Bildstöcke und Wegkreuze in Bad Westernkotten
Von Wolfgang Marcus
[aus: Festschrift: 100 Jahre kath. Kirchengemeinde Bad Westernkotten, Bad Westernkotten 2002]
Verweilen
Lass mich langsamer gehen, Herr.
Entlaste das eilige Schlagen meines Herzens
durch das Stillwerden meiner Seele.
Lass meine hastigen Schritte stetiger werden
mit dem Blick auf die weite Zeit der Ewigkeit.
Gib mir inmitten der Verwirrung des Tages
die Ruhe der ewigen Berge.
Löse die Anspannung meiner Nerven und Muskeln
durch die sanfte Musik der singenden Wasser,
die in meiner Erinnerung lebendig sind.
Lass mich die Zauberkraft des Schlafes erkennen,
die mich erneuert.
Lehre mich die Kunst des freien Augenblicks.
Lass mich langsamer gehen,
um eine Blume zu sehen,
ein paar Worte mit einem Freund zu wechseln,
einen Hund zu streicheln,
ein paar Zeilen in einem Buch zu lesen.
Lass mich langsamer gehen, Herr,
und gib mir den Wunsch,
meine Wurzeln tief in den ewigen Grund
zu senken,
damit ich emporwachse
zu meiner wahren Bestimmung.
Aus Südafrika, Verfasser unbekannt
Wer seine Umgebung aufmerksam wahrnimmt, der findet an vielen Stellen in unserem Ort und in der Gemarkung Bad Westernkottens noch kleine in Stein und Holz gehauene Zeugnisse christlichen Glaubens: insgesamt 22 Heiligenhäuser, Wegkreuze und Gedenksteine habe ich noch gefunden.[1] Sie laden uns, die wir oft wenig Zeit haben, zum Verweilen ein, zum Halt-Machen, zur Besinnung. Vielleicht finden wir Zeit für ein stilles Gebet:
„Der Herr segne und behüte uns. Er lasse sein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Er schaue auf uns und schenke uns seinen Frieden.“ (Arons Segen)
Die Bildstöcke und Wegkreuze kann man in 4 Gruppen untergliedern:
Bildstöcke an den Lobetagsstationen (4)
Bildstöcke von früheren Wallfahrtswegen (3)
Private Bildstöcke und Wegkreuze im Ort (10)
Kreuze und Gedenksteine in der Feldflur (5).
Die Bildstöcke an den Lobetagsstationen (4)
Als 1635 zu den Wirren des Dreißigjährigen Krieges auch noch die Beulenpest Einzug in Westernkotten hielt und der „Schnitter Tod“ reiche Ernte hielt, wird sich in vielen Familien Verzagtheit und Resignation breit gemacht haben: Womit haben wir das verdient? Ist es nicht Gottes Strafe für begangene Missetaten und unterlassene Hilfeleistungen? In ihrer Not flüchteten sich die Menschen unter den Schutz der Gottesmutter. Und als die Pest tatsächlich abklang, versprachen sie, alljährlich einen Lobetag zu begehen und in einer Lobeprozession den Ort zu umschreiten und Gott und der Gottesmutter für die Rettung zu danken. In alle 4 Himmelsrichtungen wurde eine Gebetsstation eingerichtet, zu Anfang sicherlich nur durch Lindenbäume markiert. Linden galten in Westeuropa als Fruchtbarkeitssymbol, Eichen waren in vorchristlicher Zeit im nordeuropäischen Raum dem Donnergott Donar geweiht. Im germanischen Kulturkampf war die Eiche Symbolbaum der (heidnischen) Sachsen und die Linde der Symbolbaum der (christlichen) Franken.
