2002: Zwei bisher wenig beachtete Monumente zur Geschichte der Familie von Ense zu Westernkotten

Von Heinrich Deisting/Markus Welschhoff; in: Südwestfalen-Archiv 2. Jahrgang 2002, S. 85 ff.

Nach dem Abschluss der Vorbereitungen des Werler Stadtarchivs zum Tag des offenen Denkmals[1] entschloss ich mich dazu, mein Augenmerk auf einen Wappenfries zu lenken, welcher mir seit 1975 bekannt ist. Dieser Fries befindet sich auf dem Gut Lohe bei Werl und ist mittig unter dem Giebel einer alten Scheune, jedoch rechts oberhalb des großen Tores eingemauert. Das gewaltige – nah links tiefergezogene — Walmdach der Scheune ‚scheint dieselbe erdrücken zu wollen.

Auf einem alten Foto von 1948[2] wirkte der Fries in der hohen Mauer noch recht verloren, inzwischen jedoch wird das Ganze durch Efeu etwas aufgelockert. Am 10. Juni nahm ich den Fries[3] vor Ort einmal genauer unter die Lupe. Dieses Vorhaben gestaltete sich jedoch insofern etwas schwierig, als dass der Wappenfries recht hoch in der Scheunenmauer eingebaut ist. Dankenswerterweise bot mir der Besitzer der Scheune, Herr Borghardt, an, mich in der Schüttlade eines Gabelstaplers stehend, weiter hinaufzubringen. Nun konnten die sechs sichtbaren Wappen einmal genauer überprüft und abgezeichnet werden. Trotz intensiver Überlegungen aber ließen sich die sechs Wappen noch in kein klares Schema einordnen. Erst der nächste Tag sollte diesbezüglich etwas Klarheit bringen.

Ich entschied mich für eine erneute Kontrolle, welche wieder durch die technische Unterstützung von Herrn Borghardt erleichtert wurde. Mit seiner Erlaubnis konnte nun der rechte Teil des Frieses vom Efeu befreit werden, wodurch zwei weitere Wappen zum Vorschein kamen. Zwar war der Fries am rechten Rand durch den Efeubewuchs so stark verwittert, dass die Wappen und die zugehörigen Helmzierden nicht mehr zu identifizieren waren, jedoch erlaubten die sieben anderen Wappen später, diese verschiedenen Familien des westfälischen Adels zuzuordnen. Auch konnte jetzt angenommen werden, dass es sich um die acht Ahnenwappen der Urgroßeltern einer bestimmten Person handeln müsse. Bei einer Archivrecherche sollte sich diese Person als der Stromberger Drost zu Westernkotten — Adrian von Ense — herausstellen, was seine Bestätigung darin fand, dass Tage später bei einer nochmaligen Überprüfung des Frieses am linken, unteren Rand der Satz: „ADRIAN VON ENSE DE LESTE SINES STAMMES” entdeckt wurde. Somit war klar, bei dem verwitterten Wappen musste es sich um das Wappen der Familie von Ense gehandelt haben. Nach diesen neuen Erkenntnissen konnte nun der Herkunft des Frieses und anderen Fragen nachgegangen werden, welche wir im Folgenden versuchen, zu klären.

1. Der Wappenfries

1.1. Beschreibung und Auflösung

Auf dem kunstvoll aus Sandstein gehauenen Fries sind acht reich geschmückte Wappen zu erkennen. Darüber waren einmal die Namen der wappenführenden Familien zu lesen, wie noch teilweise feststellbar ist. Die Zuordnung der einzelnen Wappen in der entsprechenden Reihenfolge muss lauten:

Hatzfeld Urff Plettenberg Recke Viermund _Beringhausen Canstein Ense

Die Wappen selbst lassen sich einwandfrei von rechts nach links auflösen, was wir nachfolgend bis zur dritten Ahnengeneration des Adrian von Ense[4] getan haben[5].

