2024: Ein Meister, drei Altäre, und hunderte Pest-Tote in Bad Westernkotten

Von Pia Mintert

Erstabdruck: Der Patriot vom 10.07.2024, S. 18

Bad Westernkotten – Die drei Altäre in der St. Johannes Evangelist Kirche in Bad Westernkotten tauchen jetzt in einem Buch über einen Wiedenbrücker Altarbauern auf. Ortshistoriker Wolfgang Marcus erklärt, warum es mehrere Altäre in Bad Westernkotten gibt und was einer von ihnen mit der Pest zu tun hat.

Heimatfreund Wolfgang Marcus hat seiner Sammlung ein neues Buch hinzugefügt: „Heinrich Schweppenstedde – Ein Wiedenbrücker Altarbauer“. Dieses gerade erschiene Buch von Brigitte und Rolf-Jürgen Spieker befasst sich mit Werken der Wiedenbrücker Meister, die auch in Kirchen im Altkreis Lippstadt zu finden sind – beispielsweise in Langenstraße und Bad Westernkotten.

„Es war eine Künstler-Gemeinschaft“, weiß Marcus. „Anton Mormann und Heinrich Schweppenstedde haben die Altäre geschnitzt und Georg Goldkuhle hat sie bemalt.“

Wer schon mal in der katholischen Pfarrkirche Sankt Johannes Evangelist in Bad Westernkotten war, kennt vermutlich die drei Holzaltäre. Warum es gleich drei Altäre gibt, weiß der Ortshistoriker auch: „Bis 1902 hatte Westernkotten keine eigene Pfarrei, alles fand in Erwitte statt. Dabei hatten sie seit dem 16. Jahrhundert eine eigene Kirche.“

Sobald genügend Geld da war, wollte man die Kirche schmücken, so der Ortschronist. „Zunächst wurde 1884 der Hauptaltar angeschafft, 1898 folgten der Altar für den Patronen und der Marienaltar. Das sollte dem Bischof zeigen, dass Westernkotten finanziell in einer guten Lage war und es verdiente, eine eigenständige Kirchengemeinde zu werden.“

Das gelang auch, denn trotz Widerstand der Erwitter Pfarrer wurde Westernkotten 1902 eine eigene Gemeinde, erklärt Marcus.

In dem neuen Buch über den Wiedenbrücker Altarbauer Schweppenstedde wird hauptsächlich der Marienaltar genannt und beschrieben. Der Altar – wenn man die Kirche betritt, befindet er sich an der rechten Wand – ist speziell für die jahrhundertealte örtliche Tradition des Lobetags entworfen worden. Er zeigt Maria, wie sie unter ihrem Mantel die Menschen vor der Pest von 1635 schützt. „Das haben damals nur ungefähr 20 Menschen in Westernkotten überlebt“, so Marcus.

Über die anderen Altäre hat der Hobby-Historiker auch einige Informationen in seiner Bücher-Sammlung: Der Hochaltar war vor dem Umzug in die neue Kirche 1976 mit Goldbronze überstrichen, sodass von den Bildtafeln mit der Geburt, Kreuzigung und Auferstehung Christi nicht viel zu sehen war. „Der Tabernakel stammt aber nicht von den Wiedenbrücker Meistern“, erklärt Marcus. „Der wurde von den Brüdern Winkelmann vom Möhnesee gemacht und orientiert sich vom Stil her an den Kirchenfenstern.“

Der Altar schräg gegenüber des Marienaltars ist dem Kirchen-Patronen Johannes Evangelist gewidmet. Er zeigt ihn mit geöffnetem Buch, in dem in Latein ein Vers aus dem Johannes-Brief steht.

Neu in Wolfgang Marcus‘ Sammlung: Ein Buch, in dem es um den Marienaltar geht. Foto: Mintert