Die Standorte für die Linden wurden bewußt gewählt: die Antoniuslinde im Norden stand nahe bei den letzten Häusern. Nördlich davon hatten viele Westernkötter im Fredegras (=eingefriedigtes Gras) kleinere Nutzgärten, östlich begann das Feuchtgebiet des Muckenbruches, das unter anderem über die heutige Antoniusstraße zum Torfstechen aufgesucht wurde. Im Osten stand die heutige Franziskuslinde am Rande des Westernkötter Bruchs. Wahrscheinlich besaß die Gemeinde hier bereits zu dieser Zeit eine eigene Fläche, den heutigen Schützenplatz. An diesem entlang verlief ein wichtiger Verbindungsweg zwischen Dorf und Schäferkamp. Nach Süden wählte man für den Standort der heutigen Josefslinde einen Platz am ehemaligen Friedhof der untergegangenen Siedlung Aspen. Auf diesem Friedhof waren während der Pestjahre die Leichen verscharrt worden. Nach Westen steht die heutige Friedhofs- oder Marienlinde am Weg zur Pfarrkirche nach Erwitte.
Die Heiligenhäuschen sind erst in späterer Zeit ergänzt worden. Sie stehen heute alle im Eigentum der Stadt Erwitte. Das älteste ist der Bildstock unter der Marien- oder Friedhofslinde. Im Giebel findet sich als Jahr der Errichtung 1684. Die verschiedenen Gesteinsarten des Ober- und Unterbaus lassen darauf schließen, dass der stark verwitterte Sockel später erneuert wurde. Darauf verweist die Jahreszahl 1882. Bis 1980 befand sich im Inneren eine kunstvolle Darstellung der Gottesmutter mit ihrem sterbenden Sohn im Arm, eine Pietá, die jetzt im Turm der Pfarrkirche zu sehen ist. Nun ziert ein neuzeitliches Halbrelief, Maria und Jesus darstellend, das Innere des Gehäuses.
Das Heiligenhäuschen unter der Josefslinde ist dem Heiligen Josef dem Arbeiter geweiht. Der Sockel trug die heute kaum noch lesbare Inschrift: „eXstrVIt In LaetI bernarDVs honore JosephI VVILheLMVs st. Verstato patrones IbI 27. IuIY.“ Diese Inschrift nennt den Stifter und im Chronogramm (die Summe der als lateinische Zahlen fungierenden Großbuchstaben) die Jahreszahl 1699. Der Bildstock wurde also 15 Jahre nach dem unter der Marienlinde errichtet. Er ist aus Quadersteinen gemauert, die Fronten der beiden Seitenwände zeigen je zwei große Blatt- und Blütenmotive, die mit einem Band verbunden sind. Im Innern ein neuzeitliches Relief mit Josef und dem Jesuskind.
Das Heiligenhäuschen an der heutigen Schützenhalle wurde 1753 errichtet, also 54 Jahre nach dem unter der Josefslinde. Es ist dem Heiligen Franz Xaver gewidmet und trägt im Sockel die mit einem kranzförmigen Band umsäumte Inschrift:
„Zu dir schick ich meinen Gruß,
dir in Demuth fall ich zu Fuß,
Franzisce.
Höre an mein Bittgeschrei
in dem Leid meine Nothülfe sey,
Xaveri.
Anno 1753 Den 30. Juni. F.B. Hense, M. Pilsticker Posuer.“
Im Innern befindet sich ein Halbrelief des Heiligen Franz mit Talar und Chorhemd und andachtsvoll gefalteten Händen. Auf den Seitenwänden, die noch mit einer vorgesetzten Säule verblendet sind, kann man kurvig laufende Blatt- und Blütenbänder erkennen. Die Aufstellung 1753 erfolgte kurz vor dem Lobetagsfest.
Das Heiligenhäuschen an der Antoniuslinde ist dem Heiligen Antonius von Padua geweiht und entstand zwischen 1750 und 1780. Der Sockel dieses aus Anröchter Dolomit gefertigten Bildstocks trägt die Reste einer Inschrift: „In Honorem St. Antonii Paduani“ (Zu Ehren des Hl. Antonius von Padua). Über einem umlaufenden Gesims tragen zwei Pfeiler und an der Rückseite große Steinplatten den halbkreisförmigen Giebel mit der Inschrift „IHS“ in einer ovalen Umrandung. Das Giebeldach schmückten ursprünglich drei Steinkugeln. Im Innern befindet sich ein neueres Relief aus Terrazzo, den Heiligen Antonius und ein Kind, das in seiner rechten Hand Blumen hält, darstellend. An der Rückseite des Sockels befand sich ursprünglich eine kleine, mit einem Stein verschließbare Öffnung zum Aufbewahren von Öl und Vasen.
