Ehemalige ,,Pferdewechselstation“ an der Reichsstraße 55 in Westernkotten
Von Heinrich Knoche (Bad Westernkotten)
[Erstabdruck: Knoche, Heinrich, Ehemalige Pferdewechselstation an der Reichsstraße 55 in Westernkotten, in: HB 2007, S.83 ff.]
Bei den Nachforschungen über die Errichtung meines Geburtshauses, des ehemaligen Hauses Knoche, welches noch älteren Leuten bekannt ist und an der B55 stand, stieß ich auf folgende interessante Geschichte.
Ehemalige Pferdewechselstation
Nachweislich diente die spätere Reichsstraße 55 schon im 16.Jahrhundert als Teilstrecke des Hauptverkehrsweges zwischen dem Sauer- und Münsterland. Zwischen der heutigen Ampelkreuzung am ehemaligen Bahnhof Westernkotten (Abzweig zum Gewerbegebiet „Erwitte Nord“) und der Saline der Erbsälzerfamilie von Landsberg (das Gebäude steht noch und dient heute einem Autohandel als Halle) stand auf der Ostseite der Straße ein dem preußischen Reich gehörender Pferdestall mit Futtervorrat und Personalunterkünften, zu dem ein Morgen Land gehörte. Dieses war eine Umspannstation für die Pferde, die den Transport zwischen den angeführten Regionen bewältigen mussten.
Bernhard Anton Peters kauft das Anwesen
Der letzte Leiter dieser Pferdewechselstation war Bernhard Anton Peters, mein Urgroßvater, der am 05.März 1847 in Horn-Millinghausen zur Welt kam. Er war der Sohn von Fritz Petersmann genannt Gerling aus Stirpe und der Franziska Müller aus Uelde. Der Name „Petersmann“ wurde spätestens bei der Heirat von Bernhard Anton in „Peters“ umbenannt.
Als 1883 die Westfalische Landeseisenbahn in Betrieb genommen wurde und die Transporte von Warstein nach Lippstadt und weiter ins Münsterland übernahm, hatte die Pferdeumspannstation keine Bedeutung mehr und wurde aufgelöst. Sie wurde von Bernhard Anton Peters gekauft und als Wohnhaus genutzt.
Das Anwesen im Eigentum der Familie Knoche
Nach ihm übernahm seine Tochter Franziska, dort geboren am 6.Jan.1877 (+ 19.3.1958), welche mit dem Bauer und Holzschuhmacher Heinrich Knoche aus Wadersloh verheiratet war, das Anwesen. Vom Weringer Hof pachtete man ein Hektar Ackerland dazu und besaß zwei Kühe und betrieb somit eine kleine Landwirtschaft. Im Nebenerwerb betätigte sich Knoche als Holzschuhmacher (vor allem im Winter) und Helfer auf dem Weringhof.
Geboren wurden die Söhne Bernhard (mein Vater) und Heinrich, die Töchter Maria, Anna und Lina. Nach dem plötzlichen Tod des Heinrich Knoche heiratete Franziska den Bahnarbeiter Stefan Rodejohann aus Mastholte. Aus dieser Zweitehe stammen die Söhne Josef, Franz und Wilhelm und die Tochter Elisabeth.
Nach einem schweren Betriebsunfall des Stefan Rodejohann, der dann arbeitsunfähig war, musste notgedrungen mein Vater Bernhard Knoche (*10.3.1899 in Lippstadt, +13.7.1977 in Erwitte) seine Stellung als Schlosser, die er bei dem Zementwerk Schlenkhoff in Beckum inne hatte, aufgeben und mit seiner Frau Josepha Koch (*26.1.1903 in Erwitte, Eheschließung standesamtlich am 10.5.1927 in Beckum, kirchlich am 17.5.1927 in Werl) und Tochter nach Westernkotten zurückziehen und 1928 das Erbe übernehmen. Er bekam eine Stellung bei der Deutschen Reichsbahn, im Nebenerwerb bearbeitete er den Garten und das Land, hielt Ziegen, Schweine und Kleinvieh.
Die Söhne Bernhard, Heinrich (der Verfasser dieses Artikels, *21.12.1930), Josef, Johannes und Hubert kamen zu Welt. – 1946 konnte er seinen Besitz erweitern, indem er einen Hektar Ackerland von Heinrich Deckmann dazukaufte.
Abbruch des Hauses, Umzug nach Westernkotten
Als nun 1955 die Bundesstraße 55 verbreitert und ausgebaut wurde, benötigte die Provinz Westfalen einen Teil des Grundstückes und kaufte es komplett. Das Haus wurde abgebrochen.
Das Gartenland an den Weringhof und das in der Flur „Auf dem Fange“ liegende Ackerland (heute Elektro Ulrich im Gewerbegebiet „Erwitte Nord)) an den Landwirt Ludwig Hötte verkauft. Auf dem seinerzeit noch gemeindeeigenen Schulgarten am Westemtor in Bad Westemkotten wurde das neue Haus Knoche errichtet.