1995: Vor 65 Jahren wurde in Westernkotten das Ehrenmal errichtet

1995: Vor 65 Jahren wurde in Bad Westernkotten das Ehrenmal errichtet

Von Marcus, Wolfgang; in: HB 75, S. 105-112

I. Zur Vorgeschichte

Nach dem 1. Weltkrieg sind in Deutschland zahlreiche Kriegerdenkmale zu Ehren der Gefallenen und Vermissten des Krieges errichtet worden. Die Errichtung des Ehrenmals in Westernkotten reiht sich in diese Phase ein.

Die Errichtung des Ehrenmals ist im Rahmen des damals jährlich stattfindenden Kriegerfestes erfolgt. Bereits dies weist darauf hin, dass der Krieger- und Landwehrverein nicht unwesentlich bei der Errichtung des Ehrenmals beteiligt war.

Das genaue Gründungsjahr dieses Vereins ist nicht bekannt; es muss aber vor 1883 liegen; denn in diesem Jahr wurde ein Kriegerfest in Westernkotten gefeiert, wie aus der abgebildeten Anzeige aus dem „Patriot“ vom 11. 7. 1983 hervorgeht:

Weiterhin geht aus der Anzeige hervor, dass am Sonntag, dem 15. Juli 1883, um 3 Uhr „Aufhängen und Einweihung der Gedenktafel der gefallenen Kameraden“ des Krieges 1870/71 auf dem Programm des damaligen Kriegerfestes stand. Damit wird deutlich, dass das heutige Ehrenmal bereits eine Art Vorgänger hatte, über den Verbleib der genannten Gedenktafel ist nichts Näheres bekannt. Die Namen der Gefallenen sind dann später mit in das neue Ehrenmal eingemeißelt worden.

Zu den Vereinszwecken des damaligen Krieger- und Landwehrvereins gehörte u. a. „Die Liebe und Treue für Kaiser und Reich, Landesfürst und Vaterland bei seinen Mitgliedern zu pflegen, zu betätigen und zu stärken, sowie die Anhänglichkeit an die Krieger- und Soldatenzeit im Sinne kameradschaftlicher Treue und nationaler Gesinnung aufrecht zu halten.“ (Kreisarchiv Soest: Kreis Lippstadt A 746, Satzung des Krieger- und Landwehrvereins aus dem Jahre 1906)

Die Gemeinde hatte nach dem 1. Weltkrieg mehr als 50 Gefallene und Vermisste zu beklagen. Nachdem zunächst ein großes Bild (2,60m x 1,30 m) mit einer Christusfigur und den Namen der Gefallenen (wohl in der Kirche) aufgehängt wurde, nahm etwa Mitte der 20er Jahre eine „Denkmalkommission” ihre Arbeit auf, deren Vorsitz Erich Riekenbrauck übernahm, der auch Vorsitzender des Krieger- und Landwehrvereins war und die Vorbereitung zur Errichtung eines steinernen Denkmals in die Hand nehmen sollte.

Nachfolgend ist ein Gedicht von Heinrich Duwentester abgedruckt, das nach der Beschlussfassung über die Errichtung eines Ehrenmals der Denkmalkommission mit auf den Weg gegeben wurde:

Unseren gefallenen Helden 1914-18

Zum Werke, das Ihr wollt beginnen,

das lange schon Ihr habt geplant,

wünsch‘ ich ein rechtes Wohlgelingen

und auch des Bürgers off’ne Hand!

Den Brüdern, unsres Volkes Besten,

die geblieben sind im Weltenbrand,

wollt Ihr ein würdiges Denkmal setzen.

Schon jetzt empfanget unsern Dank!

Beschließet nun in Eurer Mitte,

ob’s wird aus Stein — ein Bild in Erz,

beherzigen wollt eine Bitte:

verewigt doch der Mutter Schmerz!

Von allen, die Ihr einst gestritten,

im Osten, Westen, allerwärts,

nicht einen Teil habt Ihr gelitten,

geblutet wie der Mutter Herz!

Von ihrem Lager wich der Schlummer,

am Tage fand sie keine Ruh‘!

Ihr Herz erdrückte schier der Kummer:

„Mein Sohn, mein Sohn, wo weilest Du?“

Kam dann nach langen, bangen Wochen:

„Euer Sohn fiel auf dem Feld der Ehr“,

wie oft ist dann ein Herz gebrochen!