Alle Heiligenhäuser werden zum Lobetag von Nachbarn – oft schon in mehreren Generationen – gereinigt und festlich dekoriert: Ein stiller Glaubensdienst, der auch nicht selbstverständlich ist!
Die Bildstöcke von früheren Wallfahrtswegen (3)
Das Heiligenhäuschen bei Hollenbeck-Koers, Hockelheimer Weg 7, stammt wahrscheinlich aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts und ist das älteste im Ort. Es steht erst seit 1904 an dieser Stelle. Als Westernkotten 1902 eigenständige Pfarrei wurde, war damit auch das Recht zur Durchführung einer eigenen Fronleichnamsprozession verbunden. Auf Initiative von Pfarrer Bokel konnte der Bildstock aus der Weckinghäuser Feldflur, wo er an einem alten Wallfahrtsweg von Bökenförde nach Werl gestanden hatte, besorgt und – wegen des ausreichend großen Platzes vor dem Anwesen – bei Hollenbeck aufgestellt werden. Hier wurde fortan die zweite Station der Fronleichnamsprozession gehalten. 1958, als der Wirtschaftsweg zur Josefslinde ausgebaut wurde und die Lobetagsprozession verkürzt wurde, war das Heiligenhäuschen einmal auch die erste Station beim Lobetag.
Das aus Sandstein errichtete Häuschen zeigt auf dem unteren Sockel ein Relief, das den unter dem Kreuz fallenden Christus darstellt. Ein über einem umlaufenden Gesims aufliegender zweiter Sockel trägt an der Vorderseite eine dreizeilige lateinische Inschrift, die nur noch in Resten zu entziffern ist. Die Sandsteinpfeiler, die den halbrunden Giebel tragen, wurden früher zum Schärfen der Sensen im Feld benutzt. Spuren davon sind deutlich zu erkennen. So praktisch können sich Glaube und Leben im Alltag durchdringen! Das teilweise zerstörte Relief im Innern zeigt Maria und Johannes unter dem Kreuz. Alljährlich zum Lobetag wird der Bildstock festlich geschmückt.
Das Heiligenhäuschen am Mühlenbach im Wäldchen des Weringhoff stammt aus der gleichen Zeit und möglicherweise auch gleichen Werkstatt wie das bei Hollenbeck. Auf der Sockelvorderseite ist eine Auferstehungsszene dargestellt: der Auferstandene, fast kniend, läßt Leinentücher und Salbgefäße hinter sich und zeigt seine durchbohrte rechte Hand. Das Relief im Innern trägt die Inschrift aus Johannes 19,5 „Ecce homo“ und zeigt, wie Jesus von zwei Soldaten abgeführt wird. Nach früher einliegenden Urkunden wurde „dieses heilige Haus infolge der Separation Erwitte im Jahre 1875 vom Alten Lipperweg oberhalb des Gartens“ entfernt und 1876 an der Hofeinfahrt des Weringhoff aufgestellt, bis es dann 1947 seinen jetzigen, etwas versteckten Platz erhielt.
Das im Eigentum der Stadt stehende Heiligenhäuschen am Südwall stammt aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es stand wahrscheinlich einige Zeit an der Straße Westerntor, später soll es etliche Jahre hinter dem „Spring“ an der Bruchstraße gestanden haben. Erst durch die Fronleichnamsprozessionen kam es an den Südwall vor das Grundstück Postler, Südwall 11. Als vor einigen Jahren das Wohnhaus dort errichtet wurde, mußte das Heiligenhäuschen nochmals weichen und fand dann seinen hoffentlich endgültigen Platz in der Grundstücksspitze zwischen Erbsälzergasse und Südwall. Es diente heute als (einzige) Fronleichnamsstation.