1. Adrian von Ense[6] zu Westernkotten, * um 1522, + Westernkotten März 1594, seit 1537 Domherr zu Münster, kauft 1544 Burgsitz zu Westernkotten, resigniert 1556, seit 1560 Droste des Amtes Stromberg, © 26.2.1556 (lt. Eheberedung) Johanna von Raesfeld

2. Heinrich von Ense zu Anröchte, * um 1470, + 1530, verzichtet 1522 auf alle Ansprüche am väterlichen Erbe, © 1521 (It. Eheberedung)

3. Catharina von Canstein zu Canstein, * um 1490, + nach 1539, verh.  II 1534 (lt. Eheberedung) Johann von Hanxleden zu Ostwig

4. Adrian von Ense zu Anröchte, * um 1442, + 1526, seit 1469 kurköln. Drost zu Anröchte, führt 1469-1480 Fehden mit den Städten Ahlen und Beckum, gest. um 1470

5. Catharina von Beringhausen zu Bettinghausen, + nach 1520

6. Rave von Canstein zu Canstein, erwähnt 1475-1506, + 25.4.1508[7] , Pfandherr auf Hundsrück, verh. vor 2.2.1494

7. Anna Catharina von Viermund, erwähnt 1512-1529

8. Heinrich von Ense zu Anröchte, * um 1400, erwähnt 1425-1451, + vor 22.2.1469, Marschall des Herzogtums Westfalen, seit 1441 Pfandherr und Drost des Amtes Brilon, seit 1451 Drost des Amtes Anröchte, verh. I, vor 1420 Adelheid NN.[8], ©® II 1441

9. Imma von der Recke zu Heeren, erwähnt 1431-1441[9]

10. Arnold von Beringhausen zu Bettinghausen, erwähnt 1433-1473,

11. Catharina von Plettenberg, erwähnt 1433

12. Rave von Canstein zu Canstein, erwähnt 1448-1465, kurköln. Amtmann zu Kogelnburg bei Volkmarsen, verh. um 1450

13. Elisabeth von Urff, verh. II. nach 1465 Eberhard von Wallerstein zu Friedberg, Witwer der Margaretha Brendel

14. Conrad von Viermund, erwähnt 1454-1488, Ritter, Herr zu Bladenhorst und Nordenbeck, 1468 hessischer Rat und 1483 waldeckischer Marschall,

15. Margaretha von Hatzfeld zu Wildenburg, 1487 +, begraben im Kloster Haina

1.2. Interpretation und Deutung

Im Folgenden wollen wir darlegen, dass der Wappenfries mit allergrößter Wahrscheinlichkeit aus dem Hause Westernkotten stammt, welches von Adrian von Ense zum Stammhaus seiner Linie ausgewählt worden war. Wir können annehmen, dass er dort als Kaminsims eingebaut war (s. Abb.).

Bereits 1544 hatten Adrian von Ense und sein Bruder Heinrich das Rittergut Westernkotten von den Brüdern Gerhard von Bredenoll, Propst zu Lippstadt, und Jürgen von Bredenoll zum Rhade gekauft[10]. Zu dieser Zeit war Adrian Domherr in Münster mit einem sicherlich entsprechend guten Auskommen. Dies ermöglichte es ihm, einen größeren Geldbetrag für den Kauf der Burg aufzubringen.