Der Mutter Welt war tot und leer.

Baut’s auf denn zwischen grünen Linden,

wo einst die alte Schule stand,

dort lasset unsre Helden finden

die Ruhestatt im Heimatland!

Nun lasst uns froh die Kräfte einen,

und das werd’ Euer aller Lohn:

nie darf mehr eine Mutter weinen

um irgendein ‘n gefallenen Sohn!

H. Duwentester

Mitte 1929 war die Denkmalkommission dann endlich soweit: Im Protokoll der Gemeindevertretung vom 22. 5. 1929, Punkt 10, ist nachzulesen, dass die Denkmalkommission einen Antrag auf Überlassung eines Standortes für das zu errichtende Ehrenmal gestellt hat. Dazu heißt es: „Dem Antrage auf Freigabe eines etwa 6 m breiten Grundstückstreifens vor dem Garten des Gemeindehauses wurde zugestimmt. Dagegen wurde der weitergehende Antrag auf Abbruch des Gemeindehauses einstimmig abgelehnt.“ Vor der Errichtung des Ehrenmals ist dann noch zweimal im Protokollbuch davon die Rede: Am 1. 9. 1929 beschloss die Gemeindevertretung die Einfriedigung des schon geschaffenen Denkmalplatzes an der Seite des Gemeindehauses mit einem Holzzaun aus gehobelten Tannenlatten (der Auftrag ging an Anton Schäfermeier) sowie die Übernahme der Kosten für Planierungsarbeiten des Platzes und Aufbringung von Asche.

In einer Dringlichkeitssitzung bereits einen Tag später wurde der Auftrag für eine 28 Meter lange „Einfriedigungsmauer an der Kreling’schen Gartengarage zum Zwecke der Verschönerung des Krieger-Denkmal-Platzes“ an die Erwitter Firma Josef Postert vergeben. – So war für die Einweihung alles hergerichtet, die offizielle Einweihungsfeier konnte beginnen.

II. Die Errichtung des Ehrenmals am 16. 9. 1929

Zur Einweihung des Ehrenmals wurde ein besonderes Programmheft erstellt (aus dem Nachlass Probst), das zusammen mit einem Patriot-Artikel vom 16. 9. 1929 sehr anschaulich über diese Feier berichtet. Nachfolgend zitieren wir daraus in Auszügen:

„Einweihung des Ehrenmals!

Westernkotten, 16. September 1929. – Die unzähligen, im weiten deutschen Vaterlande errichtet Kriegerdenkmäler legen ein beredtenes Zeugnis ab von des Volkes Trauer, Liebe und Dankbarkeit den gefallenen Helden gegenüber. Auch in unserem Heimatkreis Lippstadt erstehen alljährlich neue Ehrenmäler, so dass bald kein Dorf mehr ohne ein solches äußeres Zeichen der Liebe und des treuen Gedenkens ist. Da wollte auch die Gemeinde Westernkotten nicht fehlen, die verhältnismäßig große Verluste zu beklagen hat: Sie errichtete ihren gefallenen Heldensöhnen ein würdiges Denkmal, das im Rahmen des diesjährigen Kriegerfestes feierlich enthüllt worden ist.

Das große Fest wurde am Samstagabend durch einen Zapfenstreich eingeleitet, an dem sich der festgebende Verein mit Fackeln beteiligte. Nachdem dem Gemeindevorsteher, Herrn Gutsbesitzer Leo Jesse, und dem ältesten Veteranen der Gemeinde, Herrn Landwirt Wilhelm Spiekermann, der im 86. Lebensjahr steht, Ständchen dargebracht waren, marschierte der Verein zum Schützenplatz, um noch einige Zeit im gemütlichen Beisammensein zu verbringen.

Der gestrige Hauptfesttag begann mit der kirchlichen Einsegnung des neuen Denkmals, die im Anschluss an das Hochamt durch Herrn Pfarrer Schreckenberg im Beisein der ganzen Gemeinde vorgenommen wurde.