Außer dem „IHS“ im Giebel ist keine Inschrift mehr zu erkennen. Das Relief im Innern stammt wohl aus dem 19. Jahrhundert, ist stark verwittert und zeigt Christus unter dem Kreuz fallend, im Hintergrund einen römischen Legionär mit Geißel und Strick.
Private Bildstöcke und Wegkreuze im Ort (10)
Fast alle diese Kreuze und Gedenkstätten sind aufgrund von Gelübden und aus Dankbarkeit gegenüber der Güte Gottes errichtet werden. Sie werden nachfolgend in chronologischer Reihenfolge kurz vorgestellt:
Das älteste Holzkreuz im Ort ist das Kreuz unter Schrops Linde. Es stammt aus dem Jahre 1866 und wurde von der Erbsälzerfamilie Löper, die hier einen Garten hatten, aufgestellt. Später ging es durch Kauf des Gartens an Familie Schrop über. Aufgrund von Witterungsschäden ist es bereits mehrfach restauriert worden. Seit Anfang der 1990er Jahre schützt ein kleines Dach aus Kupferblech den Korpus. Die naturalistische Darstellung mit dem schmerzverzehrten Gesicht und den deutlich hervortretenden Wundmalen entspricht dem Pietismus. 1881 ereignete sich in den Karnevalstagen an diesem Kreuz ein tödlicher Zwischenfall.
Kreuz und Mariengrotte bei Hoppe-Klosebaum, Nordstraße, stammen aus dem Jahre 1889.
Das Kreuz im Garten des Kurhauses, Weringhauser Straße, stammt aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Der Korpus aus Metall zeigt den Nazarener in einer typischen Darstellungsform des 19. Jahrhunderts. Es wurde von der früher hier wohnenden Familie Kemper aufgestellt.
Das Kreuz im Garten der Familie Erdmann, Schäferkämper Weg, errichteten im Jahre 1901 die Eheleute Josef und Elisabeth Erdmann, die Großeltern des jetzigen Eigentümers Norbert Erdmann. 1936 wurde der Korpus ergänzt.
Gegenüber dem Westportal des Kirchturms, rechts vom Eingang der Herrengasse, steht die 1911 von den Eheleuten Johannes und Theresia Günnewig errichtete offene Wegkapelle. Sie wurde aus Dankbarkeit aufgrund eines Gelübdes errichtet. Die sehr gut gepflegte kleine Kapelle zeigt eine Kreuzigungsgruppe und unten in einer Kartusche eine Inschrift. In der Zeit des Nationalsozialismus fanden hier zumeist die Festgottesdienste zu Fronleichnam statt, da Prozessionen nicht erlaubt waren.
Noch Ende des Jahres 2001 wurde durch die Heimatfreunde zusammen mit dem Eigentümer Josef Lüning in der Bredenollgasse 1 ein 1917 errichtetes und später abmontiertes Kreuz wieder errichtet. Nach Aussage des Denkmalamtes stammt der Korpus aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Es wurde nach einem Herbststurm errichtet, bei dem ein Teil des damals hier vorhandenen Gradierwerks einstürzte und eine Frau nur durch glückliche Umstände gerettet wurde.[2]
Die 1923 erfolgte Aufstellung des Kreuzes auf dem Grundstück Nordstraße 1b (gegenüber der Sparkasse) geht auf ein Gelübde des damaligen Eigentümers Hense zurück, der versprochen hatte, ein Kreuz aufzurichten, wenn keiner seiner Söhne im 1. Weltkrieg falle.
Die Mariengrotte des Hauses Spiekermann, Antoniusstraße 1, wurde 1931 zur Verschönerung der Lobetagsprozession, die hier vorbeiführt, aus versteinertem Schwarzdorn eines ehemaligen Gradierwerks errichtet. Die Statue der Gottesmutter von Lourdes steht seit 1958 in der Grotte, die im selben Jahr erweitert wurde.