Adrian von Ense und seine drei bekannten Geschwister entstammen der Linie von Ense zu Anröchte. Die Schwester Catharina[11] war mit Friedrich von Papenheim zu Stammen verheiratet, eine weitere Schwester, Anna, welche 1566 urkundlich erwähnt wird, war Stiftsdame zu Schwarzrheindorf bei Bonn. Der bereits erwähnte Bruder Heinrich, welcher nach heutigem Wissen weltlich geblieben war, wird von 1544-1550 genannt, vermutlich verstarb er unverheiratet um 1555. Dadurch wurde Adrian der alleinige Besitzer des Hauses Westernkotten. Der plötzliche Tod des Bruders muss für Adrian von Ense ein erschütterndes und vor allem einschneidendes Erlebnis gewesen sein. Dies gilt nicht nur wegen dem Verlust eines nahen Verwandten, sondern gerade wegen der Gewissheit, nun der letzte noch lebende, männliche Namensträger seines Geschlechtes zu sein. Verstärkend kam zu dieser Erkenntnis hinzu, dass Adrian als Domherr ein geistliches Amt bekleidete, welches es ihm nicht ermöglichte, mit einer Ehefrau eine Familie zu begründen. Für einen „modernen” Menschen ist es schwer nachvollziehbar, was es für jemanden in der damaligen Zeit bedeutet haben muss, dass mit ihm einmal seine Familie und der Name erlöschen sollte. Nur in diesem Kontext lässt sich der Satz: „ADRIAN VON ENSE DE LESTE SINES STAMMES“ [12] auf dem Wappenfries erklären. Zwar gab es gerade bei Domherren eine große Anzahl an illegitimen Nachkommen, jedoch hatten sie zum einen nicht die gleichen Rechte wie die legitim geborenen Kinder, und zum anderen gehörten sie in den meisten Fällen nicht mehr dem Adel an. Vielleicht ließ gerade diese Befürchtung in Adrian den Entschluss reifen, dem Domkapitel in Münster den Rücken zu kehren und nun ein weltliches Leben mit einer eigenen Familie zu führen. Den Schritt seiner Resignation als Domherr vollzog er am 15. Februar 1556. Unsere Vermutung findet ihre Bestätigung darin, dass Adrian von Ense elf Tage nach der Resignation — nämlich am 26. Februar [13] — Johanna von Raesfelt zu Ostendorf heiratete. Erst über 160 Jahre später erlosch mit Johanna Dorothea Bernardina von Ense [14] die Familie aus der Linie Westernkotten endgültig.

Bei genauer Betrachtung können wir also sagen, dass der Wappenfries aus dem Hause Westernkotten stammen muss, was im Übrigen bis auf die heutige Zeit in der Familie von Papen tradiert ist. Somit bestätigt dies ebenfalls unsere Vermutung. Weiter erscheint die Deutung des Frieses als Kaminsims derzeit als die einzig logische. Danach wird Adrian von Ense direkt nach dem Tod seines Bruders Heinrich (um 1555) bauliche Veränderungen am Haus Westernkotten[15] vorgenommen haben. Sicherlich wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass der oben beschriebene Satz des Frieses kurz danach seine Gültigkeit durch die Geburt seiner mindestens sieben Kinder verlieren sollte. Wenige Jahre nach seiner Resignation als Domherr, wurde er am 15. April 1560 Drost des Amtes Stromberg. Nicht zuletzt durch diese einträgliche Tätigkeit wird sein Vermögen weiter angewachsen sein, welches ihm ermöglichte, das Haus Westernkotten nach seinen Vorstellungen umzubauen. Noch im Jahre 1591 bemerkte er bei der Übertragung seines Rittersitzes an seinen Sohn Heinrich zückschauend: „In seinen kindlichen Tagen sei er unverschuldet vom Hause Anröchte gesetzt und aushausig gemacht worden und habe derowegen eine alte, nicht fast tüchtige adliche Wohnung an sich gebracht und dieselbe mit großer Mühe, Kosten und Arbeit dem Stande zu Ehren erweitert, gebessert und aus dem Grunde gebauet und zugerichtet” [16], Somit können wir auch die Entstehungszeit des Frieses und seinen Einbau um das Jahr 1555 festlegen.

Adrian von Ense starb im Jahre 1594, wie dem „Directorium” des Klosters Liesborn zu entnehmen ist[17] und wurde ebenda bestattet. Die Grabplatte des Adrian befindet sich noch heute auf dem Hof Plümpe in der Gemeinde Wadersloh, wo sie als Treppenstufe in einem ehemaligen Spülteich eingebaut ist. Zu der 1991 mitgeteilten Aufstellung [18]  der Platte im Museum der Abtei Liesborn, kam es bisher leider — aus vermutlich technischen Gründen — nicht.