In den ersten Nachmittagsstunden trafen von allen Seiten die auswärtigen Vereine mit klingendem Spiel in unserm festlich geschmückten Dorf ein, das selten eine solch gewaltige Menschenmenge in seinen Mauern beherbergte. Vom Schützenplatz aus marschierten die Vereine nach dem Denkmalsplatz, der sich in unmittelbarer Nähe der Schule und der altehrwürdigen Kirche befindet. Eine unübersehbare Menschenmenge hatte sich dort bereits eingefunden, um dem denkwürdigen Enthüllungs- und Einweihungsakt beizuwohnen. Als die feierlichen Töne des „Niederländischen Dankgebetes“ verhallt waren, hielt der erste Vorsitzende des Kriegervereins Westernkotten, Herr Lehrer Erich Riekenbrauck, die Begrüßungsansprache. Sein besonderer Gruß galt dem Vertreter des Landrats, Herrn Regierungsassessor Dr. Görlich, dem Vertreter des Amtes Erwitte, Herrn Bürgermeister Maurer, dem Festredner Herrn P. Romanus = Paderborn, dem Vertreter der Schule, Herrn Hauptlehrer Probst sowie allen Vereinen von nah und fern. Der Redner sprach dann allen denen, die zum Gelingen des Werkes durch Hand= und Spanndienste beigetragen haben, seinen herzlichen Dank aus. Dann fiel die Hülle und das stolze Denkmal zeigte sich den bewundernden Blicken in seiner eindrucksvollen Größe und Schönheit. Auf hoher Säule kniet ein todwunder Krieger, der, vom feindlichen Blei getroffen, mit verklärten Gesichtszügen sein junges Leben für das Vaterland dahingibt. Auf der Vorderseite der Säule sind in erhabener Schrift die rund 60 Namen der Gefallenen aus der Gemeinde Westernkotten verzeichnet, unter denen sich auch 7 Gefallene aus dem Kriege von 1870/71 befinden. Das mit tragender Gestalt des sterbenden jungen Kriegers geschmückte Ehrenmal aus Rüthener Sandstein wirkt durch seine Einfachheit, Schlichtheit und edle Linienführung erschütternd und zugleich erbauend, und so gereicht das prächtige Werk nicht nur seinem Schöpfer, Herrn Bildhauer E. Tiedemann = Lippstadt, sondern auch der ganzen Gemeinde Westernkotten zur Ehre, für die es eine Zierde und Sehenswürdigkeit bildet.

Ohne Zweifel wird das Ehrenmal noch besser zur Geltung kommen, wenn der Denkmalplatz nach Abbruch des links vom Ehrenmal stehenden alten Hauses wesentlich erweitert worden ist, was sobald wie möglich geschehen soll.

Die weihevolle Stimmung, von der alle Anwesenden erfasst waren, wurde noch erhöht durch den Vortrag des ergreifenden „Altdeutschen Grabliedes” durch den Männergesangverein Lippstadt unter der Leitung des Chormeisters H. Busch und durch den von F. Kesting = Lippstadt verfassten und durch Fräulein Clara Probst wirkungsvoll vorgetragenen Prolog: „Den Gefallenen.“

Die Festrede hielt der bekannte Franziskanerpater Romanus aus Paderborn. Aus eigenem Erleben schöpfend, erinnerte der mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse geschmückte Redner an die blutige Schlacht vor Verdun im September 1916, bei der seine Division 6000 Tote zu beklagen hatte, die fern von Hof und Heimat in fremder Erde ruhen. Heute sehe er ein anderes Bild: Die Gemeinde Westernkotten stehe um das Denkmal, das sie ihren Heldensöhnen errichtet haben, deren Grüße heute von der West- und Ostfront in die Heimat herüberdringen, da sie erkennen, dass die Dankbarkeit in der Heimat nicht erloschen sei. Anknüpfend an das herrliche Wort des Heilands: „Die Steine reden eine laute Sprache“ führte der Redner aus, dass das Ehrenmal eine vierfache Sprache spreche, und zwar die Sprache der Heimat, der Treue, des Glaubens und der Pflicht. Auf diese vier Hauptpunkte ging der Redner in ebenso anschaulicher wie packender Weise näher ein und nahm dabei auch Gelegenheit, gegen das bekannte Buch „Im Westen nichts Neues“ Stellung zu nehmen, das er als ein Pamphlet bezeichnete.

