1958: Kurhalle feierlich eröffnet – „Schmuckstück des Badeortes – Inmitten des neuen Kurparkes – Zahlreiche Ehrengäste in Bad Westernkotten

o. V., Patriot vom 5.11.1958

Bad Westernkotten. Die stets aufsteigende Entwicklung der sich das altbewährte, junge Heilbad Westernkotten erfreuen kann, wird besonders offenkundig durch die neue Kurhalle, die gestern in einer Feierstunde ihrer Bestimmung übergeben wurde. Allen an der Errichtung des Gebäudes Beteiligten, insbesondere dem „Baumeister“, Landesrat Ostermann (Münster), stellt dies Werk das beste Zeugnis aus. Inmitten eines weiten Parkes, der mit seinem Rasengrün und Baumbestand von allen Seiten die neue Halle umgibt, gelegen, ist dies Gebäude eine ideale Stätte für all die vielen Kurgäste und Besucher, die hier Erholung, Linderung und Stärkung suchen, deren Zahl immer höher angestiegen ist, so dass die Errichtung der Kurhalle einem dringenden Erfordernis entsprach. Den Haupttrakt des Hauses bildet die lichte Wandelhalle, an die sich weiterhin eine offene Halle anschließt. Lese- und Schreibzimmer, Trinkbrunnenausgabe, Spielraum und Garderobenablage sind ebenso in die Gestaltung der Kurhalle einbezogen, deren innere und äußere Architektur Zweckmäßigkeit und Formschönheit miteinander vereint. Hinzu kommt noch die stilvolle Farbgebung in den einzelnen Räumen und Gebäudeteilen, die sich vornehmlich der hellen Tönungen bedient. So ist hier eine echte Stätte der Erholung entstanden, auf das Beste geeignet, dem Menschen, der tagaus, tagein seine Pflicht im Berufsleben erfüllt, zur Freude zu gereichen und ihm den Kuraufenthalt in Bad Westernkotten besonders angenehm zu machen.

Dass somit die offizielle Übergabe der neuen Kurhalle in Bad Westernkotten ein Ereignis war. Das als solches in die Geschichte des Badeortes, ja in die der Heilbäder eingehen wird, war zu erwarten. Auf Freude gestimmt waren denn auch die Ansprachen, die aus diesem Anlass gestern in der Feierstunde gehalten wurden, die von Darbietungen des Trios Hans Deutsch (Lippstadt) festlich um rahmt war.

Freundschaftliche Verbundenheit

In der Teilnahme zahlreicher Ehrengäste an der Einweihungsfeier erblickte er deren freundschaftliche Verbundenheit mit dem aufstrebenden Heilbad Westernkotten, betonte in seiner Begrüßungsansprache Kurdirektor Klinkhammer der darin u.a. willkommen heißen konnte Landesrat Dr. Böttge; die Vertreter der Verbände und Behörden, die die Kurgäste hierher entsenden; die Vertreter der Solbad-Westernkotten-GmbH. mit ihrem Vorsitzenden, Amtsdirektor Reichmann, Bürgermeister Koenen; Stadtdirektor Herhaus; Kreisoberrechtsrat Dr. Schlarmann; die Bürgermeister und Direktoren der weiteren Gesellschaften.

Im Oktober 1957 beschlossen

Kurdirektor Klinkhammer wies dann darauf hin, dass am 1. Oktober 1957 die Errichtung der Kurhalle und die Bereitstellung der dafür erforderlichen Mittel beschlossen wurde. Dafür gebührt den beteiligten Stellen herzlicher Dank. Weiter hieß die Ansprache von Herzen willkommen die Vertreter einer Anzahl von Versicherungsträgern, so die der Orts- Innungs- und Betriebskrankenkassen, ferner die Vertreter des Deutschen Bäderverbandes, Kurdirektor Nohl (Bad Meinberg); Dr. Westerhaus, Hauptgeschäftsführer des Bäderverbandes; den Vorsitzenden des Bäderverbandes NRW, Kurdirektor Nave (Bad, Driburg); die Badeärzte Dr. Bisping und Dr. Plümpe und die Presse. Dank sagte Direktor Klinkhammer ebenso herzlich den am Bau beteiligten Firmen und Handwerkern, die hier eine ausgezeichnete Leistung vollbracht hätten, wie den Hauptentsendestellen: der LVA Rheinland, für die Obermedizinalrat Dr. Weddige erschienen war, den Firmen Bayer (Leverkusen), Dynamit-AG, Troisdorf, Edelstahlwerke (Krefeld), Friedrich Krupp (Essen), Mannesmann-Röhrenwerke (Remscheid). Besonderer Dank gebühre Landesrat Ostermann, der hier eine ausgezeichnete Leistung erfüllt habe, und dem Bauleiter, Landesoberinspektor Hunold.

