Den Beleg über dieses Ereignis – in Form eines alten Fotos – ließ mir die Bad-Westernkötter Heimatfreundin Toni Erdmann vor längerer Zeit zukommen. – War es doch ihr Vater Fritz Stange, der dieses, für die damalige Zeit – Mai 1929 – ‚spendable Fest‘ mit seinen männlichen Verwandten, Freunden und Nachbarn auf dem gemütlichen Schäferkamp in Westernkotten feierte.
Hinzuzufügen ist, dass der damalige Bräutigam seine Wurzeln im Thüringen hatte und wahrscheinlich von dort die Sitte des Junggesellen-Abschied-Feierns aus der Heimat mitbrachte. Zur damaligen Zeit war in Westfalen diese Art des Feierns nicht bekannt. Allerdings wurde und wird hierzulande nach Möglichkeit ein geräuschvoller Polter-Abend gefeiert mit Tanz, Gesang und vielen Späßen. Wo natürlich auch die Weiblichkeit nicht ausgeschlossen ist. – Anzumerken ist, dass der Vater des Bräutigams Christian Stange und dessen Bruder – Fritz Stange – auf der Wanderschaft als Schuster aus Thüringen kommend, in Westfalen in Erwitte „hängenblieben“ sind. Die Aussicht, sich im „katholischen Erwitte“ als „evangelischer Schuhmacher‘ niederzulassen, wurde nach mehrfachen Aussagen von Antonie Erdmann, geb. Stange, der Tochter des Fritz Stange – nicht angeraten – „aus Sorge, dass die Kunden wegleiben”. – So kam es, dass die aus Thüringen stammende Familie Stange in Erwitte zum katholischen Glauben übertrat und den zugereisten Thüringern ein katholischer Kundenstamm aus Erwitte und Umgebung sicher war.
Die kirchliche Trauung des o. gen. Brautpaares fand in der katholischen Johannes-Evangelist-Kirche in Westernkotten statt – in der Heimatkirche der Braut. Nach familiärer Überlieferung war bei der Trauungszeremonie neben dem katholischen Pastor aus Westernkotten auch ein Pastor aus dem Katholisch-Thüringer-Eichsfeld zugegen.
Auf dem Schäferkamp konnte das glückliche junge Paar ein großes Grundstück erwerben, wo sie durch Fleiß und Sparsamkeit zunächst ein kleines Häuschen bewohnten. In der Hoffnung auf reichlichen Familienzuwachs gelang der jungen Familie 1936 der Bau eines massiven, zweistöckigen Klinkerhauses, dass den bäuerlich geprägten Schäferkamp mit seinen schönen, alten Höfen, ein verändertes „Mit der Zeit gehendes Aussehen“ brachte.
Die Tochter Antonie wurde Anfang der dreißiger Jahre geboren. Sie lebt jetzt zwar nicht mehr auf dem gemütlichen Schäferkamp, sondern sie residiert jetzt im Haus ihres Sohnes — am Schäferkämper Weg — in Bad Westernkotten und kann ihren Besuchern noch manche Geschichten aus dem „alten Westernkotten“ erzählen.
Hinzuzufügen ist, dass der damalige Bräutigam Fritz Stange – eingewandert aus dem schönen Thüringen – sein Musiktalent in seiner neuen Heimat Westernkotten einsetzte und als langjähriger charmanter Tambour-Major beim Tambourkorps Westernkotten jedem Schützenfest liebenden Westernkötter in Erinnerung ist.