Sprichwörter, Zitate und Redensarten rund um das Salz
von Wolfgang Marcus (Bad Westernkotten)
[Erstabdruck: Marcus, Wolfgang, Sprichwörter, Zitate und Redensarten rund um das Salz, in. HB 81 Jg. (2001), S. 15f]
Die Geschichte Bad Westernkottens ist über weit mehr als 1000 Jahre vom Salz geprägt. Wahrscheinlich schon in der Jungsteinzeit waren die salzhaltigen Quellen auf dem heutigen Königssood bekannt. Bis zum Jahre 1949 wurde in Bad Westernkotten Salz produziert.
Heute steht die Verwendung der Sole zu Heilzwecken im Mittelpunkt. Seit 1842 wird sie erfolgreich als Solebad usw. bei verschiedenen Krankheitsbildern eingesetzt oder zur Freiluftinhalation an den zwei Gradierwerken genutzt.
Im Bewusstsein der Menschen spielt Salz heute keine so besondere Rolle mehr. Salz ist in unserem Jahrhundert zu einem Massenartikel geworden.
Das war nicht immer so. Salz war im Mittelalter bis weit in die Neuzeit eines der bedeutendsten Wirtschaftsgüter. „Dass Salz ein geschichtsmächtiger Stoff war, steht heute außer Frage. Dieses unscheinbare, heute stets verfügbare Mineral war früher Quelle des Reichtums, Machtobjekt und begehrtes Handelsgut.“[so der Bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber im Vorwort zum Katalog „Salz macht Geschichte“, Augsburg 1995]
Die große Bedeutung, die Salz für unsere Vorfahren hatte, kommt auch in der zahlreichen Verwendung von „Salz“ und „salzen“ in Sprichwörtern und Redensarten zum Ausdruck. Karl-Friedrich Wilhelm Wander hat um die Mitte des vorigen Jahrhunderts alle Sprichwörter und Redensarten, die ihm bekannt geworden sind, gesammelt [Karl-Friedrich Wilhelm Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Leipzig 1873, ein Exemplar im Stadtarchiv Lippstadt vorhanden] Er listet insgesamt 124 Sprichwörter und Redensarten zu „Salz“ und 11 zu „salzen“ auf. Ich habe daraus für die folgende Auflistung eine Auswahl getroffen, an einigen Stellen Erläuterungen hinzugefügt sowie weitere Zitate, vor allem aus der Bibel und dem Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm [Leipzig 1893, dtv-Neudruck 1984; ein Exemplar ebenfalls im Stadtarchiv Lippstadt] ergänzt.
Ich würde mich über die Zusendung weitere Salzzitate und -redewendungen sehr freuen.
- Ihr seid das Salz der Erde (Jesus zu seinen Jüngern in der Bergpredigt Mt 5,13)
- Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden (Jesus im Markusevangelium ; Mk 9.49)
- Das Salz ist etwas Gutes. Wenn das Salz die Kraft zum Salzen verliert, womit wollt ihr ihm seine Würze wiedergeben? Habt Salz in euch, und haltet Frieden untereinander (Jesus im Markusevangelium Mk 9,50)
- Eure Worte seien immer freundlich, doch mit Salz gewürzt; denn ihr müsst jedem in der rechten Weise antworten können (Paulus an die Gemeinde in Kolossä, Kol 4,6)
- Kann denn, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven tragen oder ein Weinstock Feigen? So kann auch eine salzige Quelle kein Süßwasser hervorbringen. (aus dem Jakobusbrief; Jak 3,12; Ermahnung, nur Gutes zu sagen)
- Als Lots Frau zurückblickte, wurde sie zur Salzsäule (Genesis 19,26)
- Der Herr macht fruchtbares Land zur salzigen Steppe (Psalm 107,34; umschreibt die Allmacht Gottes)
- Willst nicht Salz und Schmalz verlieren, musst, gemäß den Urgeschichten,wenn die Leute willst gastieren dich nach Schnauz und Schnabel richten. (Goethe 3, 187; zitiert nach: Gebr. Grimm, Deutsches Wörterbuch 1893)
- Und hin und her und dort und da stach’s ihn wie Salz und Nessel (Schiller 1,261; ebd.)
- Die Künste sind das Salz der Erde; wie dieses zu den Speisen, so verhalten sich jene zu der Technik (Goethe 22,149; ebd.)
- Ewiges Einerlei widersteht, Veränderung nur ist das Salz des Vergnügens (Schiller, Kabale und Liebe 5,7; ebd.)
- Das Salz muss sich nicht selber loben.
- Ein Pfund Salz gibt ein Pfund Schmalz (früherer Irrglaube bei Bauern, dass viel Salz im Viehfutter mehr Fleisch und Fett bei den Tieren ergeben würde)
- Erst muss das Salz auf dem Tische stehen, ehe man kann zum Essen gehen (nicht zu früh eine Sache für beendet erklären)
- Kein Salz in der Flasche, kein Geld in der Tasche, kein Tanz in der Scheuer, kein Hafen beim Feuer, kein Brot im Haus, mit Sack und Pack ist alles hinaus.
