2024: Menschen und Dinge verändern sich I. – nicht nur in Bad Westernkotten

I. Digitale Kommunikation: Fluch und Segen

   Von Wolfgang Marcus (Bad Westernkotten)

„…Denn was neu ist, wird alt, und was gestern noch galt, stimmt schon heut oder morgen nicht mehr.“ So heißt es im Lied „Heute hier, morgen dort“ von Hannes Wader.

In einer kleinen Reihe möchte ich einige kurze Impulse geben, darüber nachzudenken… und Veränderungen zuzulassen…, in unserem Kiez, bei uns selbst, in der Welt …, wenn sie hilfreich und gut sind. Beginnen wir mit der Kommunikation. – Und ich bitte alle LeserInnen um Verzeihung, dass viele Beispiele aus Bad Westernkotten kommen!

Kommunikation ist die Verständigung durch die Verwendung von Zeichen und Sprache. Hier eine Veranschaulichung: [1]

„Der Mensch stammt vom Affen ab“, so haben wir noch in der Grundschule damals noch Volksschule gelernt.[2] Und bekanntlich können Affen nicht sprechen. Aber sie können auf vielfältige Weise miteinander kommunizieren, ob es um Nahrungsaufnahme, das Liebesleben, mögliche Freunde/Feinde usw. geht.

Auch die ersten Menschen, die homo sapiens sapiens[3] kommunizierten direkt miteinander mit kurzen Worten, ersten Sätzen, Streicheleinheiten beim Liebesleben uvm.

Wir Menschen des 21. Jahrhunderts kommunizieren mit ganz neuer Technik: digitale Kommunikation heißt das auf Neudeutsch. Wir leben in einer vernetzten Welt, noch nie war es für die Menschen leichter, miteinander zu kommunizieren. Man spricht von den „Sozialen Medien“ [4]. Mit „Digital Natives“ werden Menschen bezeichnet, die ab ca. 1980 geboren wurden. Also die erste Generation, die mit den neuen Medien wie dem Internet, Handys, Smartphones usw. aufgewachsen sind. Und das nicht nur in Bad Westernkotten: Wir kaufen digital ein, betreiben Bankgeschäfte digital, wir kommunizieren über WhatsApp… Schon die Sprache hat sich den neuen Trends angepasst.

Wir senden Fotos von uns und unseren Lieben um die ganze Welt; wir lassen unseren Frust heraus über Facebook, Twitter uvm. Und es ließen sich viel mehr Formen von Kommunikation aufzeigen. – Ich bin vielleicht noch von der „alten Welt“; denn ich bin ein Freund der „alten“ Kommunikationswege:

  • miteinander sprechen, sich in der direkten Begegnung austauschen – und wenn es beim Hunde-Spaziergang ist
  • Geschichtsforschung auch, indem wir Menschen befragen („oral history“) …
  • und auch schweigen – allein oder in Gemeinschaft, in der Natur, in der Begegnung mit lieben Menschen…

Nicht nur auf dem Dorf lief Kommunikation viele Jahrtausende nicht digital: Hier ein Foto, das vor mehr als 60 Jahren entstand: Das Ehepaar Ingrid und Stillecke mit Trauzeugen beim „Ja-Wort“ vor dem damaligen Standesbeamten Willi Köneke.

Moderne Technik kann vieles („Digitale Krankenakte“, Urlaubsbuchung, „Künstliche Intelligenz“, ChatCPT, städtische Verwaltungen entlasten…).[5] Aber sie kann auch missbraucht werden und/oder Probleme verursachen. Dann sind die sog. Sozialen Medien gar nicht mehr „sozial“:

  • Shitstorms und Hass-Kommentare:  Über das digitale Netz kann man sich über die Welt „auskotzen“, Menschen schlecht machen… und ich bleibe im Anonymen
  • Daten-Klau – man denke nur an sog. Enkel-Tricks
  • Fake News, gefälschte Nachrichten, die viele schnell für echte Informationen, Bilder uvm. halten können[6]
  • Attacken auf Datensicherungs-Systeme wie etwa 2023/24 auf Sitcom: Das meint nicht nur eine „Situationskomödie“, sondern auch Firmen wie Sitcom, IT-Firmen, die ich mit Soest verbinde und die Daten vieler – vor allem westfälischer – Städte organisiert und sichert
  • psychosoziale Probleme bei Kindern Erwachsenen, die ihre Zeit nur vor dem Computer verbringen. Oftmals machen die sog. Sozialen Medien auch süchtig!
  • Zukünftig Kriege könnten nicht mehr „nur“ mit Waffengewalt, sondern durch Cyber-Attacken geführt werden; Selbst der Weltraum, über den unsere digitale Kommunikation über Satelliten, Drohnen uvm. läuft, bietet Angriffsflächen.

