Rentmeister Franz Erdmann – Eine (noch lückenhafte) Lebensbeschreibung
Von Wolfgang Marcus [Erstveröffentlichung: Marcus, Wolfgang, Rentmeister Franz Erdmann: Eine (noch lückenhafte) Lebensbeschreibung; in: Aus Kuotten…Nr.45 (1992)]
Franz Erdmann, geboren 1801 in Kleve, war der Sohn einer königlichen Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Hamm an der Lippe und widmete sich dann dem Soldatenstand. 1820 wurde er porte-epee-Fähnrich im 36. Infanterie-Regiment. Nach Abschluss seiner Militärlaufbahn ging er zur Verwaltung über. In einer Westernkötter Quartierliste vom 6. Juli 1829 taucht er zum ersten Mal in Westernkotten auf: Erdmann. Salzfaktor, heißt es da. Ein Salzfaktor war der Rendant der staatlichen Steuerkasse. Das Haus. in dem Erdmann als Quartier-geber genannt wird, stand in der Leckhausstraße 1 (heute Franz-Josef und Roswitha Spiekermann). Der alte Hausstättenname des Anwesens lautet „Rentemesters“. Es gehörte schon 1829 bis nach 1945 dem adligen Hause von Papen-Antfeld, in dessen Dienst Franz Erdmann etwa um 1840 eintritt.
Im Jahre 1836 soll er sich zusammen mit anderen Vertretern Erwittes erfolgreich für den Verbleib des Land- und Stadtgerichtes in Erwitte eingesetzt haben.
1842 eröffnete Rentmeister Erdmann an der heutigen Kurpromenade das Solbad Westernkotten und legte damit den Grundstein für den heutigen Kurort. Erst 1871 haben seine Nachfahren das ganze Anwesen an die aus Erwitte stammende Familie Wiese verkauft. ab 1861 war das Bad zusammen mit der dazugehörigen Gastwirtschaft an einen A. Bergmann aus Störmede und dann an Robert Jesse verpachtet.
1843: Im ältesten Protokollbuch der Gemeinde. wird Erdmann als Gemeindevorsteher genannt.
Bei der Gründung einer eigenständigen evangelischen Kirchengemeinde in Erwitte, unserer heutigen Kernstadt, war Franz Erdmann nicht unwesentlich beteiligt. So wurde er am 25.5.1845 zusammen mit dem Kanzleidirektor Dr. Lorenz, dem Justizkommissar Köppelmann und dem Kaufmann Friedrich Groos, alle aus Erwitte, in den ersten vorläufigen Kirchenvorstand gewählt.
In den Hungerjahren 1846/47 kümmerte er sich. wie es heißt „in wahrer Brüderlichkeit als Mitglied der Freimaurerloge Soest, die Dürftigen seines Dorfes mit Brot und Korn zu versorgen.“
Über das Revolutionsjahr 1848 heißt es: „Seine Königstreue, vereint mit Wahrheitsliebe und Rechtlichkeit, bewies sich 1848 auf das Schönste“.
Am 22. Juli 1849 gründete er im Badehaus in Bad Westernkotten gemeinsam mit 6 weiteren „Aufrechten“ den ersten Bienenzuchtverein Westfalens. aus dem der westfälische Imkerverband hervorging. Der Zweck des Vereins war: „Ausbreitung und Verbesserung der Bienenzucht und des Seidenbaus zur Erzielung besseren (materiellen) Wohlstandes der ärmeren Landbewohner, wodurch Förderung der Sittlichkeit und Frömmigkeit als Zweck des Vereins in endlicher und höchster Potenz stehen.“
Erdmann war mit der Tochter eines Amtsrichters aus Erwitte verheiratet. Sie hatten 8 Kinder. – Am Krankenbett eines ruhrkranken Salinenknechtes steckte er sich an und starb im Jahre 1857 an Ruhr, wie es heißt „beweint von seiner Gattin, 8 unversorgten Kindern, einer dankbaren Gemeinde und vielen Freunden.“
Franz Erdmann ist- und das ist aus den wenigen Sätzen wohl deutlich geworden – eine der bedeutendsten Persönlichkeiten aus Bad Westernkotten. Die westfälischen Imker haben ihm im heutigen Kurpark für seine Verdienste ein Denkmal gesetzt. Die Volksbank gibt in September 1992 eine Gedenkmedaille heraus, die an das 150jährige Bestehen des Kurortes erinnert und auf der Vorderseite das Porträt Franz Erdmanns trägt. Vielleicht könnte die Stadt Erwitte die Verdienste von Franz Erdmann etwa durch die Benennung einer Straße ebenfalls würdigen!
Anmerkungen: Für eine umfassendere Biographie müssten noch zahlreiche Archivbestände, besonders im Archiv von Papen in Antfeld. durchgesehen werden.
Meine Quellen waren: Eine Festschrift des westfälischen Hauptvereins für Bienenzucht von 1899, das Erwitter Heimatbuch von 1936 und das Bad Westernkötter Heimatbuch von 1987.