Von Wolfgang Marcus [in: Aus Kuotten… 1990, Nr. 28]
1990: Bereitstellung von Pferden aus Westernkotten für die Kriege 1866 und 1870/71/Mitteilungen zu Gastwirtschaft Besting, Pastor Becker und Archiv von Papen, Antfeld
Im Jahre 1866 kam es zum sog. Deutschen Krieg zwischen Preußen und seinen Verbündeten auf der einen und ©Osterreich und seinen süddeutschen Verbündeten auf der anderen Seite.
Bismarck wollte mit diesem Sieg den Weg ebnen für die Einigung Deutschlands im kleindeutschen Sinne, das heißt ohne Einbeziehung der Donaumonarchie. Für diesen Krieg wurden auch Pferde aus Westernkotten benötigt. So heißt es in einem Schreiben des Amtmannes Schlünder an den Gemeindevorsteher Reinhard Jesse vom 9. Mai 1866:
„Nachdem seiner Majestät der König außer der bereits angeordneten Mobilmachung des 8ten Armeekorps, nunmehr auch die Mobilmachung des 7ten Armeekorps zu befehlen geruht haben, wozu der diesseitige Kreis die erforderlichen Pferde zu gestellen, welche auf Kosten der Staatskasse angekauft werden, fordere ich Sie im Namen des königlichen Landraths hiermit auf, sämtliche in dortiger Gemeinde vorhandene zum Kriegsdienst brauchbare Pferde ohne Unterschied der Größe und des Alters mit alleiniger Ausnahme der Hengste und der Fohlen bis zum 11ten d. Monats morgens 9 Uhr hier in Erwitte dem Bezirksvorstand zur Revision und Auswahl pünktlich zu stellen…“ (Militär-Akten Westernkotten im Stadtarchiv Erwitte).
Ein ähnliches Schreiben erhielt Gemeindevorsteher Jesse am 16. Juli 1870, also drei Tage vor der französischen Kriegserklärung an Preußen. Die jeweils nach Erwitte zur Vormusterung geschickten Pferde sind der nachfolgenden Liste zu entnehmen.
Pferdebesitzer 1866 1870
Franz Pütter gt. Valentin 2 2
Theod. Hollenbeck (Rüsing) 4 2
Ant. Hollenbeck (Bälzer) 4 4
Joseph Büker gt. Hahne 2 2
Franz Spiekermann (Jöster) 3 3
Peter Deimel (Steinhauer) 3 3
Anton Michel (Stinsmeyer) 2 3
Theod. Adämer gt. Wiese 2 3
Heinr, Adämmer (Vossjohann) 3 2
Joseph Buxsoht 2 2
Franz Hoppe gt. Wieneke 2 2
Eberh. Jacobe gt. Tewes 2 2
Anton Schütte gt. Rixmeyer 2 2
Kasp. Spiekermann (Stoffeljan) 1 2
Reinh. Jesse 3 3
Joh. Schäfermeyer (Lieutenant) 1 1
Wwe. Ant. Kemper (Bohnemeyer) 2 2
Franz Sandhoff (Haase) 1 1
Anton Dietz 1 1
Ferd. Steffensmeyer 1 1
Bernh. Gockel 3 2
Johann Loeper 4 5
Wwe., Anton Jesse 2 2
Eberh. Kuckelmann 1 –
Kasp. Gerling 1 1
Ant. Westerfeld 1 1
Heinr. Eickmann 2 2
Heinr. Mönnig 10 8
Anton Deckmann 2 1
Franz Lüning 1 2
Wilh. Böhmer/Maj. de Gree (Domh) 8 6
Eduard Homberg 1 2
Anton Otte – 2
Franz Mertens – 1
Lorenz Heithoff – 1
Kasp. Westerfeld – 1
Heinr. Schrewe – !
Heinr. Bückerling – 1
71 82
Hinweise und Mitteilungen
1. Gastwirtschaft Besting. „Anfang der 50er Jahre arbeitete ich mit meiner Firma in der Osterbachstraße. Wir sollten von Hand den Boden ausheben für den Keller eines Mehrfamilienhauses, jetzt Hausnummer 48. freitags gab es immer Lohn, und so schickte mich – ich war der jüngste – der Polier los ins Dorf: Ich sollte mal gucken, in welcher Kneipe es Kredit gab…
So kam ich zu Bestings Mutter. Und sie war wohl bereit, dass wir erst. mal eine Latte machten“. Auch meine Bitte, doch gleich etwas Bier mitnehmen zu dürfen, schlug sie nicht ab. Weil wir kein passendes Gefäß fanden, haben wir einfach eine große Milchkanne genommen, und mit diesem vollen Bier bin ich dann zur Baustelle, wo uns das Bier aus unseren Tassen und Henkelmännern bestens mundete. Später hat uns unser Chef unseren Wochenlohn gleich bei Bestings ausgezahlt, dann bekam Mutter Besting sofort ihren Wöchentlichen Kredit zurückgezahlt.“ (Mitgeteilt von Franz Budde, Schmerlecke, am 28. Oktober 1989)
2. Pastor Fritz Becker. Kurz nach dem Kriege meinte eine Frau, deren Mann noch in Gefangenschaft war, mal wieder beim „alten Fritz“ beichten zu müssen. Sie wollte aber nicht so gern erkannt werden, deshalb zog sie in dem dunklen Beichtstuhl ihren großen Hut weit ins Gesicht. Es ging auch alles gut, rasch war die Absolution erteilt. Schon wollte sie den Beichtstuhl verlassen, da klang es aus dem Beichtstuhl: „Ach übrigens, schon wieder was von Ihrem Mann gehört?“ (Mitgeteilt v. Roswitha Spiekermann am 28. Okt. 89)
3. Archiv von Papen, Antfeld, Das Archiv von Papen. In Antfeld, da sind wir uns im Vorstand der Heimatfreude sicher, birgt zur Ergründung der Geschichte Bad Westernkotten und für die Familienforschung in unserem Ort noch zahlreiche Schätze. Mit Schreiben vom 24. Okt. erteilt uns der Rentmeister der von Papen’schen Rentei aber erneut eine Absage, das Archiv besuchen zu dürfen. Er schreibt: „Ältere Pachtunterlagen … mögen im Archiv liegen. Das Archiv ist jedoch nicht geordnet und es ist ungeheuer schwierig. Aufzeichnungen über Westernkotten zu finden. Vor einigen Jahren haben wir- schlechte Erfahrungen gemacht, als Herr von Papen einigen Leuten, die sogar mit Empfehlungsschreiben aufwarten konnten, bestimmte Archivalien zugänglich gemacht hatte. Auch aus Sicherheitsgründen gewährt Herr von Papen niemand mehr Zutritt zu seinem Archiv, das sich zudem in seinen Privaträumen befindet, sie werden Verständnis dafür haben, dass wir Ihnen hier leider nicht weiterhelfen können.“ Das Westfäl. Archivamt in Münster, das gern bereit ist, das Archiv fachmännisch zu ordnen, sieht derzeit ebenfalls keine Möglichkeit, an die dortigen Archivalien zu kommen. Vielleicht hat jemand aus unserem Ort (Jäger, Landwirt…) besseren Kontakt zu Herrn von Papen, so dass der ihn bewegen könnte, sein Archiv zugänglich zu machen. Wir würden uns sehr darüber freuen. W. Marcus.