Direktor Klinkhammer gab dann Aufschluss über die Erstellungskosten der- Kurhalle: Baukörper 180 000 DM, gärtnerische Gestaltung 20 000 DM, Innenräume 15 000 DM. Mit verhältnismäßig geringen Mitteln sei hier ein Gebäude gelungen, das den Zweck vollauf erfülle: dass sich hier die Kurgäste wohlfühlen und bestens erholen können.

Erfreuliche Bilanz

Kurdirektor Klinkhammer skizzierte anschließend auch die aufsteigende Entwicklung des Badeortes in den letzten acht Jahren. Die hervorragende Solquelle schütte, wie bereits seit über einem Jahrhundert, stündlich 90 000 Liter aus. Eindeutig belegt wurde die Entwicklung durch folgende Zahlen:

195019571958 (Schätzung)
Bettenzahl78248300
Übernachtungen10.26242.23149.000
Kurgäste:   
Stationäre3881.8222.100
Ambulante1.3879891.100
Zusammen:1.7752.8113.200
Abgegebene Heilbäder16.98228.21832.500
Abgegebene sonstige Kurformen (Inhalationen, Massagen usw.)1.71613.41324.500

80 000 Bäume und Sträucher

In den acht Jahren seit 1950 konnten, wie die erfreuliche Bilanz weiter auswies, über 50 Morgen aufgeforstet werden. 80.000 Bäume und Sträucher wurden im gleichen Zeitraum im Kurpark angepflanzt. So sei hier genügend Raum in schöner Natur für den erholungsuchenden Menschen gewonnen worden, der hier vor allem ruhige Urlaubstage verbringen könne.

Neue Ziele

Abschließend gab Kurdirektor Klinkhammer einen Vorblick auf die kommenden Aufgaben. „Neue Ziele warten auf uns, weil der Kurbetrieb sich laufend vergrößerte.“ So müsse u. a. das Badehaus in Zukunft erweitert werden. Hinzu komme, dass laut wissenschaftlicher Untersuchung das Moor aus dem bei Bad Westernkotten gelegenen Muckenbruch als Badetorf hervorragend verwendet werden könne. „Auch in der Folgezeit soll alles getan werden, dass Bad Westernkotten weiter seine aufwärtsstrebende Entwicklung nehmen kann, dem Erholungsuchenden und Kranken Erholung und Linderung zu verschaffen und auch die Lebensfreude — dazu wird bestimmt die neue Kurhalle bestens beitragen!“ (starker Beifall.)

„Erster Initiator“

Die Glückwünsche des Vorsitzenden der Landschaftsversammlung, Landrats Hesse, und des Landeshauptmannes, Dr. Köchling, übermittelte Landesrat Dr. Böttge (Münster), der dann betonte, dass Landesrat Ostermann mit der Errichtung und Gestaltung der neuen Mehrzweckhalle ein vorzügliches Werk der vorbeugenden Heilfürsorge ausgeführt habe. Dr. Böttge sagte dann tiefen Dank an Kurdirektor Klinkhammer. dem „ersten Initiator“ des Planes der Erstellung der neuen Kurhalle, der sich insbesondere auch durch, umfangreiche Arbeit um die Schaffung des nun abgerundeten Kurgeländes bleibend verdient gemacht habe. – Landesrat Dr. Böttge händigte dann dem Kurdirektor die Schlüssel zu dem Gebäude aus.

Aus dem Rheinland

Obermedizinalrat Dr. Weddige hob die enge Verbundenheit der LVA Rheinland, mit Bad Westernkotten hervor. Aus dem anfänglichen Versuch, die Kurgäste hierher zu entsenden, sei nun eine bewährte Dauereinrichtung geworden, so dass die LVA Rheinland regelmäßig je Kurgang 80 bis 100 Patienten hierher entsende. „Wir werden auch weiterhin dank der Erfolge Bad Westernkotten beschicken“ schloss Dr. Weddige.