Er sprach sicher allen Kriegsteilnehmern und Anwesenden aus dem Herzen, als er gegen die Besudelung des Andenkens an die feldgrauen Helden zu Felde zog und den blasierten Remarque’schen Gestalten echte deutsche Soldaten gegenüberstellte, die der Heimat, dem Vaterland und der Religion treu geblieben sind. Die Ausführung des Redners, die auf alle Zuhörer einen sichtlich starken Eindruck machten, klangen aus in das Gelöbnis, die gefallenen Kameraden nie zu vergessen. (Stürmischer Beifall)

Während die Musik das Lied vom guten Kameraden spielte, wurden mehrere Kränze mit Schleifen am Fuße des Denkmals niedergelegt. Dann hielt der Vertreter des Landrats, Regierungsassessor Dr. Görlich, folgende Ansprache: Freiherr vom Stein, der große Führer der Befreiungskriege, hat einmal erbittert über die Kleinstaaterei und Uneinigkeit der Deutschen, ein Wort geprägt, das auch heute noch seinen Sinn hat: „Ich kenne nur ein Vaterland, und das heißt Deutschland; deshalb kann ich auch nur dem gesamten Deutschland und nicht einem Teil davon mit ganzer Seele ergeben sein!“

Wir alle, die wir heute das Gedächtnis unserer gefallenen Brüder ehren, haben eine Zeit erlebt, in der jeder Deutsche dieses Wort Steins im Herzen trug und dadurch die Tat bekannte, den großen Krieg 1914/18. Damals fielen für Jahre die Schranken, die uns Deutsche fast schicksalsmäßig voneinander trennten, die Schranken von Klasse, Stand, Partei und Religion. Doch das Ende dieses Kampfes und die schwere Zeit, die seitdem vergangen ist, sah uns wieder gespalten in viele Lager.

Wenn wir es heute wagen, vor das Ehrenmal derer zu treten, die einst in großer Zeit diesem ganzen Deutschland ihr Leben opferten, dürften wir es nur tun, wenn in jedem von uns ehrlich der Vorsatz lebt, dem Worte Steins wieder zum Leben zu verhelfen. Denn es gibt für uns nur eine Möglichkeit, unsere Dankesschuld abzutragen: Einmütiges Zusammenarbeiten zum Wohle unseres Vaterlandes. Tun wir dies nicht, dann ist das Opfer ihres Lebens vergeblich gewesen, dann hat auch dieses Denkmal seinen Sinn verloren. Darum wollen wir am heutigen Tage und sooft wir an diesem Denkmal vorübergehen, in uns den Willen erneuern: „Ein einig Volk von Brüdern zu sein “, auf dass das Dichterwort wahr werde: „Trennt uns auch Glauben, Streben, Meinen, Eins soll, eins muss uns vereinen: Deutschlands Freiheit. Deutschlands Einheit. Und in ihrer schönsten Reinheit: Liebe für das Vaterland!“

Lehrer Riekenbrauck übergab darauf als Vorsitzender der Denkmalkommission das Denkmal in die Obhut der Gemeinde, worauf Gemeindevorsteher Leo Jesse das Ehrenmal in das Eigentum und den Schutz der Gemeinde übernahm. Namens der Gemeindeverwaltung gab er das Versprechen ab, das Denkmal würdig in Stand zu halten, zu schützen und zu ehren, solange die Gemeinde Westernkotten besteht und die Zeitverhältnisse es gestatten. Der Redner schloss mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland. Während das Deutschlandlied gemeinsam gesungen wurde, befreite die Brieftaubenreisevereinigung Lippstadt und Umgebung über 3000 Brieftauben aus ihren Käfigen. Es war ein herrlicher Anblick, als die Tauben mit lautem Flügelschlag über die Menschen und das Ehrenmal hinwegflogen!

Nach einem schneidigen Parademarsch, mit dem der Einweihungsakt sein Ende gefunden hatte, marschierte der große Festzug durch die Straßen der Gemeinde. Der Zug wurde eröffnet durch zwei berittene Herolde, dann folgten die verschiedenen Vereine aus Lippstadt, Geseke, Bökenförde, Ehringhausen, Oestereiden, Westereiden, Hörste, Berge, Mönninghausen, Benninghausen, Langeneicke, Meiste, Erwitte und die hiesigen Vereine.

