufgenommen wurden, ebenso aufgezählt wie die Neubürger von außerhalb.
Diese werden zumeist als „Ausländer“ bezeichnet, war doch die Lippestadt in diesem Zeitraum rundherum von fremden Territorien umgeben. Um als Lippstädter Bürger aufgenommen zu werden, mußte ein Bürgergeld entrichtet werden [vgl. S. XX] und ein Nachweis über „freie und eheliche Geburt“ usw. erbracht werden.[ebd. S. XIX] Da die Lippstädter Zünfte, hier Ämter genannt, zumeist vor Aufnahme eines auswärtigen Anwärters dessen Eintritt in die Bürgerschaft verlangten, war die beabsichtigte Aufnahme in eine Zunft eine häufige Ursache für die Zahlung des Bürgergeldes und die entsprechende Eintragung in das Bürgerbuch.
Aus dem gut gegliederten Personen- und Ortsverzeichnis lassen sich die aus Westernkotten stammenden Neubürger ermitteln. Im folgenden sind das Eintrittsdatum, der Name des Eintretenden und bei einigen Eintretenden ergänzenden Hinweise aufgeführt, so dass das Verzeichnis unter anderem ein wichtiges Hilfsmittel für Familienforscher darstellt, aber auch zur Sozialgeschichte einige Hinweise enthält.
Liste der aus Westernkotten stammenden Neubürger Lippstadts bzw. nach Westernkotten verzogene Lippstädter Bürger:
1583: Walraben Brexel ist nach dem Westeren Kotten verzogen
1621: Adrian Löpers wird aufgenommen
1636: Adrian Gott genannt Kregel Bürger geworden; von diesem Adrian Gott liehen sich übrigens 1638 die Eikeloher 250 Reichstaler, die sie über viele Jahre nicht zurückzahlen konnten.[vgl. Hubert Schulte Beerbühl, Eikeloh, Ms 1985, S. 42]
1680: Adolff Schotte
1684: Batholomäus Becker nach Westernkotten verzogen
1690: Wienand Erdmann zahlt Bürgergeld für seine Frau aus Westernkotten
1697: Johann Rixe aufgenommen
1729: Johan Jürgen Korte, Linnenweber, aufgenommen
1735: Johan Herman Hinniger, Schäfer, katholisch, aufgenommen
1745: Heinrich Päling, Fußelbrenner, kath. aufgenommen; zwei Jahre von Personallasten befreit
1745: Anton Meshoff, Linnenweber, aufgenommen
1749: Joseph Page, kath,. Schumacher, aufgenommen
1753: Johann Hermann Hartmann, Schumacher, „hat, weilen er ein Fremder ist, 3-jährige Freiheit erhalten, welche sich a dato anheben“
1759: Heinrich Ridder, kath., Brauer und Brandtweinbrenner, aufgenommen
1759: Friedrich Dollmann, kath,, Fußelbrenner, aufgenommen
1759: Bernhard Biermann, Brandtweinbrenner, aufgenommen
1771: Friedrich Brexel, kath., Brandteweinbrenner, hat 3-jährige Freiheit von Personallasten a dato „nämlich Wache und Einquartierung“ empfangen
1776: Johann Joseph Gödde, Schneider, aufgenommen
1793: Joseph Brexel, Tagelöhner, kath. aufgenommen
1808: Caspar Funke, angehender Branntweinbrenner, kath., aufgenommen
1809: Joseph Bruns, angehender Branntweinbrenner, „unter Zusicherung der den Auswärtigen zustehenden Freiheiten“ aufgenommen.
Besonders auffällig: Unter den insgesamt 21 Namen finden sich allein im Zeitraum 1745 – 1809 insgesamt 7 Brandweinbrenner!
Mitteilungen:
1. Theateraufführungen in Westernkotten 1940. In vielen Westernkötter Vereinen gehörte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und zum Teil darüber hinaus das Theaterspielen zum festen Programm eines Jahres. Eine Gesamtdarstellung dazu steht noch aus. Dass auch die Nazis an diese beliebte Form der Freizeitgestaltung anknüpften, geht aus einem Artikel im Patriot vom 11.1.1940 hervor, der die KdF-Arbeit im Kreis Lippstadt reflektiert. Darin heißt es unter der Überschrift „Eine stolze Bilanz. Tausende werden wieder Kraft durch Freude schöpfen“ unter anderem:„…Erfreulich groß und rege war der Zuspruch auch in den Orten des Kreisgebietes, so in Oestereiden, in dem ein Kraus-Abend stattfand, Anröchte mit dem gleichen Gastspiel. Horn, Suttrop, Rüthen, Ehringhausen, Böckenförde schlossen sich an. Ferner erlebten die Volksgenossen in Geseke, Rüthen, Erwitte, Anröchte und Westernkotten wertvolle Theateraufführungen.“
2. Wohnungsstatistik 1968 In der „Statistische Rundschau für den Kreis Lippstadt,“ D’dorf 1972, finden sich u.a. auch Daten zu den Wohnungen in Bad Westernkotten nach der Erhebung vom 25.10.1968. Danach gab es damals 725 bewohnte Wohnungen, davon 361 Mietwohnungen. Im Durchschnitt standen jeder Person 1,4 Räume zur Verfügung. Von den Wohnungen insgesamt hatten 342 eine Sammelheizung, 46 einen Öl- oder Gasöfen und 351 Holz-, Kohle- oder Torföfen in Form von Einzel- oder Mehrraumöfen. 165 Häuser waren Einfamilienhäuser, 168 Zweifamilienhäuser und 44 Mehrfamilienhäuser (mit insgesamt 165 Wohnungen). Zum Baualter; 108 Wohngebäude waren vor 1900 errichtet, 81 im Zeitraum von 1901 bis 1948 und 234 nach 1948.
Dass sich hier in den letzten drei Jahrzehnten gewaltige Veränderungen ergeben haben, wird jedem deutlich, der die heutige Größe und Wohnstruktur Bad Westernkottens ein wenig kennt.