„Richtungweisend“

Die Glückwünsche des Deutschen Bäderverbandes und seines Vorsitzenden, Generaldirektors Dr. Dr. Rütten, sagte Hauptgeschäftsführer Dr. Westerhaus (Bonn). „Das neue Gebäude“, so erklärte er u. a., „ist hervorragend in die westfälische Landschaft mit ihrer schönen Weite eingebettet, die voll der natürlichen Reize ist. Mit der neuen Kurhalle wird der Ganzheitstherapie eine richtungweisende Stätte gegeben.“ Direktor Klinkhammer habe hier erneut planerisch weitschauend gearbeitet und zähle zu den Kurdirektoren, die ihre vielfältigen Aufgaben ganz kennen und voll erfüllen. – Namens der Dynamitwerke Troisdorf unterstrich ebenso deren Sprecher, Herr Gehlen, die Arbeit des Direktors Klinkhammer für das aufstrebende Heilbad: „Das kluge und ordnende Wirken Ihres Kurdirektors hat maßgeblich zur Aufwärtsentwicklung des Heilbades beigetragen.“ Dafür gebühre Diesem herzlicher Dank, ebenso dem Badearzt, Dr. Bisping, wieder Betreuerin der Kurgäste, Frau Kolberg. Für alle Werke, die ihre Betriebsangehörigen nach Bad Westernkotten entsenden, sagte er auch für die Folgezeit diese Entsendung wie bisher zu, — „wir haben ausgezeichnete Erfahrungen mit der Kurdirektion von Bad Westernkotten gemacht.“

Amt Erwitte gratuliert

Der Amtsdirektor Reichmann sagte die Glückwünsche des Amtes Erwitte wie der Gesellschafterversammlung der Solbad-GmbH, zu diesem festlichen Tag, der ein Tag der Freude sei, da an ihm die neue Kurhalle eröffnet werden könne. Er dankte für die erfolgreiche und mühevolle Arbeit, die hier geleistet worden sei, um das schöne Werk zu vollenden, vor allem aber dankte er dem Baumeister, Landesrat Ostermann, und dem Initiator des Neubaus, Direktor Klinkhammer.

Es schloss sich ein Rundgang durch die neue Kurhalle an. Alle Teilnehmer an der Besichtigung gaben ihrer besonderen Anerkennung für das so glücklich Geleistete bewundernd Ausdruck.

Im Kurhaus fand dann ein gemeinsames Mittagessen statt. Im Verlauf der Stunde betonte in einer Ansprache Bürgermeister Koenen die herzliche Verbundenheit der Kreisstadt wie der anderen in der Gesellschafterversammlung vereinigten Nachbargemeinden mit dem Badeort. Lippstadt liege zwischen den beiden Bädern Waldliesborn und Westernkotten, Lippstadt sei gleichsam ein Ort ohne grüne Lungen. Einen nördlichen Lungenflügel aber besitze die Kreisstadt in Waldliesborn, den südlichen habe sie in Westernkotten. Direktor Klinkhammer bemühe sich immer und erfolgreich um die Pflege dieser beiden „Lungenflügel“ — Der Kurdirektor möge noch lange Jahre der Motor dieser Pflege und Betreuung sein, sagte der Bürgermeister und dankte dann ebenso herzlich den Betreuerinnen der Kurgäste, Frau Kolberg und Fräulein Schlüter. Auch dem Gastronomen des Kurhauses sei für die vorzügliche Bewirtung der Gäste an dieser Mittagstafel besonders zu danken.

Dem Landschaftsverband und der Gesellschafterversammlung dankte für die Gemeinde Bad Westernkotten Bürgermeister Schäfermeier, ebenso Bürgermeister Koenen für den Ausdruck der treuen Verbundenheit der Kreisstadt mit dem Badeort. Bürgermeister Schäfermeier brachte anschließend einen Toast auf Lippstadt und Bad Westernkotten aus.

Mit der Ansprache von Kurdirektor Nave (Bad Driburg), der insbesondere auch die anwesenden Damen durch einen Trinkspruch ehrte, schloss der Reigen der Ansprachen, die alle das Ereignis würdig hervorgehoben hatten: die Einweihung der neuen, sehr schmucken Kurhalle, die nun immer den Kurgästen eine Stätte der Erholung und Freude sein wird. —y—