1.3. Wie der Fries nach Lohe kam

Bereits im vorherigen Kapitel haben wir anhand verschiedener Indizien unter anderem zu klären versucht, woher der Wappenfries stammt. Nun wollen wir der Frage nachgehen, wie er von Westernkotten nach Lohe kam.

Am 7. September 1788 wurde Theodor von Papen als Sohn des Josef von Papen und der Anna Sophia Freiin von Schade zu Werl geboren. Die Mutter war Erbin der Güter Antfeld und Blessenohl [19] im Sauerland und von Haus Westernkotten bei Erwitte. Seit dem plötzlichen Tod des älteren Bruders Josef Anton im Jahr 1805 war dieses reiche Erbe der Familie von Schade und Gut Lohe im alleinigen Besitz des Theodor von Papen [20], der sich nicht zuletzt durch sein kulturelles Interesse und seine Bemühungen zur Förderung der Loher Landwirtschaft in den nächsten Jahren einen Namen machte. Noch unter seiner Regie wird auf Lohe vor 1825 die Scheune mit Walmdach errichtet worden sein, in welcher noch heute der Fries eingesetzt ist. Möglicherweise wurde sie auf den Grundmauern einer älteren Scheune errichtet, denn bereits auf einer Karte von 1815 ist an eben dieser Stelle ein Gebäude eingezeichnet [21] . Wodurch der Fries in dieser Zeit zur Verfügung stand, ist nicht bekannt. Vorstellbar wäre, dass man einige ruinöse Gebäude der alten Burg Westernkotten, welche ja auch zum Besitz des Theodor von Papen gehörte, abreißen musste. Sicherlich wusste Theodor bei den auf dem Fries dargestellten Wappen, dass es sich dabei um seine mütterlichen Ahnenwappen handelte. Vermutlich aus diesem Grund ließ er den Fries nach Lohe bringen, um ihn zu erhalten.

2. Das Epitaph der Theodora von Büren

Wenn man die alte Pfarrkirche St. Laurentius in Erwitte durch das reich verzierte Südportal betritt, so sieht man auf der rechten Seite das sorgfältig gearbeitete und farbig gestaltete Epitaph der Theodora von Büren. Wie bei Albert Ludorff nachzulesen ist, befand es sich noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts im nördlichen Querschiff, wo es vermutlich schon die Stifter aufstellen ließen.

Auf dem Epitaph kann der Betrachter die verstorbene Theodora und ihre vier Kinder in knieender Haltung betend vor dem Kreuz erkennen. Die Verstorbene ist im Vordergrund als größte Figur zu sehen, dahinter bzw. links davon die drei Söhne und eine Tochter. Auffällig ist nur, dass der Ehegatte Heinrich von Ense nicht in das Ensemble mit aufgenommen worden ist. Dies lässt darauf schließen, dass Theodora als Witwe verstarb.

Im Hintergrund sehen wir eine Burg, bei der es sich nach neuesten Erkenntnissen um die älteste [22] — in etwa — realistische Darstellung der Wewelsburg bei Büren handelt [23] . Welches Gebäude links davon dargestellt wurde, konnte noch nicht geklärt werden und bleibt einer weiteren Überprüfung vorbehalten. Umrahmt ist das mittlere Bild von den farbigen Wappen der 16 Ahnen Theodoras. Eine Auflösung der Ahnenwappen können wir in nachfolgender Aufstellung [24] darstellen:

  1. Theodora von Büren [25] , * um 1560, begraben in der Kirche zu Erwitte, verh. 1.11.1592 Heinrich von Ense zu Westernkotten
  2. Johann von Büren zu Wewelsburg, erwähnt 1538-1591, + ca. 1592, Statthalter von Paderborn, Oberst des niederrh.-westf. Reichskreises, verh. 5.11.1550 (Eheberedung)
  3. Margaretha von Hörde zu Wambeke (Schwarzenraben), erwähnt 1547-1592
  4. Bernhard von Büren, erwähnt 1484-1541, + um 1541,
  5. Alverade Wrede zu Mielinghausen, erwähnt 1524-1530
  6. Georg von Hörde zu Wambeke, erwähnt 1524-1544, + 1547 bei Rochlitz, verh. 23.2.1529 (lt. Eheberedung)
  7. Margaretha von Galen zu Bockhövel, erwähnt 1524-1534, ©® I, Rötger Ketteler zu Middelburg
  8. Johann von Büren, erwähnt 1445-1483, + 1484, © I. Anna von Hörde, verh. II um 1470
  9. Bela Wolff von Gudenberg, erwähnt 1455-1517, © IL vor 1489 Johann von Grafschaft (1513, verh. I, Else NN.)
  10. Dietrich Wrede zu Mielinghausen, erwähnt 1482-1512, 1482 mit seinem Vater Mitglied der westfälischen Ritterschaft, verh. 20.6.1460 (Eheberedung)
  11. Else von der Borch [26]
  12. Alhard von Hörde zu Störmede, erwähnt 1485-1525, * ca. 1528,
  13. Elseke Hoberg, 1521 +
  14. Rembert von Galen zu Bockhövel, erwähnt 1443-1474, verh.
  15. Margaretha von Plettenberg zu Wischlingen und Meyerich, 1474 +
  16. Bernhard von Büren, erwähnt ab 1413, 1478 +, ©® II Margaretha NN. (erwähnt 1459/60), verh. I.
  17. Willa von Westphalen zu Fürstenberg, erwähnt 1445-1450, 1458 +
  18. Arnold Wolff von Gudenberg [27] , erwähnt 1439
  19. NN. von Hanxleden [28]
  20. Heinrich Wrede zu Mielinghausen, erwähnt 1442-1483, 1484 +, 1482 Mitglied der westfälischen Ritterschaft, verh. 14.2.1427 (It. Eheberedung)
  21. Alverade Droste zu Schweckhausen
  22. Arnd von der Borch [29] zu Detmold, verh. 1448
  23. Beate von Dreyre [30] , Erbin zu Langendreer
  24. Themmo von Hörde zu Störmede, erwähnt 1459-1483, 1485 7, verh. II Gosteke NN. (erwähnt 1485), verh. I.
  25. Gertrud von Beringhausen [31] , erwähnt 1466-1483
  26. Johann Hoberg, Burgmann zu Hovestadt, erwähnt 1449-1456, 1465 +
  27. Ursula Vogt von Elspe [32] , erwähnt 1466-1467
  28. Heinrich von Galen zu Dinker, erwähnt 1410-1443, verh.1410 [33]
  29. Irmgard von Scheidingen [34] , Erbin zu Ermelinghof, erwähnt 1397-1410
  30. Berthold von Plettenberg zu Wischlingen, erwähnt 1457-1483, verh.
  31. Gosteke Lappe, Erbin zu Meyerich, erwähnt 1457-1461

3. Bezug zwischen Wappenfries und Epitaph

Sowohl bei dem Wappenfries auf Gut Lohe, als auch bei dem Epitaph der Theodora von Büren handelt es sich um Monumente, welche in der Literatur bisher kaum bzw. keine Beachtung gefunden haben. Interessanterweise lassen sich beide in einem zeitlich sehr begrenzten Rahmen einordnen. Sie entstammen nur zwei aufeinanderfolgenden Generationen der Familie von Ense zu Westernkotten, denn Theodora war die Schwiegertochter des Drosten Adrian von Ense.  Wie auch im nachfolgenden Aufsatz erwähnt wird, hatte Theodora im Jahre 1592 den Heinrich von Ense geheiratet. Dieser war der älteste Sohn des Stromberger Drosten und konnte sich seit 1591 — nach Abtretung durch seinen Vater — Herr zu Westernkotten nennen.

