Aus: Der Patriot vom 22.12.1950
„Bad Westernkotten. (Eig. Ber.) Hier wurde im Saale Dietz die Wiederbegründung des Heimatvereins Westernkotten vollzogen. Namens des vorbereitenden Ausschusses eröffnete Bürgermeister Duwentester die Versammlung. Unter Bezugnahme auf die reiche geschichtliche Vergangenheit von Westernkotten wies er auf die Notwendigkeit hin, die Kulturwerte, die aus vergangenen Zeiten in die Gegenwart hinübergerettet werden konnten, zu erhalten und insbesondere das Bild der Landschaft zu pflegen. Die Aufgaben auf dem Gebiet des Fremdenverkehrs in dem Badeort hätten auch die planmäßige Gestaltung der Verkehrswerbung notwendig gemacht. Der vorbereitende Ausschuss schlage vor, von der Bildung eines besonderen Verkehrsvereins abzusehen und seine Aufgaben einem Ausschuss des Heimatvereins zu übertragen. Der Bürgermeister begrüßte weiter besonders Wilm Böckenholt und Kurdirektor Klinkhammer sowie die Gäste des benachbarten Heimatvereins Erwitte.
Wilm Böckenholt umriss zunächst die vielseitigen Aufgaben, die von einem Heimatverein gelöst werden müssen, und legte die Entwicklung der plattdeutschen Sprache bis zur Neuzeit dar. Es sei das Verdienst der großen niederdeutschen Dichter Fritz Reuter, Friedrich Grimme, Augustin Wibbelt, Wagenfeld u. a., dem Reichtum des niederdeutschen Sprachschatzes wieder Geltung und Ansehen im kulturellen Leben verschafft zu haben. Pflicht aller verantwortungsbewussten Volkskreise sei es, die plattdeutsche Muttersprache im westfälischen Raume, insbesondere in den Dörfern, zu erhalten und im täglichen Leben mehr als bisher zu gebrauchen.
Kurdirektor Klinkhammer betonte die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Badeverwaltung, Gemeinde und Bürgerschaft von Bad Westernkotten. Die Kultureinrichtungen der Badeverwaltung seien anerkannt mustergültig. Dringend erforderlich sei die Instandsetzung der vernachlässigten Straßen, die Schaffung von Spazierwegen und die Verschönerung des Landschaftsbildes durch Vermehrung der Baumanpflanzungen. Dagegen müssten die Auswüchse der Außenreklame beseitigt und durch planmäßige Arbeit das gesamte Ortsbild verschönert werden. Die Arbeiten erforderten Zeit und Geduld und könnten nun in Zusammenarbeit mit allen, an dem Aufblühen des Bades interessierten Kreisen in einem längeren Zeitraum gelöst werden. Dazu sei die Verkehrsplanung und die Werbearbeit zu verstärken. Um nicht die Zahl der Vereine über Gebühr zu vermehren, halte er es ebenfalls für zweckmäßig, die bezeichneten Aufgaben vom Heimatverein mit wahrnehmen zu lassen.
Die Ausführungen des Kurdirektors fanden ebenfalls reichen Beifall. In einem weiteren Vortrag führte Wilm Böckenholt seine Zuhörer in die plattdeutsche Dichtung ein. Die Darbietungen heiterer und ernster Dichtungen, Erzählungen und Schwanke wurden sehr beifällig aufgenommen.
Alle Anwesenden beschlossen einstimmig, den Heimat- und Verkehrsverein Westernkotten neu zu begründen. Zum ersten Vorsitzenden wurde Bauer Heinrich Eickmann, zum 2. Vorsitzenden Bürgermeister Duwentester gewählt. Geschäftsführer wurde Lehrer Gunkel, Kassenführer Paul Gerling. Ferner wurden drei Ausschüsse gebildet: Der Heimatausschuss unter dem Vorsitz des Hauptlehrers Probst, der Verkehrsausschuss unter dem Vorsitz von Lehrer Gunkel.
Noch in diesem Winter soll ein plattdeutscher Abend mit Aufführung eines plattdeutschen Schauspieles stattfinden. Der junge Verein hat bereits 40 Mitglieder. Es ist beabsichtigt, die Werbung fortzuführen und insbesondere die junge Generation für die Aufgaben der Heimatpflege zu gewinnen.“
Nachbemerkungen:
Im Heimatbuch von 1987 habe ich unter dem Punkt „19.1.8. Heimat- und Verkehrsverein“ folgende Zeilen geschrieben:
„Der Verein wurde im Dezember 1950 im Saale Dietz gegründet. Wenngleich in dem entsprechenden Zeitungsartikel [siehe oben] von „Wiederbegründung“ die Rede ist, scheint dieser Verein der erste seiner Art in Westernkotten gewesen zu sein. – In den Vorstand wurden gewählt: Heinrich Eickmann (1. Vors.), Bürgermeister Duwentester (2. Vors.), Lehrer Gunkel (Geschäftsführer), Paul Gerling (Kassenführer). – 3 Ausschüsse wurden gebildet: Heimat-, Verkehrs- und wohl Plattdeutsch- und Theater-Ausschuss. Der Verkehrsausschuss übernahm etwa die Aufgabe, die heute der Kur- und Verkehrsverein innehat, wie Verschönerung des Ortsbildes, Verkehrsplanung, Werbearbeit usw. Bei der Gründung hatte der Verein 40 Mitglieder. – Am 26.3.1951 (2. Ostertag) wurden 2 Theaterstücke „Dat nigge Denstmiärken“ und „Hahn gegen Hahn“ aufgeführt. Mit Schreiben vom 23.3.1952 wurde die Aufnahme in den Westfälischen Heimatbund bestätigt. Am 23.3.1952 erlebten zahlreiche Zuschauer die Plattdeutsche Passion nach Karl Wagenfeld, vorgetragen von Wilm Bökenholt. Am 22.4.1952 hatte der Verein 59 Mitglieder. Nach Angaben von Paul Gerling ist der Verein schon bald danach aus „allgemeiner Interessenlosigkeit“ eingegangen.“
Die Gründung unseres heutigen Heimatvereins „Heimatfreunde Bad Westernkotten e.V.“ fand dann im Jahre 1981 statt. [WM]