Im Vorgarten des ehemaligen Hofes Gudermann wurde im Sommer 1995 ein Holzkreuz mit schönem Holzkorpus komplett restauriert wieder aufgebaut, welches im Jahre 1945, kurz nach Kriegsende aufgrund eines Gelübdes, errichtet wurde.[3]
Das Kreuz im Vorgarten der Familie Gerling, Leckhausstraße, wurde von der Witwe Gertrud Gerling, geb. Jäker, nach einem Gelübde ihres Ehemannes Kaspar Gerling 1952 errichtet. Dieser hatte in russischer Kriegsgefangenschaft gelobt, wenn er die Heimat wiedersehe, werde er zum Dank ein Hofkreuz aufstellen. Das Kreuz trägt im Sockel die Inschrift: „Mein Jesus Barmherzigkeit.“
Im Jahre 1972 entstand aus persönlich tief empfundener Dankbarkeit in einer besonderen Angelegenheit das Kreuz im Garten der Familie Baumeister an der Straße Zur Landwehr.
Noch nicht wieder errichtet wurde das alte Wegkreuz an der Ecke Nordstraße/Antoniusstraße.
Kreuze und Gedenksteine in der Feldflur (5).
Alle diese Kreuze erinnern fast ausnahmslos an tödliche Unglücksfälle, die sich an Ort und Stelle ereigneten. Auch sie sollen dem Alter nach vorgestellt werden.
Der Peststein im Muckenbruch (kurz nach 1635)
Er befindet sich etwa 100 Meter nördlich des Rodelberges zwischen den Moorabgrabungsflächen der Kurverwaltung am Mittelweg. Diese fast senkrecht stehende, oben gerundete Steinplatte ist etwa 8 cm dick und hat eine Höhe von etwa 1 Meter. Sie ist stark verwittert, eine Inschrift konnte auch bei einer 1994 erfolgten Restaurierung nicht mehr ausfindig gemacht werden. Eine sehr alte Tradition im Ort weiß zu berichten, dass an dieser Stelle ein Fräulein von Kleinsorge vom Tod ereilt wurde, als sie vor der Pest, die 1635 im Dorf wütete, nach Bökenförde fliehen wollte. Der Stein muss kurz darauf errichtet worden sein. Bereits 1985 hat Karl-Heinz Koch das folgende Gedicht dazu geschrieben:
Im Muckenbruch am Wege
ein Denkstein steht gar schwer,
du suchst nach einer Inschrift
und findest keine mehr.
Die Worte sind verschwunden,
zernagt vom Zahn der Zeit.
Und doch erzählt das Denkmal
von Pest und bitterem Leid.
Mündliche Überlief’rung
berichtet von der Not,
als einst in Westernkotten
geherrscht der schwarze Tod.
Zu Hunderten die Menschen
wurden dahingerafft.-
Ein Fräulein von Kleinsorge
wollt‘ fliehen mit letzter Kraft.
Wollt‘ fliehen vor der Seuche,
was Vorschrift streng verbot;
dennoch im Muckenbruche
ereilte sie der Tod.
Schon von der Pest gezeichnet
holte der Tod sie ein,
wo noch im Muckenbruche
am Wege steht ein Stein.
Steinkreuz im Pöppelschetal (1752)
Das Kreuz erinnert an ein Unglück, das hier im Jahre 1752 vier jungen Menschen südlich des Domhofes den Tod brachte. Nach einem Wolkenbruch über dem Haarstrang wurde das Pöppelschetal blitzschnell von großen Wassermassen überflutet. Die Inschrift des Kreuzes lautet:“ Anno 1752, den 12. Juli synd allhier Anton Könighaus im 13. Jahre seines Alters, Anna Gertrud Könighaus im 11. Jahr ihres Alters, Caspar Wilhelm Müller im 19. Jahr seines Alters und A. Margarete Jütte im 19. Jahr ihres Alters elendig vertrunken. R.I.P.“ Die jungen Leute gehörten zum Domhof, die beiden ersten waren Kinder von Peter Könighaus, dem damaligen Hofinhaber. Der nachfolgende Zeitungsartikel dokumentiert beispielhaft das Engagement der Heimatfreunde für den Erhalt dieser alten Zeitzeugen:
„Nun hatte der Zahn der Zeit an dem Kreuz genagt. Der Stein war im Erdinneren durchgebrochen, die Inschrift weitgehend verwittert, Teile des Steins abgebrochen. Voraussetzung für die Restaurierung war zunächst einmal die Einwilligung des Eigentümers, des Portland-Zementwerkes Gebrüder Seibel, das sich umgehend mit einer Restaurierung einverstanden erklärte.
