Von: Wolfgang Marcus; in: Aus Kuotten düt und dat… 1989, Nr. 18
Etwa 200 Meter vor dem Einmünden des Mühlenbaches in die Gieseler fallen dem aufmerksamen Kurparkspaziergänger die Reste einer alten Stauvorrichtung am Mühlenbach auf. Dieses Wehr heißt „Blindes Schütt“.
In der Zeit vor der weiteren Verbreitung des Kunstdüngers versuchte man hier wie an vielen Stellen andernorts (z.B. am Glasebach in Höhe des Drienbrügger Weges ca. 60 Morgen Wiesen und an der Erwitter Ölmühle ca. 20 Morgen) durch Aufstauen von Fluss- und Bachläufen angrenzende Wiesen und Weiden zu wässern und ertragreicher zu machen. Das absenkbare Schütt staute das Wasser des Mühlenbaches auf. Durch ein System von Gräben, Schiebern usw. gelangte das Wasser bei weiterem Ansteigen auf die gesamte Wiesenfläche im Winkel von Mühlenbach und Gieseler. Der Boden wurde getränkt und das Wachstum der Wiesen gefördert. Anschließend konnte das Wasser zur Gieseler hin abfließen.
Man nannte diesen Vorgang „flößen“ und die entsprechenden Wiesen „Flöß-Wiesen“. Als in den 1930er Jahren unseres Jahrhunderts der Kunstdünger seinen Vormarsch antrat, hatte das Blinde Schütt ausgedient. Der praktische Kunstdünger verdrängte die doch arbeits- und zeitaufwendige Flößerei. Auch hatte man erkannt, dass das in Flößwiesen anfallende Gras zwar durch die Wasserzufuhr an Masse zunahm, der Futterwert aber deutlich niedriger lag.
Möglicherweise hat die Stauvorrichtung aber bereits 1923 ihre Funktion verloren. In diesem Jahr wurde vom Weringhoff einige hundert Meter abwärts an der Gieseler ein Wasserkraftwerk in Betrieb genommen. Der dafür angelegte Triebgraben war teilweise mit dem Grabensystem des Blinden Schütts identisch, welches damit wirkungslos wurde, Das würde auch den Namen „Blindes“, das heißt bedeutungsloses Schütt, erklären.
(Notiert nach einem Gespräch mit Herrn Ferdinand Mönnig am 22. Aug. 1988)