Ein weiterer, interessanter Aspekt stellte sich bei der Recherche zu diesem Aufsatz heraus. Dabei fand sich im Archiv v. Papen-Lohe, welches als Depositum im Stadtarchiv Werl untergebracht ist, ein Aktendeckel [35] mit der Aufschrift: „Farbige Zeichnung der auf dem Grabstein der Theodora von Büren, Gemahlin (1592) des Heinrich von Ense, in der Kirche zu Erwitte befindlichen Wappen, o. Dat. (um 1800)”.

Leider ist die erwähnte Zeichnung heute nicht mehr vorhanden, jedoch können wir eindeutig sagen, dass es sich bei dem dargestellten Epitaph um das Grabdenkmal der Theodora von Büren gehandelt haben muss. Interessanterweise scheint diese Zeichnung von dem bereits oben erwähnten Theodor von Papen in Auftrag gegeben worden zu sein, falls sie nicht sogar von ihm selbst stammt. Auch ist zu vermuten, dass der „Umzug” des Wappenfrieses von Westernkotten nach Lohe und die Erstellung der farbigen Zeichnung in den gleichen Zeitraum um 1820 fallen. Dies alles lässt auf ein großes familiengeschichtliches Interesse Theodors schließen. Er wird also bei beiden Monumenten um die abgebildeten Wappen seiner mütterlichen Ahnen gewusst haben. Gerade diesem Bewusstsein wird es zu verdanken sein, dass der Fries bis heute vor der Vernichtung bewahrt worden ist.


[1] 1 Für Juni 2002 wurde Schloss Lohe bei Werl zum Denkmal des Monats erwählt, siehe Deisting, a.a.0.

[2] Eine Kopie des Fotos wurde dem Stadtarchiv Werl von Herrn Hermann Freiherr von Wolff-Metternich freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

[3] Herrn Euler (Foto Euler, Werl) danken wir recht herzlich für die Anfertigung einiger Fotografien des Wappenfrieses

[4] An dieser Stelle möchten wir Herrn Clemens Steinbicker noch einmal herzlich danken, für die freundliche Unterstützung und die bereitwillige Zusendung seiner Ausarbeitung zur Familie v. Ense.

[5] Es soll nicht die Aufgabe dieser Abhandlung sein, eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Personen zu liefern. Der interessierte Leser kann weitere Informationen in der angegebenen Literatur nachsehen.

[6] Siehe hierzu vor allem P. Michels, a.a.0., S. 201-202.

[7] Sein Grabmal befindet sich zu Warburg in der Dominikanerkirche. Darauf sind die vier Wappen der Großeltern „Canstein, Kaiseberg, Urff, Lewenstein-Schweinsberg” und das Wappen seiner Frau „Wermund” zu sehen. Vgl. Michels, a.a.O., S, 185 u. 201

[8] 8 Vergl. Honselmann — Kettler, a.a.0., S. 50/51, W. Honselmann vermutet darin, dass Adelheid eine Verwandte der Familie von Gerkenol war. Möglicherweise war sie die Erbtochter der Familie von Bredenol. Adelheid muß zwischen 1437 u. 1441 verstorben sein.

[9] Vergl. v. d. Recke, a.a.0., S. 35, nach Vermutung dort, soll Imma noch 1480 gelebt haben. Für ihren Mann Heinrich von Ense kann dies jedoch nicht stimmen, da er bereits 1469 als verstorben erwähnt wird.

[10]  Siehe hierzu Wolfgang Marcus etc., a.a.0., S. 56

[11] Die am 2. Februar 1569 verstorbene Catharina von Ense wurde mit ihrem Mann Friedrich von Papenheim (dieser starb am 1. März 1591) in der evangelischen Pfarrkirche zu Stammen beige setzt. Die auf ihrem Epitaph abgebildeten Wappen sind mit denen des Frieses auf Gut Lohe identisch. Siehe hierzu Michels, S. 199.