Auf dem Festplatz, der sich fast als zu klein erwies, entwickelte sich dann ein frohes Leben und Treiben bei Konzert und Tanz. Nach Einbruch der Dunkelheit bewegte sich eine große Fackelpolonaise zum Kriegerdenkmal, das in bengalischer Beleuchtung erstrahlte, während ein packendes lebendes Bild — ein Engel reicht einem sterbenden Krieger die Friedenspalme — vorgeführt wurde. Großen Anklang fand ferner das Feuerwerk, das auf dem Festplatz abgebrannt wurde. – So nahm das Fest bei günstigem Wetter einen erhebenden Verlauf.“

II. Zur Geschichte des Ehrenmals in den Jahren 1930 bis 1958

Seit 1930 hat der Schützenverein alljährlich am Schützenfestmontag am Ehrenmal die Gefallenenehrung vorgenommen. So heißt es etwa im „Patriot“ vom 20. 7. 1937: „Am Montag traten die Schützen um 7.30 Uhr zum Kirchgang an und ehrten anschließend am Kriegerehrenmal die gefallenen Kameraden. Der Oberst gedachter ihrer in ergreifenden Worten.” Und über den Schützenfestmontag 1938 heißt es [Patriot v.19. 7. 38]: „Nach dem Abholen des Königspaares am Montagmorgen und dem gemeinsamen Kirchgang wurde am Ehrenmal ein Kranz niedergelegt, und der Schützenoberst gedachte in kernigen Worten der Gefallenen des Weltkrieges. Mit dem Lied vom guten Kameraden fand die Gefallenenehrung ihren würdigen Abschuss.“ – Ab 1934 ist das Ehrenmal häufiger dann auch Aufmarschplatz und Gedenkstätte nationalsozialistischer Feiern gewesen. In den Unterlagen des Heimatvereins finden sich Festprogramme von „Feiern für die Gefallenen der Bewegung“ (9. November) und von Heldengedenkfeiern (21.2. bzw. 13. 3.). Dokumentiert werden soll hier — unter Weglassung von Namen — das Programm zur Heldengedenkfeier am Ehrenmal am Sonntag, dem 21. 2. 1937: „1. Ausmarsch der Feldgrauen (4. Schuljahr), 2. über allen Gipfeln ist Ruh‘ (Männergesangverein), 3. Sprechchor (Knaben), 4. Morgenrot (Schülerchor), 5. Gedicht: Sei getreu bis in den Tod (NN), 6. Soldatentreue (Knaben), 7. Stumm schläft der Krieger (Männergesangverein), 8. Dankesschuld (NN), 9. Gedenkrede (Parteigenosse NN), 10. Kranzniederlegung, 11. Ich hatte einen Kameraden (Männergesangverein), 12. Soldatengrab (NN), 13. Der Gott, der Eisen wachsen ließ (Schülerchor), 14. Zum Heldengedenktag (NN), 15. Sieg Heil: Deutschland- und Horst-Wessel-Lied. Um 12 Uhr Übertragung (Gemeinschaftsempfang der Staatsfeier aus Berlin im Saale Kemper). Marschordnung vom Denkmal zum Saale Kemper: SA, DJ, JM, HJ, Fahne der NSDAP, Polit. Leiter, Kriegsverein, Fahnen des Schützenvereins, SS, Volksgenossen.“ Eine besondere Fahnenweihe des 1934 gegründeten Männergesangvereins fand am 17. 5. 1936 vor dem Ehrenmal statt (vgl. Foto).

Nach dem 2. Weltkrieg fanden am Ehrenmal unter anderem wieder die Gefallenenehrung des Schützenvereins (seit dem ersten Nachkriegsschützenfest 1948) sowie Feiern aus Anlass des 1952 bundesweit eingeführten Volkstrauertages statt. Auch der sich in dieser Zeit etablierende Heimkehrerverband hat das Denkmal als Stätte der Trauer und Erinnerung zu würdigen gewusst, wie aus dem Foto zu sehen ist.

