Aus: Der Patriot vom 21.7.1958
Bad Westernkotten. Die Stirnwand der großen Volkshalle zu Bad Westernkotten, die dank freiwilliger Arbeitsleistungen aus allen Kreisen der Bevölkerung pünktlich zur 700-Jahr-Feier fertig geworden war, schmückt das Wappenzeichen der nun „offiziellen“ Badegemeinde. Unter diesem Wappen saßen am Sonnabendnachmittag zahlreiche Ehrengäste, als In einem öffentlichen Festakt die heue Halle eingeweiht wurde. Die Festansprache hielt Amtsdirektor Reichmann, der die wechselvolle Geschichte der Gemeinde noch einmal abrollen ließ.
Bürgermeister Schäfermeier nahm die Gelegenheit wahr, die Gäste und seine Gemeindebürger, die sehr zahlreich zu dem Festakt gekommen waren, herzlich zu begrüßen.
Erste Geburtstagsfeier Es sei das erste Mal, dass sich für Westernkotten die Gelegenheit böte, ein Geburtstagsfest zu feiern, sagte Amtsdirektor Reichmann zu Beginn seiner Festansprache und verwies auf das Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes.
Dass Westernkotten noch viel älter als 700 Jahre sei, das hätten Boden- und Münzfunde hinreichend bewiesen. Die Westernkötter hätten stets ein ausgeprägtes Heimatgefühl gehabt und seien seit eh und je mit der Heimat eng verbunden gewesen. Auf sie treffe das Wort des Sängers von „Dreizehnlinden“ zu: „Erst gehörst du deinem Gotte, Ihm zunächst der Heimaterde!“
Erbe der Väter
Amtsdirektor Reichmann erinnerte an die Zeit der „Salz-Herrschaft“ und an das Jahr 1943, als die letzte der Westernkötter Salinen ihre Pforten schloss. Als Jahre später dann der Verkauf der Grundstücke und der Abbruch der letzten Gradierwerke bevorstand, sei das Erbe der Väter in der heutigen Generation jäh durchgebrochen.
Nach der Währungsreform habe die Gemeindevertretung einstimmig beschlossen, die ersten Ersparnisse als Grundstock für den Ankauf der Liegenschaften und Solerechte zur Verfügung zu stellen. Von diesem Zeitpunkt an sei es mit Westernkotten aufwärts gegangen. Gemeinsam mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe wurde die Solbad-Westernkotten-GmbH. gegründet. Das Ergebnis der Anstrengungen dieser Gesellschaft stehe allen Bürgern und Gästen der Badegemeinde täglich vor Augen, betonte der Amtsdirektor und zählte die erfolgreich gemeisterten Gemeindeprobleme auf.
„Beispielhafte Gemeinschaftshilfe“
Der Festredner sprach dann weiter von der neuen Halle und sagte wörtlich: „Ein besonders eindrucksvolles Beispiel einer mustergültigen Opfer- und Einsatzbereitschaft hat die Bevölkerung von Westernkotten in diesem Jahre gegeben, indem sie diese sinnvolle und für die öffentlichen Aufgaben der aufstrebenden Gemeinde erforderliche Halle zum erheblichen Teil durch eine beispielhafte Gemeinschaftshilfe geschaffen hat. – Dieses Werk berechtigt, auch wenn es noch einiger Vervollkommnung bedarf, zu einer echten Freude und zu einer öffentlichen Anerkennung aller derer, die zur Förderung dieses Bauvorhabens beigetragen haben, an der Spitze unser Bürgermeister, dem das Zustandekommen des Hallenneubaues ein besonderes Herzensanliegen war.“
Beifall für Ehrenbürger
Als der Amtsdirektor von der am Vormittag vorausgegangenen Feierstunde berichtete und die Verleihung des Ehrenbürgerbriefes an Bauer Heinrich Eickmann erwähnte, brach die Festgemeinde in spontanen Beifall aus. „Diese Auszeichnung gereicht der ganzen Gemeinde zur besonderen Ehre, zumal durch sie die Verdienste eines schlichten Mitbürgers in gebührender Weise gewürdigt worden sind.“ – Der Festredner schloss seine Ansprache mit den Worten: „Mögen die Bürger von Bad Westernkotten auch m Zukunft stets bereit sein, für das Wohl der Gemeinde ihr Bestes zu tun, dann wird es um die weitere Aufwärtsentwicklung der Gemeinde und das Wohl ihrer Bürger immer gut bestellt sein!“
„Energie und Tatkraft“
Bürgermeister Schäfermeier dankte Amtsdirektor Reichmann im Namen der gesamten Gemeinde und gab dann seinerseits seiner Freude über die in gemeinschaftlicher Arbeit erstellte Halle Ausdruck. Tatkraft und Energie hätten das Werk erstehen lassen, das nun der Gemeindebevölkerung für alle Zwecke zur Verfügung stehe. Den gleichen Tenor hatte auch die kurze Ansprache von Landrat Schröder, der da sagte: „Ich habe heute eine selten schöne Feier, erleben dürfen und möchte es nicht versäumen, die Grüße und Glückwünsche des Kreistages und der Kreisverwaltung zu übermitteln.“
Die Feierstunde war umrahmt von Musik- und Choreinlagen der Paderborner Eisenbahnerkapelle und des Männergesangvereins Bad Westernkotten. – Der Fanfarenzug der Freiwilligen Feuerwehr Erwitte stellte mit schmissigen Fanfarenmärschen die Akustik der Volkshalle auf eine erste Probe, die hervorragend gelang.