Von Heinrich Knoche, Bad Westernkotten
2008 als Manuskript erstellt
Jetzt, im Spätherbst, wo die ersten Kranichzüge zu sehen sind und die Blätter sich wunderschön verfärbt haben, hat mancher den Eindruck, dass jetzt die Zeit etwas ruhiger wird. Die Ernten sind eingefahren, die Felder wieder neu bestellt, man richtet sich für den Winter ein. Auch die Schützenfeste sind für dieses Jahr vorbei, und die Kirmes wird in vielen Orten groß gefeiert. Die Herbstversammlungen vieler Vereine werden gehalten, so auch in den Heimatvereinen. In einigen Heimatvereinen bestehen noch die so genannten „Plattdeutschen Krings“, deren Anliegen es ist, unsere plattdeutsche Sprache zu pflegen, damit diese für die Nachwelt erhalten bleibt! In Erntedank-Gottesdiensten hört man in einigen Gemeinden immer öfter plattdeutsche Predigten und Gebete, „äuk bui uss in Kuotten“. Da ich schon immer einen Bezug zu Erwitte und auch der dortigen Kirmes hatte, möchte ich mal einen Rundgang, wie es dort früher war, schildern. Heinrich Knoche.
Niu iss a wuier de Oktober in’t Land kumen – wie jedes Joahr, sau lang ick mui erinnern kann iss dann äuck de Erfske Kermisse. Dat was för uss als Kinner a ümmer jedes Joahr wat Besunneres, wo het hänne gäng. Manges bläuts mit hen paar Mark inne Taske, owwer fui hät us ümmer drop frögget und äuck wahne Spass hat.
Von hen Hellwiärge ob hen Market
Wenn man von hen Hellwiärge iut ob hen Market gäng, stont bius links da „Billige Jakob“ mit suinen Geschrigge. Meustens koff man do hen niggen längeren Biukriemen , wuil de ja örbert Joahr wössen was und de Büxe ti strack sat und knuipere.
Dann links un rechts wöhen de Siup- und Friärtbuden. De Rollmöpse konnste an van twintig Schritt wuit ruiken. Dat Kettenkarusell was vür diärn Korlenbaumester obbugget. Oinigen isset do drinne ösig woarn – wenne a ti doipe in’t Glas kieken har. Do tiegen stönt dä Kähl mit diärn hölternen Ossen. Diän hoch man mit hen Holthammer för de Blesse. Wenne do noh annen Grund läg, krichteste ne Bläume.
Wenn diu niu diärn Lukas hen paar Mol drosken has, dähn werne a de Moggen woi, un man was machulle und stärkere sick anne Boierbude. Obber mit dä schoine Musike van de gräute Orgel wöste ruckzuck wuiher mobil und het gäng widder.
Vör diän läteren Brillenladen was dä Söwwesfahrerbahn tigange. Man stengeläuere alloine hen un hiär, säu dat de Miärkens hen wahnen Bumms kroigen und man se buim Fastehollen sau richtig tassen und knuffeln konn. Nui tüsken Marks un diärn Amte stont dä Schiffschaukel, do florgen dä Schnäppe drinne sau häuge, datte dä Frauluie bis an Gatt kuiken konnes. Ti lange hert man da obber nit hänne linset, wuil man süß im Herwest Freujauhersgedanken kreug. Glüik do neben was dat Riesenrad, wenn diu uorwen wös, konnst örwer half Erfte kuiken. Niu was dä Rundgang ti Enne un de Moneten wöhn werge, obber de vielen bunten Löchtebirnen ti bekuiken und ä Kärmissemusik ti lusten, mäk äuk Spaß.
Inne Kneipen
Ä fe dann a öller wöhen, gänk het inne Kneipen, meustens no Wiesen Mutter, Marx oder no Andreus Fred. In de feinen Huiser wie Schmitts Käuzken, Huneken Tresken, Korten Herrmann, int Hotel no buikers Marri gänge fui, wenn feh hen Miärksken offgabelt ham un probeuren mit iärt het danzen, Schieber und Polka, mit un ohne Wiegeschritt, un wat woit ick no wat. Wenn man sick gutt verstont, gänk man tisammen op nee Bank an diärn Patt anne Mühlenbieke, dä no de Badeanstalt goiht. Niu wasset nit säu wie de dacht harst, oder has süss wat innen Koppe oder wöhr die ne Lius öwwer dä Liärwer krorpen, gänges de trügge no Kessings Schoß, do goffet des witten von Wormstall. Dä köpperen wahne un äuck dä gräuten Boiers, wui sechten dovör Gazkawater, hen mancher hert sauviel suarpen, bis datte hen annern Dach hen Dusselkopp ha.
Droi Dage diuere dä Kermisse
Droi Dage diuere dä Kermisse, dann wasset vorbui. Von allen Ecken und Kannten soheste ümmer dä schoine Erfske Kerke, dä stolz und magestätig alles üäwerraget. Genau wie vandage no.
Dä nigge Kermisseplatz
Niu iß suit hen paar Jäuhern alles anners. Dä nigge Kermisseplatz iss niu do, wo ganz froiher dä Käls mit dä briunen Büxen, liärter mit dä griusen, het Kommando un Seggen harn. Düse Paradeplatz iss fuif mal säu gräut wie het Market, un de Kermisse diuert bolle ne ganze Wiärke, und ä dä Musik hert sich ännert. Vanddage hiät dat Swing un Disko, Rock on Roll un Kasakschock, un düt finnet dä jetzige Jugend kuhl und doll. Ick gönnen iärnen allen ganz viel Spaß un Pläsoier. Füi söwwes briuket hen schoinen Platz ob ne Bank un nit daffe stohen möt, ümme uss bläuts van wuihen das Abschlussfeuerwiärke ti bekuiken. Manges kumet äuck Gedanken innen Kopp, de werne sägget, wie faken man düse schoine Erfske Kermisse no bekuiken kann.
Täum Schluss no wat ti singen:
Wenn dä Vatta mit dä Motta no de Kermisse goiht
Wenn dä Vatta mit dä Motta no de Kermisse goiht, heigo, heigo
Un de Dochter ganz aloine vörn Karuselle stoiht, heigo heigo.
Kümmt hen Junge un niehmt se mit, wenn düt me blauts gut goiht, heigo, heigo
Hen paar Stunne liärter wiet se biärter un de Junge segg:
Miärken, wenn diu friggen wäs, dann frigge diu mä mui, dann frigge diu mui
Ick häwwe hen blanken Daler, diärn wäll ick schenken dui,
ick häwwe hen blanken Daler diärn wäll ick schenken dui.
Wenn bolle dann de Hochtuit iss, dann schlacht dä Fah hen Bock,
dann schlacht dä Fah hen Bock.
Dann danzet de Mömme, dann danzet de Mömme,
dann flüg de rauhe Rock.
Un bui de Briut, un bui de Briut,
do flüg de witte Rock
Wat dann nachts noh kümmet, wat dann nachts noh kümmet
Dat goiht uss gar nicks an, dat goiht us gar nicks an.
Dat häffe ja froiher söwwes dohn un denket no manges dran,
Dat häffe ja froiher söwwes dohn, un uiert niu bläuts no dovon.
Bilder zum Beitrag „De Erfske Kermisss“
Scannen 1:1967: Blick vom Kirmesplatz nach Osten zum neuen Rathaus
Scannen 2:1965: Riesenrad vor dem mächtigen Turm von Sankt Laurentius
Scannen 3: 1969: Der „Billige Jacob“
Scannen 4: 1968: Hau den Lukas [alle Fotos: Willi Mues]