[12] Dies bedeutet: „Adrian von Ense, der Letzte seines Stammes”, Auch im Testament des Adrian von Ense vom 23.3.1580 findet sich in einer biographischen Rückschau (Blatt 5-5v) bis in seine Kinderzeit und der Erwerbs- und Ausbaugeschichte des Hauses Westernkotten der Satz: „ Undt deweill ich der letzte meines geschlechtes, stams undt nhamens (war)…”.

[13] Nach Cl. Steinbicker befindet sich die Urkunde zur Eheberedung im Archiv Westerwinkel, Sign. U 1606.

[14] Johanna Dorothea Bernardina von Ense, Erbin zu Westernkotten, war verheiratet mit Christoph Bernhard von Schade zu Antfeld und verstarb 39 jährig am 26. Juni 1719, It. Cl. Steinbicker.

[15] Der abgebildete Ausschnitt mit dem Haus Westernkotten stammt aus der Karte: „Eigentliche gelegenheit des dorfs Westernkoten”, STAMS, Kartensammlung, A 20215.

[16] Siehe Wolfgang Marcus etc., a.a.0., 5. 56; vgl. StA Werl, Dep. v. Papen-Lohe, Akten A V, 4, 5.6 unten

[17] Siehe Siegfried Schmieder, a.a.O., S. 98

[18] Siehe Siegfried Schmieder, a.a.0., S. 99; Herrn Schmieder und dem Kreisarchiv Warendorf sei für die Überprüfung der Unterlagen zu seinem Aufsatz an dieser Stelle herzlich gedankt.

[19] Haus Blessenohl wurde 1817 verkauft, die anderen Güter jedoch blieben weiterhin in Familienbesitz.

[20] Am 15. September 1821 heiratete er Maria Franziska Freiin von Fürstenberg zu Herdringen, mit welcher er bis zu seinem Tod auf Lohe lebte

[21] StA Werl, Dep. Archiv v. Papen-Lohe, Sign. B IV, j 1

[22] Eine noch ältere Darstellung von ca. 1457/58 hat It. Westfalia picta, Bd. V (Kreise Höxter u. Paderborn), S. 234, keinen Realitätsgehalt.

[23] Die Familie von Büren hatte die Wewelsburg von 1301-1384 und nochmals seit 1513 in Pfandschaft. Erst 1588/89 wurde die Burg durch den Paderborner Bischof Theodor von Fürstenberg wieder für das Stift eingelöst. Von 1603-09 erfolgte der Umbau zur heutigen Gestalt als Dreiflügelanlage. Theodora selbst entstammte dem uralten Edelherrengeschlecht aus der Linie Wewelsburg, wodurch ein Bezug der Verstorbenen zum abgebildeten Gebäude ganz klar erkennbar ist. — Über die neue Zuordnung der Darstellung auf dem Epitaph wird in absehbarer Zeit an geeigneter Stelle berichtet.

[24] Siehe Anm. 5

[25] Siehe hierzu vor allem Honselmann – Gudenberg, a.a.0.

[26] Wie Anm. 21, Akten A T, 18

[27] „Distichon” heißt wörtlich übersetzt „Zweizeiler” und meint speziell die Verbindung eines Hexameters und eines Pentameters. Dies ist schon im Altertum die am häufigsten gebrauchte Versform in poetischen Grabsprüchen, den sogenannten Grabepigrammen. Schematisch lässt sich ein Distichon folgendermaßen darstellen:

X ”X(X) X’X0X) X’A(X) X A{X) KK XX (Hexameter)

X’X(X) X XX I1 K’’xX(x) XKx x“ (Pentameter)

Als Beispiel für ein Distichon im Deutschen sei Schillers Übersetzung der berühmten Grabschrift des Simonides auf die bei den Thermopylen gefallenen Spartaner zitiert: „Wänderer, kommst du nach Spärta, verkündige dörten, du häbest uns hier li&gen gesehn, wie das Gesetz es befähl.” Wir sehen, der Verfasser unserer Verse folgt einer klassischen Tradition.

[28] Dies ist der 6. August.

[29] [Diese und die nachfolgenden Angaben fehlen im Südwestfalen-Archiv. WM]

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