IV. Die Erweiterung des Ehrenmals 1958

74 Gefallene und 15 Vermisste lautete statistisch die traurige Bilanz der Gemeinde Westernkotten nach dem 2. Weltkrieg. Um das ehrende Andenken an diese Männer zu bewahren, erweiterte die Gemeinde am Sonntag, dem 20. Juli 1958, im Rahmen der 700-Jahr-Feier des Ortes das vorhandene Ehrenmal um 2 Gedenksteine mit den eingemeißelten Namen der insgesamt 89 Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkrieges. Besonders Erich Riekenbrauck, vom 7. 11. 1956 bis zu seinem Tod Anfang 1957 auch Bürgermeister, hatte sich wieder dafür eingesetzt. [so A. Beste im Heimatbuch von 1987, S, 262] In den Gemeinderatsprotokollen des Jahres 1958 finden sich nur 2 Hinweise auf die Erweiterung des Ehrenmals: Am 3. 2. wird beschlossen, den Entwurf des Bildhauers Sprick aus Erwitte noch durch Alternativentwürfe einschließlich Kostenvoranschlag zu erweitern. Bereits am 14. 4. einigt sich der Gemeinderat dann einstimmig auf einen Entwurf des Bildhauers Sprick; die Gestaltung des Umfeldes wurde an die Firma Sprinkmeier aus Eikeloh vergeben. Über die Einweihungsfeier berichtete der Patriot am 21. 7. 1958 wie folgt: „Im Mittelpunkt des gestrigen Festtages stand der Umzug und die Einweihung des erweiterten Ehrenmals. Viele hunderte von Schützen der Vereine Berge, Bökenförde, Eikeloh, des Handwerkerschützenvereins, Junggesellen- und Männerschützenvereins Erwitte, Langeneicke, Lipperode, des südlichen Schützenbundes Lippstadt, des nördlichen Schützenbundes Lippstadt, Lipperbruch-Lippstadt, Overhagen, Stirpe und Bad Westernkotten — mit allein über 200 Schützen — bildeten mit ihren Fahnen, den Trommlercorps, dem Fanfarenzug Erwitte, den Musikkapellen, mit den bunten Uniformen der Schützen, den wehenden Federbüschen auf Dreispitzen, den Blümchen im Gewehrlauf, einen bunten und imposanten Festzug, der von der spalierbildenden Menge an den Straßen immer wieder bewundert wurde. Dem Zug voran ritten drei Herolde hoch zu Ross.

Die Schützen holten König „Josef I.” (gemeint ist Herr Josef Brock!) und seine Mitregentin (seine Frau) sowie Hofstaat ab und marschierten, nachdem die Majestäten die lange Front abgeschritten hatten, zum Ehrenmal, Der Festakt zur Erweiterung des Ehrenmals, dem zwei Steine mit den eingemeißelten Namen der Gefallenen und Vermissten des letzten Weltkrieges hinzugestellt sind, musste leider verkürzt durchgeführt werden, da aus den aufgezogenen Gewitterwolken Regen niederprasselte.

Eingeleitet wurde die denkwürdige Feierstunde mit „Die Himmel rühmen“ von Beethoven durch die vereinigten Männerchöre Westernkotten-Bökenförde (Dirigent: Chorleiter Josef Wallmeyer). Nachdem Bürgermeister Schäfermeier, der betonte, dass es immer die erste Pflicht der Gemeinde sei, der Gefallenen zu gedenken, die Enthüllung des Denkmals vorgenommen hatte, hielt Vikar Rüsing, Lippstadt, die Gedenkrede. Vikar Rüsing beglückwünschte die Gemeinde, dass sie es ermöglicht habe, das Denkmal zu erweitern zu einer Stätte, die immer an alle erinnern solle, die ihr Leben für Heimat, Volk und Vaterland hingaben, insbesondere an die, die in fremder Erde ruhen. Vikar Rüsing, der selbst am zweiten Weltkrieg teilnahm und in russische Gefangenschaft geriet, sprach mit der hohen Ehrfurcht, die man als Soldat vor den Denkmalen für die Gefallenen gehabt habe, ganz gleich, wo sie den lieben Toten errichtet worden seien.

