Bad Westernkotten stellt ausführlichen Leitplan auf — Großzügige Gestaltung der Grünflächen
o. V.; in: Der Patriot vom 11.6.1960
Bad Westernkotten. Seit der Einrichtung des kommunalen Bades hat sich das Ortsbild des Dorfes Westernkotten durch den Ausbau des in guten Bauformen gehaltenen und im Innern gediegen und zweckmäßig ausgestatteten Kurhauses wesentlich geändert. Das von gepflegten gärtnerischen Anlagen umgebene Kurhaus mit dem Badehaus bildet den pulsierenden Mittelpunkt des Kurlebens. In den letzten Jahren sind weitere neue, gediegene Gasthöfe und Kurpensionen entstanden. Diese Ausführungen machte gelegentlich der Hauptversammlung der Gesellschafter des Solbades Westernkotten, über die wir bereits ausführlich berichteten, Kurdirektor Klinkhammer. Er führte dazu weiter aus:
Die Verwaltung und der Rat der Gemeinde haben durch den Ausbau der Ortsstraßen und durch die Herrichtung von Grünanlagen in weitsichtiger Planung dazu beigetragen, dass sich das Ortsbild von Jahr zu Jahr vorteilhafter entwickelt. Auch die überörtlichen Gebietskörperschaften, wie der Kreis Lippstadt und die Straßenbauverwaltung des Landschaftsverbandes Westfalen, haben durch den großzügigen Ausbau der Zugangsstraßen und durch einschneidende Straßenbegradigungen mitgewirkt, dass Westernkotten mit seinen zahlreichen alten und schönen Fachwerkhäusern immer mehr das Bild eines anheimelnden Kurortes erhält. Erfreulich ist auch die Tatsache, dass die Einwohner des Ortes durch die Anlage von Vorgärten und Blumenanpflanzungen diese Entwicklung unterstützen.
Um den wachsenden Zukunftsaufgaben des Kurortes gerecht zu werden, hat sich die Verwaltung und Vertretung der Gemeinde Westernkotten entschlossen, durch einen fachkundigen Bauplaner einen Leitplan und einen neuen Kanalisationsplan für die Gemeinde aufzustellen. Durch den Leitplan sollen insbesondere alle zukünftigen Baumaßnahmen sinnvoll eingegliedert und eine großzügige Grünflächengestaltung erreicht werden.
Kurdirektor Klinkhammer erörterte dann die Entwicklung Bad Westernkottens zum Volksbad. Der überraschende Aufstieg des früheren kleinen Solbades zu einem bekannten Herz-Heilbad ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass Westernkotten am Rande des westfälischen Industriegebietes liegt und sich auf Grund der ausgezeichneten kohlensäurehaltigen Thermalsolquelle zu einem bekannten Herzheilbad in ruhiger Lage entwickelt hat. Die öffentliche Gesundheitsfürsorge des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, die zuständigen Landesversicherungsanstalten und namhafte Industriewerke von Rhein und Ruhr haben die Bedeutung erkannt, die den vorzüglichen Heilschätzen des Bades zukommen. Sie verstärken von Jahr zu Jahr ihre Kurentsendungen nach Westernkotten.
Die soziale Umschichtung der Bevölkerung erfordert, dass die Kur- und Fremdenverkehrsleistungen so billig wie möglich gewährt werden, damit die werktätigen Bevölkerungsschichten erfasst werden können. Die Preise für Kurmittel, für Unterkunft und Verpflegung usw. sind in Westernkotten verhältnismäßig niedrig, weil die vorhandenen Badeeinrichtungen und der Bettenraum infolge der guten Frequenz wirtschaftlich gut ausgenutzt werden. Hierdurch erfüllt das Unternehmen seine satzungsgemäßen Aufgaben, weil die volle Befriedigung des Nachfragebedarfs zu wohlfeilen und gerechten Preisen die normale Sinnerfüllung der gestellten Aufgaben ist.
Für tadellose volle Pension sind 9 bis 11 DM zu zahlen. Eine normale Kur von vier Wochen erfordert nur rund 420,- bis 450,- DM für volle Pension, Kurtaxe, Heilbäder und Arztkosten. Die Preise in den örtlichen Gaststätten entsprechen einem angemessenen ländlichen Preisniveau, so dass sich auch die Nebenausgaben für die Kurgäste in erträglichen Grenzen halten.
Die gesetzlichen Versicherungsträger und die Fürsorgebehörden erhalten auf die an sich mäßigen Kurmittelpreise einen Nachlass von 15 Prozent. Durch die gekennzeichnete, vernünftige Preisgestaltung erfüllt das gemeinnützige Unternehmen die Aufgaben eines „sozialen Volksbades“. Auf Grund der Gemeinnützigkeit des Unternehmens sind nachhaltige Gewinne nicht zu erwirtschaften. Das Unternehmen erzielt aber seit der Gründung volle Kostendeckung und erwirtschaftete die planmäßigen Abschreibungen, so dass das Vermögen der Gesellschaft erhalten bleibt.
Aus Anlass der 700-Jahr-Feier der Gemeinde im Jahre 1958 hat die Landesregierung dem Antrag des Rates der Gemeinde entsprochen, den Gemeindenamen in „Bad Westernkotten“ umzuändern. Die Landesregierung hat damit die nachgewiesene balneologische und wirtschaftliche Bedeutung des Heilbades anerkannt.
Zur organischen Weiterentwicklung des Salzortes Westernkotten zum Kurort gehört es, ständig bemüht zu sein, den gesamten Kurbetrieb und die Fremdenverkehrsbetriebe mustergültig zu führen und das Gebotene auf gleicher Höhe zu halten. Mit der fortschreitenden Technik und dem wirtschaftlichen Aufstieg ist es schließlich das Bestreben aller Beteiligten, die bisherigen guten Leistungen möglichst noch zu steigern.
Es ist, so betonte Kurdirektor Klinkhammer abschließend, die große gesundheitliche Aufgabe der Heilbäder, dass im Zusammenwirken der Heilschätze, welche die gütige Natur gespendet hat, gemeinsam mit bestmöglicher örtlicher Kurleistung, möglichst vielen Menschen neue Kräfte geschenkt werden, die sie im harten Kampf und in der Hetze und Hast des Alltags notwendig brauchen.