Von: Wilhelm Probst, Westernkotten
Aus: Probst, Wilhelm, Kötter Lowedag; in: Heimatblätter Lippstadt (31. JG.) 1949, S. 34; in Plattdeutsch im Heimatbuch von 1958
Ein altes Mütterchen aus dieser Gegend hatte einmal in Paderborn zu tun, Es kam auch an den Dom und bestaunte ihn von außen und von innen. Besonders gut gefielen ihm die kleinen Seitenkapellen, die im Dom an den beiden Längsseiten waren. In jedem Kapellchen waren ein Altar, ein paar Bänke und ein Beichtstuhl. Das Mütterchen fragte nach dieser Einrichtung und hörte, dass Altar und Beichtstuhl in jedem Kapellchen für irgendeinen der Paderborner Domherren bestimmt seien. — Gerade ging nun ein Priester in einen Solchen Beichtstuhl, vor dem ein paar Frauen knieten. Das Mütterchen dachte: „Hier kann man zum Beichten kommen, ohne lange warten zu müssen und das sogar bei einem Paderborner Domherrn.“ Zuletzt hatte es in Westernkotten zum Lobetagsfeste gebeichtet. Das waren nun schon etliche Wochen hin, und es war wohl an der Zeit, seine Sache mit dem Herrgott mal wieder ins Reine zu bringen. Bald hatte sich das Mütterchen gut auf die Beichte vorbereitet, und nun war die Reihe an ihm. Es kniete im Beichtstuhl und machte ein andächtiges Kreuzzeichen. Da fragte der Domherr: „Wann haben Sie zuletzt gebeichtet?“ — Das Mütterchen verstand und sprach ganz gut „hochdeutsch“, aber für das Westernkottener Lobetagsfest. kannte es nur den Ausdruck: Kötter Lowedag. Und somit sagte es eben: „Kötter Lowedag“., Der Domherr wußte aber nicht, was damit gemeint war und fragte darum dasselbe noch einmal. Das Mütterchen antwortete wieder: „Kötter Lowedag“. Der Domherr jedoch, der deutsch, lateinisch, griechisch, englisch, französisch, hebräisch und wer weiß, was sonst ncch sprach und gewiss auch das Paderborner Platt kannte, verstand das Westernkötter Platt nicht und sagte deshalb: „Ich weiß nicht, was sie damit meinen.“ Da war es aber mit der‘ Andacht des guten Mütterchens vorbei. Eilig und ganz aufgeregt verließ es den Beichtstuhl und den Dom. Zu Hause erzählte es von der Beichte im Dom, die gar keine gewesen war und meinte: „Der wollte Domherr sein und wusste nicht einmal, was Kötter Lowedag ist. Der war gewiss keiner.“