Erstabdruck: Steimann, Rudolf (Bankdirektor i. R.), Ehrenfried Christian Laurenz Bredenol, 1710 – 1791, Erbsälzer in Westernkotten und Salzkotten, in: Heimatblätter Lippstadt 31 (1949), S. 6-7
Unter Nr. 14 unserer Ahnen- und Bilder-Galerie, die 300 Jahre mit 46 Bildern umfasst, befindet sich das Porträt des Jubilar-Priesters Ehrenfried Christian Laurenz Bredenol, geboren am 23. März 1710 zu Westernkotten und gestorben allda am 9. März 1791.
Das Bild ist gemalt 1773 im Alter von 63 Jahren. Bredenol hat ein Alter von 81 Jahren erreicht. Den größten Teil seines langen, segensreichen Lebens hat er in seinem Heimatort verbracht. Seinen markanten Kopf schmückt eine zeitgemäße weiße Allongeperücke. Sein Auge kündet Klugheit, seine Gesichtszüge Gutmütigkeit, Wohlwollen und innere Zufriedenheit.
Ehrenfried Laurentius hat überaus segensreich gewirkt und viel Gutes getan. Er ist der Sohn des Laurentius Bredenol, Erbsälzer und Churfürstlicher Gerichts-Assessor und seiner Ehefrau Maria Anna Katharina Groll, deren Porträts sich ebenfalls in unserer Gemäldesammlung befinden.
Als Gründer unseres Salinen-Fideikommisses, dessen Original-Stiftungs-Urkunde vom 5. September 1789 (also 1 ½ Jahre vor seinem Tode errichtet) sich in lateinischer Sprache in unserem Familien-Archiv befindet, gebührt ihm eine besonders liebe und dankenswerte Erinnerung in unserer Chronik und sein Bildnis hatte in unserem Hause in Münster (vor dessen Zerstörung am 22. Oktober 1944) einen historischen Ehrenplatz in der historischen Ecke.
Aus der Urkunde im Staatsarchiv zu Münster – von welcher ich eine Photokopie besitze – geht hervor, dass die von Bredenol bereits 1325 ein Salzwerk in Westernkotten besaßen, denn der Knappe Heydenreich von Bredenol verschrieb der Äbtissin Gertrud und dem Convent des Klosters zu Benninghausen eine Rente aus seinem Salzhause: et anno mea salnaria sita in Westernkotene.
Diese Urkunde ist vom Ritter Ehrenfried von Bredenol besiegelt und vom Edlen Symon zu Lippe als Zeugen contrasigniert. Das war vor 624 Jahren!
Dieser Jubilar-Priester Ehrenfried Laurenz Bredenol ist wahrlich der getreue Eckehard und Mentor unserer Familie gewesen. Seine theologischen Studien und seinen Unterhalt als Seelsorger in Westernkotten hat er aus eigenen Mitteln bestritten und ist weder der Gemeinde noch dem bischöflichen Stuhle zu Paderborn zur Last gefallen.
Im Gegenteil, aus den Dokumenten unseres Familien-Archivs ergibt sich, dass er für sein Pfarrkirchlein St. Johanni, für die Armen und in Not Geratenen durch Spenden, Fundationen und z. T. zinslose Darlehen viel Gutes geschafft und viel Not gelindert hat.
Er hat sparsam gewirtschaftet, aber auch über seine Einkünfte so genau Buch geführt, dass heutzutage jedes Finanzamt seine helle Freude darüber haben würde.
Ein codex manuscriptus in echtem Schweinsleder, 20X15 cm groß, und daumendick, ist uns erhalten. Auf der ersten Seite befindet sich die Aufschrift mit allen orthographischen und grammatikalischen Schönheitsfehlern. „Verzeichnus, waß mihr Laurentio Bredenoll von meinen Ländereyen undt sonsten zukommet“, renoviret Anno 1751.
Ganz unten ist ein Zettelchen mit der Notiz aufgeklebt: „1751 d. 8. Aug. an Dr. Seisenschmidt 13 Medizinische Bücher gelehnet, am Titel-Blath stehet Bredenol.“
Aus diesen gewissenhaften und besorgten Aufzeichnungen geht hervor, dass bereits vor 1751 ein anderes Aufschreibebuch bestanden haben muss (welches leider nicht erhalten ist) und „Er“ Wert darauflegt, die ausgeliehenen Bücher, mit seinem Namen, auch zurück zu erhalten.
Inhaltlich geht weiter daraus hervor, dass unser Jubilar für die damalige Zeit ein ganz nettes Kapital mit schönen Revenuen besessen hat.
Bei den Erbländereien und Darlehen werden Lippstadt, Bökenförde, Miste, Brilon, Ruthen, Hockelheimerfeld, Eikeloh und Westernkotten genannt:
Dann heißt es weiter: „Folgen Imb’sche Ländereyen (von Impfen. Der Verf.), ferner: „Ein Holtzgewächs, der Ringeling Hoff genandt, so etwas über fünfzig morgen hält, welches zur Halbscheidt mehr zugehöret, wo von für meinen Antheill an das Hochwürdige Thumb-Capitel zu Paderborn Michaely jährliehs müssen prästiret werden Thaler“; weiterhin.
„De Capitali 600 Thl., die Pistolle zu 5 Thl., Bey dem Hochlöblichen Sältzer-Collegium zu Saltzkotten stehen 1. Februar 1798 zu 3Vs pro Cent“.
Hier erfahren wir zum ersten Male, dass sich seine Interessen bis nach Salzkotten erstrecken, und zwar, nicht allein als Darlehngeber an das Sälzer-Collegium, sondern auch als Teilhaber am Salzwerk.
Darüber handelt ein neuer Abschnitt in seinem Haupt- und Geheimbuch mit der Überschrift:
Saltzwerk zu Westernkotten
„1771 habe ich mit Herrn Bürgermeister Prüssen laut Contracts dahin den Accord gemacht, dass er jährlich, 1772 anfänglich mehr, zahlen sollt 120 Thaler in Conventionswahrt“ (= Wert). Diese 120 Thaler sind dann aber — laut Ausweis — verzögert und ratenweise in kleineren Beträgen eingegangen. Zunächst 80 Thl., dann für 1778 mit 130 bzw 135 Thl., 1781 mit 110, 1782 mit 130 und so fortlaufend bis 1791.
Da er aber im Jahre 1791 verstorben ist und der Salinen-Anteil durch seinen ihm bereits 1756 im Tode vorausgegangenen Bruder- Peter Alhard Christian Bredenol, den ersten Inhaber unseres Salinen-Fideikommisses, übergegangen war, so hat er die nun einsetzende erfreuliche Hochkonjunktur der Salinen-Betriebe nicht mehr erlebt.
Da er aber im Jahre 1791 verstorben ist und der Salinen-Anteil durch seinen ihm bereits 1756 im Tode vorausgegangenen Bruder- Peter Alhard Christian Bredenol, den ersten Inhaber unseres Salinen- Fideikommisses, übergegangen war, so hat er die nun einsetzende erfreuliche Hochkonjunktur der Salinen-Betriebe nicht mehr erlebt. Die Dividenden stiegen langsam auf 160 Thl., 1796 waren es 200 Thl. und erhöhten sich bis 1803 auf 400 Thl.
Aber auch der Bruder unseres Jubilar-Priesters und Erbsälzers, der Doctor utriusque Joan Wolrad Bredenol, Defensor Dilenquentium und Advokat in Paderborn, war an der Saline in Salzkotten beteiligt.
Eine vergilbte und mit zwei roten Siegeln bekräftigte Urkunde vom 18. Januar 1768 zwischen diesem Dr. Bredenol und seinem unpünktlichen Verwalter Conrad Prüssen, gibt uns darüber Bescheid und regelt vertraglich die Termine der Zahlung.
Auf welche Weise gelangten nun die Bredenols, neben ihrer Saline in Westernkotten, auch noch zu einer Beteiligung an der Saline in Salzkotten?
Im Staatsarchiv zu Münster fand ich zunächst folgende Angaben: „In der Landschatzung vom Jahre 1800 waren die Werte der innerhalb der Stadt Salzkotten befindlichen Salzwerke in Summa mit 20 980 Thl. ausgewiesen und diese verteilten sich auf folgende Sälzer- Oberstallmeister von Westphalen, Herr von Plettenberg, Herr von Brenken u. a. und an zwölfter Stelle Vicar Bredenol ein Salzwerk (von von Spiegel) mit 50 Mollen Salzmeierstättische Leistung gleich 700 Thalern.“
Nun war Arnold von Bredenol, der das bischöflich Paderbornsche Obedienz, den „Amtshof“ in Bökenförde zu Lehn trug, um 1577 mit Guda von Spiegel zum Desenberg (der Tochter Johann von Spiegels zu Rothenburg und der Anna Katharina von Buren) der Witwe Dietrich von Niehausen, verheiratet. Gudas Ehe mit Dietrich war kinderlos. Als Guda am 31. März 1587 starb und aus ihrer zweiten Ehe mit Arnold von Bredenol eine Tochter: Anna Margaretha von Bredenol hinterließ, die Anton von Luerwald zu Suttrop heiratete, schritt Arnold von Bredenol zur zweiten Ehe mit Elisabeth von Spiegel, der Tochter Philipps von Spiegel zur „Unteren Klingenburg, Herrn auf Kanstein (Canstein), Drosten zu Calenberge und Elisabeth von Olden (v Oel). Aus dem Brautschatz dieser beiden Frauen Guda und Elisabeth aus dem Geschlechte derer von Spiegel wird höchstwahrscheinlich die Beteiligung der Bredenols an der Saline in Salzkotten stammen.
Daher auch in obiger Landschatzung die Anmerkung: Vicar Bredenol ein Salzwerk („von von Spiegel“.) Oben erwähnte Anna Margaretha von Luerwaldt geb. von Bredenol starb am 5. Mai 1627 und hat nach von Steinen dieses Grabmal.
v Bredenol v Schorlemer v Spiegel v Buren
Viele Urkunden von Ehrenfried Christian Laurenz sind uns erhalten und beweisen, dass er für kirchliche Zwecke und überall dort mit caritativer Hand eingriff, wo ihm Not, Sorge, Armut und Unglück begegneten. Manches Darlehn hat er zinslos gegeben und dann als „erledigt“ durchgestrichen. Merkwürdigerweise unterschrieb er aber niemals „Pastor“ oder „Vicar“, sondern stets „Presbyter“.
An dem geistigen Leben seiner Zeit nahm er regen Anteil; eine auserlesene Bibliothek zierte sein Arbeitszimmer. Seine Teilnahme an den Bestrebungen der Kaland-Bruderschaft zu Westernkotten habe ich am 24. Juni 1931 in einem Aufsatz der Lippstädter „Heimatblätter“ (Beilage zum „Patriot“) geschildert und eine lange Teilnehmerliste genannt.
An der Kirche in Westernkotten befindet sich ein kleines Epitaph mit zwei Wappen. Das linke, blau-gold mit Büffelhorn, ist das Bredenolsche, das rechte, drei Ringe mit Adlerflügeln, ist das Ley’sche. Der Stein trägt die Jahreszahl 1794, ist also ca. drei Jahre nach dem Tode unseres Jubilars und auch wohl zu seinem Gedächtnis gestiftet von seinem Neffen, dem Erbsälzer Caspar Wolrad Bredenol und seiner Ehefrau Adolfine Maria Theresia Engelbertine Ley Tochter des Churfürstlichen Gerichts-Assessors Ley aus Erwitte, die den Posthof besaßen.
Ein größerer gedruckter Totenzettel des Conventus S.C. Gesecensis lautet: Maria, Joseph, Franciscus. Anno a partu Virginis Millesimo Septingentesimo nonagesimo primo Die nona mensis Martii, sacro viatico, extremae quoque unetionis Sacramento praemunitus, Westernkottenae in Parochia Erwittensi, placide in Domino obiit; ano aetatis 81. Sacerdotii vero 53. Reverendus Dominus Ehrenfridus Christianus Laurentius Bredenoll, Sacrae Romanae Ecclesiae Presbyter Jubilarius, R. i. p.
Die Achtung vor den Toten ist ein Prüfstein für den Geist der Lebenden. — Die Seele des Menschen fühlt sich an die Heimat gebunden, wie ein Berggeist an seinen Berg, wie ein Adler an seinen Horst und wie eine Nymphe an ihren Quell. — Ehret die Heimat!