Wir müssen diskutieren und kooperieren, um schwierige Zeiten durchzustehen. Wir brauchen also Medienkompetenz, um die Flut von Nachrichten und Informationen verarbeiten zu können: welche Informationen wichtig, welche richtig und welche falsch sind und welche Interessen sich hinter ihnen verbergen. [7]

Bewahren wir die Generation Z [8] davor, die sog. Sozialen Medien zum Alleinseligmachenden zu zählen. Influencer sind Personen, die in den sozialen Medien eine große Reichweite und einen hohen Bekanntheitsgrad haben. Aber sie wollen uns auch oft nur beeinflussen, Meinung machen, zum Kaufen veranlassen…Und denken wir nicht, dass Work-Life-Balance im Privatleben vor allem aus „daddeln“ besteht. [9]– Da halte ich es doch mit der Bibel: „Prüft alles! Und das Gute behaltet!“ heißt es im ersten Thessalonicher-Brief, Kapitel 5, Vers 21.  – Und das nicht nur in Bad Westernkotten! Immer, wo Menschen miteinander sprechen, ehrlich und nicht verlogen, wo Menschen ein „gutes“ Buch lesen, da öffnet sich ein wenig der Himmel, da ordnet sich das menschliche Leben zu einem friedlichen Zusammenleben. – Und haben wir immer unser Grundgesetz[10] im Auge. Da heißt es in Artikel 1, Absatz 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

Beenden möchte ich meine kleinen Impulse mit einem Beispiel aus Italien. In der norditalienischen Stadt Verona schenkt ein Restaurant neuerdings allen Gästen eine Flasche Rotwein, wenn sie vor dem Abendessen ihr Handy abgeben. Der Wirt des Restaurants …sagte dem Radiosender: „Es gibt keinen Grund, alle fünf Sekunden auf sein Handy zu gucken. Auf diese Weise haben sie die Gelegenheit, es beiseitezulegen und einen guten Wein zu trinken.“ [11]


[1] Aus: karrierebibel.de

[2] Klare Antwort: Nein. Der Mensch stammt nicht vom Affen ab, aber wir haben gemeinsame Vorfahren. Daher sind Affen uns Menschen auch sehr ähnlich.

[3] „Homo“ bezeichnet die Gattung, „Sapiens“ die Art. Beide Begriffe stammen aus der biologischen Systematik. Homo sapiens sapiens und Homo sapiens neanderthalensis sind also Unterarten der Art sapiens und der Gattung Homo. Die ältesten bisher bekannten Homo sapiens-Fossilien stammen aus Äthiopien und sind fast 200.000 Jahre alt.

[4] Was Soziale Medien von den „klassischen“ Massenmedien unterscheidet ist zunächst einmal, dass sie nur über das Internet funktionieren. „Sozial“ sind diese Medien, weil sie den schnellen Austausch von Informationen und Meinungen zwischen Nutzer/innen möglich machen.

[5] Über 60 % der Unternehmen betrachten ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) als zentrale Priorität bei digitalen Initiativen. Das ergab eine aktuelle Studie der Boston Consulting Group (BCG), die sich mit der sozialen Verantwortung von Unternehmen befasst.

[6] Bereits vor mehr als 70 Jahren, am 13. März 1954, wurde der Geheimdienst KGB in der Sowjetunion gegründet. Geheimhaltung, Täuschung und andere Tricks gehören zu seinen „Waffen“. Und andere „Institutionen“ sind da kaum weniger aktiv. Die Rechner und Smartphones von Regierungskritikern werden z.B. gezielt mit einer Überwachungssoftware infiziert.

[7] Vgl. dazu das Heft „Medienkompetenz in einer digitalen Welt“, Bd. 355 der Reihe „Informationen zur politischen Bildung/izpb

[8] Die Generation Z ist die Nachfolgegeneration der Generation Y. Der Generation Z werden überwiegend diejenigen zugerechnet, die zwischen 1997 und 2012 zur Welt gekommen sind, so Wikipedia.

[9] Der Begriff Work-Life-Balance steht für einen Zustand, in dem Arbeits- und Privatleben miteinander in Verbindung stehen. – Das Verb „daddeln“ ist niederdeutschen Ursprungs und geht auf das niederdeutsche daddeln oder doddeln „stottern, stammeln“ zurück.

[10] Verkündigung am 23. Mai 1949, also vor mehr als 75 Jahren

[11] Aus: Der Patriot, 17.04.2024