2024: Pfarrer Johannes-Schreckenberg aus Westernkotten – keine „Fotobombe“, sondern ein bescheidener „Botschafter der Liebe Gottes“

Von Wolfgang Marcus (Bad Westernkotten)

Im „Patriot“ erschien am 28.6.2024 von Ulrike Dietz ein Aufsatz auf der Erwitter Seite unter dem Titel „Wenn der Vikar Fotobombe spielt“, der hier vollständig wiedergegeben wird:

Der Aufsatz erschien im Vorfeld des Lobetages. Er drückt sicherlich eine Wertschätzung für Johannes Schreckenberg aus, enthält aber zahlreiche Unrichtigkeiten. Davon soll hier die Rede sein.

  1. Johannes Schreckenberg, kein Vikar, sondern Pfarrer

Im Text ist von „Vikar Johannes Schreckenberg“ die Rede. Schreckenberg war aber nicht nur Vikar, sondern „Pfarrer“ von Westernkotten, also der pastorale Leiter. Nach Pfarrer Bokel und Pfarrer Ronnewinkel war er von 1925 bis 1942 der dritte Pfarrer unserer katholischen Pfarrgemeinde.

  • Pfarrer Schreckenberg, keine „Fotobombe“, sondern „Botschafter der Liebe Gottes“

Eine Fotobombe ist jemand, der sich auf ein Bild mogelt, obwohl er eigentlich gar nicht mit darauf sollte. Das war bei Pfarrer Schreckenberg aber definitiv nicht der Fall. Pfarrer Schreckenberg sollte sich angeblich auf dem Bild einer 1947 erstellten neuen Lobetagsfahne „verewigt“ haben. [Zitat: „Als die Gemeinde nämlich in den vierziger Jahren eine neue Lobetagsfahne in Auftrag gab, ließ er sich selbst darauf verewigen.“] Das kann aber gar nicht sein. Denn sein Todesjahr war das Jahr 1942. Er war also beim Erstellen der Lobetagsfahne schon fünf Jahre tot. Den Beleg finden wir in einem Aufsatz aus dem Jahr 1987: „…Weil Pfarrer Schreckenberg wegen Krankheit seine Aufgaben als Pfarrer nicht mehr voll wahrnehmen konnte, erhielt er Ostern 1938 Vikar Clemens Brüggemann als Cooperator. … Schon am 11. Mai 1942 starb Pfarrer Schreckenberg in Istrup und wurde am 15. Mai auf dem Friedhof in Westernkotten beerdigt. Dechant Steinbrück schilderte in seiner Predigt das ‚stille, segensreiche Wirken des Verstorbenen‘…“.[1] Und ich würde es so formulieren: Er war ei bescheidener Botschafter der Liebe Gottes.“

  • Pfarrer Schreckenberg, kein Selbstdarsteller!

Wie gerade schon erwähnt, blieb Pfarrer Schreckenberg als „still“ und „segensreich“ in Erinnerung. Dies wird auch in einem Aufsatz von Pfarrer i.R. Walter Schütte deutlich: „…Pfarrer Schreckenberg liebte es nicht, auffällig in Erscheinung zu treten, sich in den Vordergrund zu stellen. Seine stille Persönlichkeit wirkte segensreich in der Gemeinde und ließ eine kernige Frömmigkeit wachsen…“ [2] Insofern stimmt auch die Formulierung: „[Er wollte] sich ein Denkmal setzen“ nicht. – Diese Bescheidenheit entspricht auch genau dem Lobetagsversprechen, wie es 1635 formuliert wurde.

  • Auf der Lobetagsfahne ist ein älteres Foto von Pfarrer Schreckenberg dargestellt

Richtig ist, dass Pfarrer Schreckenberg auf der 1947 erstellten und 2022 letztmalig restaurierten Lobetagsfahne zu sehen ist. Das Bild – auch der Blick in die Kamera und nicht zur Mutter Gottes – entspricht aber genau dem Bild von Pfarrer Schreckenberg, wie es in der Diözesanbibliothek aufbewahrt wird und später in Bad Westernkotten mehrmals verwendet wurde:

Es ist also folgendes zu vermieten: Die vorherige Lobetagsfahne war – gerade in der Nazi-Zeit mit ihren massiven Einschränkungen – weithin verwittert; zwei Gesichter der dargestellten Figuren waren völlig verwittert. So bekamen die mit der Anfertigung der neuen Fahne beauftragten Ordensfrauen den Auftrag, zwei neue Personen „einzufügen“: Das Bild des sehr beliebten, aber bereits vor fünf Jahren verstorbenen Pfarrers Schreckenberg und das Bild einer weiteren anerkannten Westernkötter Persönlichkeit! [3] – Eine Wertschätzung, die bis heute noch gilt! Sie schauen nicht auf Maria, sondern auf uns: Wir sollen Botinnen und Boten der Liebe Gottes sein!


[1] Wand, Albert/Koch, Karl-Heinz, Zur Geschichte der katholischen Kirchengemeinde; in: Altes Sälzerdorf am Hellweg, Lippstadt 1987, S. 280-322, hier S. 306/307

[2] Schütte, Walter, Priester unserer Gemeinde, in: Festschrift 100 Jahre kath. Pfarrgemeinde Bad Westernkotten, Bad Westernkotten 2002

[3] Ich vermute, dass es der frühere und sehr bedeutsame Bürgermeister/Gemeindevorsteher Reinhard Jesse ist.