- ‘Leck Salz, dann kriegst’e Durst,‘ sagte die Mutter, als der Junge rief ‘Ich habe Hunger.‘
- Man muss erst einen Scheffel Salz mit einem essen, ehe man ihn zum Freunde wählt (gute Freunde findet man nicht auf Anhieb)
- Man muss nicht Salz in des Nachbars Wunde streuen (keine Schadenfreude hegen; vernarbende Wunden nicht wieder aufreißen)
- Man muss sich erst mit Salz und Brot versehen, ehe man die Eier zerschlägt (nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tun).
- Man nimmt Salz zu Brot, aber nicht Brot zu Salz (empfiehlt Maß zu halten in Scherz und Witz)
- Mit Salz und Spaß muss man’s nicht übertreiben.
- Mancher hat mehr Salz in der Fremde gegessen als daheim, und ist doch ungesalzen wiedergekommen (nicht jeder, der viel unterwegs war, hat auch etwas gelernt)
- Man soll des Salzes nicht vergessen im Predigen (eine Predigt muss Würze haben, sie muss es in sich haben)
- Ohn‘ Salz und Kreuz schmeckt Gottes Wort nicht (die Botschaft Jesu nicht verkürzen; Nachfolge heißt Kreuzesnachfolge)
- Nicht Salz und Handel hoben ihn hinan, vielmehr nur das, was ihm hat weh getan (schmerzliche Erfahrungen bringen eine oft weiter als Geschäfte und wirtschaftliches Wohlergehen)
- Ohne Salz im Haus fehlt das beste Gewürz.
- Ohne Salz und Brot ist die Gesellschaft tot.
- Salz ist das halbe Fett.
- Salz und Bergwerk sind gute Gaben Gottes.
- Salz ins Fass, Bier ins Glas.
- Süß Futter ist den Kamelen Brot, gesalzenes ist ihnen Delikatesse (betont den Wert des Salzes bei der Viehfütterung)
- Salz und Brot macht die Wangen rot.
- Salz und Brot macht die Wangen rot, aber gar kein Brot, das ist Not.
- Salz und Brot schützt vor Hungersnot.
- Salz und Rat soll man nur dem geben, der darum bittet.
- Salz und Sonnenschein sind der Armen Fleisch und Bein.
- Ein Tisch ohne Salz ist ein Mund ohne Speichel.
- Salz würzt das Schmalz.
- Schlechtes Salz verdirbt die beste Suppe.
- Was im Salz liegt, verdirbt nicht (die Sache ist noch nicht vergessen)
- Wer gern Salz mag, der hat ein verliebtes Herz.
- Wenn die Suppe versalzen ist, dann ist die Köchin verliebt.
- Wo kein Salz im Hause ist, da mangelt es am besten Gewürz.
- Der wird hier oder dort kein Scheffel Salz fressen (der wird nicht lange bleiben)
- Darin ist weder Salz noch Schmalz (das taugt nichts)
- Das Salz bringen, wenn die Eier gegessen sind (etwas zu spät bringen, erwähnen)
- Du musst ihm Salz auf den Schwanz streuen (zu Kindern am Osterfest, wenn man beim Spaziergang einen ‘Osterhasen‘ fangen will)
- Er hat ihm das Salz geleckt ( Freundschaft geschlossen)
- Er hat sie aus dem Salze bekommen (eine gründliche Lektion, eine Tracht Prügel)
- Bei jemandem noch einen Schinken im Salze haben (mit ihm einen Streit auszutragen haben)
- Er muss noch einen Scheffel Salz essen (noch kräftiger, verständiger usw. werden)
- Er verdient nicht das Salz in der Suppe (er ist es nicht wert)
- Er verdient das Salz auf dem Brot nicht.
- Es ist kaum Salz aufs Ei ( es kommt nichts dabei heraus)
- Es kommt ihm schon Pfeffer und Salz untereinander (er bekommt schon graues Haar)
- Es regnet Salz und Wurst (wenn man im Überfluss lebt)
- Man hat ihr Salz und Pfeffer in den Weg geworfen (Mädchen, die nicht spinnen wollen, weil ihnen irgendjemand Liebesgedanken in den Kopf gesetzt hat)
- Mit Salz den Durst stillen wollen (das falsche Mittel einsetzen)
- Der muss Salz lecken (sehr spärlich leben)
- Salz und Käse essen (sehr einfach leben)
- Sie ist im Salz gelegen (sie war im Wochenbett).
- Sie haben etliche Metzen Salz miteinander geleckt (das ist schon eine enge Freundschaft)
- Sie hat schon Salz geleckt (dies und das gekostet, ist nicht mehr unerfahren, etwa in Liebesdingen)
- Sie werden kein Scheffel Salz zusammen essen (die Beziehung wird nicht lange halten)
- Vom Salz und Essig leben (nur karge Mahlzeiten bekommen)
- Wenn es Salz regnet (am Sankt Nimmerleinstag)
- Wir haben noch keinen Scheffel Salz miteinander gegessen (wir kennen uns noch nicht gut genug)
- Sparsam salzen und reichlich schmalzen!
- Wer scharf salzt, muss viel trinken (wer austeilt, muß auch einstecken können)
- Das sind gesalzene Preise (das ist sehr oder zu teuer)
- Er ist weder gesalzen noch geschmalzen (ein ungenießbarer Mensch)
- Er schmeckt nach Salzwasser (er ist ein Seemann oder hat seemännische Gewohnheiten).