Als Fachmann für die auszuführenden Arbeiten engagierten die Heimatfreunde den Anröchter Restaurateur Josef Hoppe, der in etwa 30 Arbeitsstunden die nötigen Arbeiten durchführte.
Wieder einmal beteiligte sich die Volksbank Bad Westernkotten, vertreten durch die beiden Geschäftsführer Theo Groene und Werner Plümpe, mit einer großzügigen Spende an den Restaurierungskosten. Und auch die Stadt Erwitte, die 1999 erstmals Beträge bis zu 1000 DM für die Heimatvereine bereitstellte, wird sich an den Kosten beteiligen.
Heimatvereinsvorsitzende Maria Peters dankte allen Beteiligten für ihr Engagement und zeigte sich erfreut, dass das alte Steinkreuz nun wieder zu einem echten Juwel am Wegesrand geworden ist und die Erinnerung an vergangene Ereignisse wachhält.“ [4]
Steinkreuz am Weg zum Domhof (1883)
Dieses Steinkreuz, etwa 1200 Meter südlich der B 1 an der östlichen Straßenseite gelegen, trägt die Inschrift „Hier erschluch der Blitz am 26. Juli den Heinrich Müller, Westernkotten 1883″. Der Verstorbene ist ein Vorfahre der Familie Johannes Köneke, Hockelheimer Weg. Das Kreuz wurde im Jahre 1996 durch die Heimatfreunde mit Unterstützung der Volksbank umfassend restauriert, der Bereich um den Sockel mit Anröchter Grünsandsteinplatten abgedeckt.
Hochkreuz am Sauerländer Weg (1924)
Das Steinkreuz mit Korpus, im Schatten einer Baumgruppe gelegen und von einem Blumenbeet mit einem schmiedeeisernen Zaun umgeben, ist unter der Bezeichnung „Vahlhuisers Kreuz“ bekannt. Es trägt die Inschrift: „Errichtet von den Eheleuten Adolf und Elisabeth Büker, geb. Adämmer, 20. August 1924″ und etwas tiefer: „Was der Mensch sät, wird er ernten. Galater 6,8″ Bei den Stiftern handelt es sich um Urgroßeltern mütterlicherseits von Josef Wieneke, Gieselerweg 11, einem Mitautor dieses Buches. Anlass der Stiftung war der günstige Erwerb einer größeren Ackerlandfläche.
Steinernes Feldkreuz am Suckeweg (1927)
Dieses kleine Steinkreuz trägt die Inschrift: „Hier starb der Schäfer Anton Schröer plötzlich durch Blitzschlach am 22. Juli 1927.“ Bei dem Verstorbenen handelt es sich um einen Vorfahren der ehemaligen Schafhaltung Schröer, jetzt Café Schröer-Fidora. Das Kreuz ist, wie das am Weg zum Domhof, 1996 von den Heimatfreunden restauriert worden.[5]
[1] Die wichtigsten Quellen für diesen Beitrag waren: Quellen:
- – Marcus, Wolfgang, Heiligenhäuschen, Wegkreuze und Bildstöcke; in: Bad Westernkotten. Altes Sälzerdorf am Hellweg, Lippstadt 1987, S. 476-480
- – Ders., Der Peststein im Muckenbruch; in: Aus Kuotten düt und dat, Nr. 71, Juni 1994
- – „GIG“ – Gemeinde im Gespräch; herausgegeben vom Pfarrgemeinderat der kath. Kirchengemeinde Bad Westernkotten, Ausgabe Oktober 1980
- – Verschiedene Unterlagen der Heimatfreunde
[2] vgl. Patriot vom 26.11.1917 und die Denkmalwertbegründung vom 10.7.2001
[3] vgl. Patriot vom 15.8.1995
[4] vgl. Patriot vom 31.8.1999
[5] vgl. Patriot vom 6.11.1996