Auch dieses Denkmal in Westernkotten sei stellvertretend errichtet für die vielen Gräber, unter denen deutsche Soldaten auf den Friedhöfen Europas und anderen Schlachtgefilden ruhten. An solchen Ehrenstätten dürfe man nicht achtlos vorübergehen. Denn die, denen sie erbaut wurden, seien hingesunken für Deutschland, für die Heimat, die sie verteidigten. Der Jugend rief Vikar Rüsing zu, dass sie gegenüber den Gefallenen die Verpflichtung trüge, die Zukunft zu gestalten und das hochzuhalten, was die Heimgegangenen ihnen vorgelebt hätten. Jeder werde einmal zur Rechenschaft gezogen, wenn er vergesse, den Glauben und die Vätersitte zu bewahren. Die eindrucksstarke Feierstunde endete mit dem gemeinsam gebeteten Vater unser und der Niederlegung eines Kranzes der Gemeinde am Ehrenmal, wobei die Fahnen sich senkten, die Schützen präsentierten und das Lied vom guten Kameraden erklang.“

V. Zur Geschichte des Ehrenmals seit 1958 bis heute

Das Ehrenmal hat seit dieser Zeit nicht nur räumlich, sondern auch im Bewusstsein der Gemeinde einen zentralen Platz eingenommen:

— Wie schon seit 1952 ehrt die Gemeinde Bad Westernkotten alljährlich zum Volkstrauertag im November die Gefallenen der beiden Kriege und die Opfer des Nationalsozialismus. Dabei legt der Bürgermeister/ Ortsvorsteher im Beisein von Schützenverein, Feuerwehr, Männergesangverein und (seit Ende der 80er Jahre) des Musikvereins sowie Vertreter der Kirchen und vieler Mitbürgerinnen, Mitbürger und Kurgäste einen Kranz nieder.

– Bei jedem Schützenfest findet am Samstagabend der Große Zapfenstreich am Ehrenmal statt, am Montagmorgen nach dem Schützenhochamt die Ehrung der gefallenen und verstorbenen Mitglieder.

– Viele ehemalige Schulklassen gedenken bei Klassentreffen ihrer gefallenen Mitschüler (vgl. Foto) usw.

Auch die Gestaltung des Denkmalplatzes wurde nicht vernachlässigt: „Im Jahre 1981 wurden die Grünanlagen rund um das Ehrenmal und gegenüber dem Pfarrhaus in Eigenleistung der Männerkompanie des Schützenvereins angelegt.“ [Beste aaO. S.262]

Im Oktober 1988 begann die Firma Menke mit den Umbauarbeiten am Kirchplatz. Dabei wurde der gesamte Kirchplatz durch Mauern gefasst, auf dem größten Teil der Flächen Betonpflaster verlegt und vor dem Turm, dem Paul-Gerhardt-Haus und dem Ehrenmal Natursteinpflaster in Segmentbögen (vgl. Detail aus dem Gestaltungsplan). In dieser Gestaltung präsentiert sich das Ehrenmal bis heute.

Mögen die Namen der Gefallenen und Vermissten auf dem Ehrenmal (denk‘ mal!) selbst in der Gemeinde ein ehrendes Gedenken finden! Und möge es niemals mehr Veranlassung geben, das Denkmal mit weiteren Steinen zu vergrößern oder weitere Namen einzumeißeln!

Benutzte Quellen: Kreisarchiv Soest: Kreis Lippstadt A 746; Stadtarchiv Erwitte: Protokollbücher der Gemeindevertretung Westernkotten; „Der Patriot“, u. a, vom 11.7. 1883, 27. 10. 1988, vom 19. 7. 1938, vom 21. 7. 1958 und vom 16. 9. 1929; Festprogramm zur Denkmaleinweihung 1929 aus dem Nachlass Probst; Marcus, Jesse, Mönnig, Richter (Hrsg.): Bad Westernkotten, Altes Sälzerdorf am Hellweg. Lippstadt 1987; – Heimatfreunde Bad Westernkotten e.V.; Reihe: Aus Kuotten düt un dat, Ausgabe 33, abgedruckt im Mitteilungsblatt der Stadt Erwitte vom Sept. 1990

Und hier das Ganze noch einmal in Form der Lippstädter Heimatblätter vom 7.6.1995:

Marcus, Wolfgang, Vor 65 Jahren wurde in Bad Westernkotten das Ehrenmal errichtet; in: HB 75, S. 105-112

Hier der 1. Teil

Und hier die Fortsetzung: