o.V., in: Der Patriot 10.7. 1935 [Nachlass Probst Nr.14] [Der transkribierte Text beachtet die heutigen Zeichensetzungs- und Rechtschreibregeln. WM, 14.02.2025] Wie wir bereits mitteilten, ist in einem Schulzimmer aus Anlass des 300jährigen Lobetages eine kleine, aber mit viel Liebe zusammengestellte Heimatausstellung aufgebaut. In die Vorgeschichte des Ortes führen aufgefundene Steine, Versteinerungen und aus Stein und Knochen angefertigte Werkzeuge, die auf Westernkötter Grund gefunden sind. Dann macht die Ausstellung einen Sprung bis zum Beginn der Neuzeit, da keine Zeugen der vorhergehenden Geschichtsepochen vorhanden sind, obwohl Westernkotten schon im 13. Jahrhundert urkundlich vorkommt und als Saline eine besondere Bedeutung hatte. Aber die Kriegswirren der Soester Fehde im 15. Jahrhundert, des Staatischen Krieges am Ausgang des 16. Jahrhunderts ließen Westernkotten wiederholt in Flammen aufgehen. Was da etwa noch verschont geblieben, das plünderten die Scharen des Herzogs Christian von Braunschweig, des sogenannten „tollen Christian“, der Westernkotten 1622 in Brand stecken ließ. Dann wurde Westernkotten, nachdem es noch die schwere Prüfungszeit der Pest im Jahre 1635 überstanden hatte, mit einstigem Fleiße wieder aufgebaut. Davon kündet eine Photographie des Bildes, das Fabricius 1666 von der Ortschaft Westernkotten geschaffen hat. Die Verhältnisse dieser Zeit zeigt auch eine Flurkarte Westernkottens von 1659 von der ein Nachkomme der jahrhundertlang in Westernkotten ansässigen Familie von Bredenoll, der Bankdirektor und Handelsrichter a. D. Steimann in Münster der Gemeinde zum dreihundertjährigen Lobetag eine Abbildung geschenkt hat. An die alten Sälzer erinnert das Wappen der Erbsälzerfamilie Jesse. Prächtig ist ein großer alter Metkrug von 1663, den man in Westernkotten ausgegraben hat. Eine Reihe anderer schöner Krüge und Lampen, Haushaltsgeschirr, Schüsseln und Teller, Kesseln usw. in Kupfer und Zinn führen in den soliden, aber doch von Geschmack und Wohlhabenheit zeugenden Haushalt früherer Generationen. Nicht vergessen darf man die originellen Wurstspritzen, auch in Heimatmuseen seltene Exemplare. Ein besonders schönes Stück ist die Goldwaage von der Mitte des 18. Jahrhunderts, die Fräulein Löper zur Verfügung gestellt hat. Schönes Porzellan führt uns in die Zeit des Biedermeier, „als der Großvater die Großmutter nahm“. Früher zog man hier viel Flachs. Daran erinnert die Flachspresse. Die schönen Spinnräder verraten uns die emsige Tätigkeit der jungen Mädchen und Hausfrauen, die ihren Stolz darin setzten, ihr Leinen für den Haushalt selbst zu spinnen. Ein Andenken an frühere schwierigere Verkehrsverhältnisse, wo der Schlagbaum die Chausseen sperrte, ist der Aushangkasten an der Zollschranke Kemper-Dircks mit einem aus Sanssouci datierten Edikt von 1842. In die Kinderzeit der älteren Generation führt das Bild des Lippstädter Originals Korfjan mit dem von ihm getragenen Körbchen. Das Entzücken der Kinderherzen nicht nur in Westernkotten, sondern auch in weiten Kreisen der Lippstädter Gegend. war bis über die Jahrhundertwende hinaus der „Teckelschmidt“, der an Kirmestagen auftauchte und dann auf seinem Reff [?] der Köstlichkeiten gar viele bot, so dass die Kinder stundenlang sich am Besehen der vielen Herrlichkeiten erfreuen konnten. Dieses Reff hat bei vielen Besuchern die Tage des seligen Kinderlandes wieder wachwerden lassen. Diese Erinnerungen werden vertieft durch die Bildnisse der verstorbenen Lehrer, die von den Wänden grüßen, Ihnen gesellen sich zu Bilder der verstorbenen Geistlichen, die zugleich überleiten zu der Abteilung, welche der kirchlichen Vergangenheit Westfalens gedenkt. Von dem religiösen Sinn der Westernkötter künden alte Haussegen, darunter einer von 1493. Schöne kunstvolle alte Drucke zeigen den „Lobetagsbrief“. Ihnen schließen sich Hauspostillen und Gebetbücher an, aus denen die Vorfahren geistigen Trost schöpften. Die alten fahrbaren „Bullerköpfe“ aus denen man früher Lobetags schoss, begegnen uns hier. Als man vor der Anlegung des Westernkötter Friedhofes die Leichen noch nach Erwitte brachte, wurde eine Totenkopfstange dem Leichenwagen vorausgetragen. Diese erinnert an so manchen Bewohner, den sie auf seinem letzten Wege begleitet. An die kirchliche Verbundenheit Westernkottens mit Erwitte mahnt das alte Vortragekreuz und seine zehn Flambos, die den nächtlichen Prozessionen vorangetragen wurden, die zur ewigen Anbetung zur Mutterkirche zogen. Die Kirchenuhr spielte im Leben der Gemeinde Westernkotten stets eine große Rolle. An die Zeit, als sie nur einen Stundenzeiger hatte, erinnert dieser alte Stundenzeiger noch. Eng verbunden mit jeder Familie ist die Kirchenglocke, ruft sie doch nicht nur zum Gottesdienst, sondern begleitet sie den Menschen doch von der Wiege bis zum Grabe. Die alte Glocke, die für viele diesen hohen Pietätswert besaß, musste in der Notzeit dem Dienst des Vaterlandes sich opfern. Aber ihr Klöppel, der so oft anschlug und manche Generation der Westernkötter in Not und Tod, in Leid und Freude begleitete, der hell jauchzend den Klang der reinsten Freude, aber auch den tiefen ernsten Ton des Leides über Westernkottens Häuser und Fluren hinaustrug, begegnet uns hier. An längst vergangene Zeiten erinnert uns des Nachtwächters Horn. Und die Freude seliger Knabenjahre wird wieder wach, „wenn wir die „Buller-Kästen“ sehen, mit denen in den Kartagen, wenn die Glocken nach Rom sind, die Knaben durch das Dorf zogen, um den Gottesdienst und den Angelus anzuzeigen. So wird alte Sitte, altes Brauchtum wieder wach. Das Andenken an die Vorfahren wird lebendig. Ihr Leben und Treiben, ihr Arbeiten und Schaffen kommt uns näher. Wir werden enger mit der heimatlichen Scholle verbunden. Das Verständnis und die Liebe zur Heimat werden durch eine solche Ausstellung mächtig gefördert. Jeder echte Heimatfreund wird deshalb diese Ausstellung, die noch acht Tage geöffnet bleibt, sehr begrüßen und es dem in der Pflege des Heimatgedankens so rührigen Hauptlehrer Probst danken, dass er ohne jegliche Mittel in selbstloser Weise mit so viel Liebe diese kleine, aber wirklich echte, bodenständige Ausstellung zusammengetragen und aufgebaut hat. |