Zur Geschichte der Post in Bad Westernkotten
Von Wolfgang Marcus
[Erstveröffentlichung: Marcus, Wolfgang, Zur Geschichte der Post in Bad Westernkotten, in: Vertell mui watt, Ausgabe 122 (2000)]
Das Staatsunternehmen Post wurde bekanntlich in den letzten Jahren völlig umgekrempelt. Das Bestreben, alte Monopole abzubauen, mehr Wettbewerb und damit vielleicht auch mehr Service und günstigere Verbraucherpreise zu erreichen, führten so zur Gründung der Post als Aktiengesellschaft, zur Auslagerung des Telekommunikationsbereiches (heute: Deutsche Telekom) und der Postbank, um nur einige Stichworte zu nennen.
Dies alles hatte auch Auswirkungen auf die Situation der Post in Bad Westernkotten. So fand am 15.8.1998 die Eröffnung einer sog. Postagentur im REMA-Markt von Herrn Dieter Vollmer statt, nachdem einen Tag zuvor die sog. Postfiliale Osterbachstraße 10 geschlossen wurde. Seit mehr als einem Jahr werden wir nun „shop in shop“ freundlich bedient, wenn wir Briefmarken kaufen oder etwa ein Paket aufgeben wollen.
Der heutige REMA-Markt ist damit die siebte (!) Stelle, an der die Post untergebracht war:
1881 – 1915 auf dem Hof Jesse, Aspenstraße
1915 – 1927 im Haus des Rechtsanwalts Franz Jesse, Wolfsangel; heute: Riekenbrauck)
1927 – 1936 im ehemaligen Haus Kessing, Am Ehrenmal (jetzt Mehrfamilienhaus Günnewig)
1936 -1951 im Haus Hense, Aspenstraße 24 (heute Café Krogmann)
1951 – 1967 im Haus Schmidt, Nordstraße 8 (heute noch „Alte Post“ genannt)
1967 – 1998 Postfiliale in der Osterbachstraße 10 (heute Fachmarkt für Beleuchtungskörper)
1998 – heute im REMA-Markt Vollmer, Osterbachstraße 12. [vgl. dazu die Ausführungen im Heimatbuch von 1987, Seite 395]
Vor einigen Wochen bekam ich einige alte Unterlagen aus den Anfängen der Post in Bad Westernkotten, die Herr Heinrich Strunk aus Lippstadt, Westernkötter Straße 48, dankenswerter Weise vor dem Reißwolf gerettet hatte.
Es handelt sich dabei um 7 Aktenstücke aus der Zeit von 1881 bis 1922, vor allem statistische Hefte und Übersichtsbögen, die an die dienstvorgesetzten Stellen abgegeben werden mußten. Daraus sollen einige Einzelheiten kurz vorgestellt werden, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. [Eine fachliche Aufarbeitung der gesamten Postgeschichte für Bad Westernkotten steht noch aus.]
So bestand in Westernkotten auch Telegraphenbetrieb seit Anfang 1892 [Korrektur gegenüber den Ausführungen im Heimatbuch, wo noch der 1.8.1895 vermerkt ist.] Die Postzustellung wurde in „Ortsbezirk“ und „Landbezirk“ unterteilt. 1915 gab es im Ortsbezirk 3 Briefkästen und im Landbezirk einen, die zwei Mal am Werktag und sonntags ein Mal geleert wurden. Auch die Zustellung erfolgte an allen 7 Tagen der Woche.
Im Jahr 1918 wurden zum Beispiel 46400 eingehende „Gewöhnliche Briefe und sendungen“ und 24500 aufgegebene gezählt. Über 2500 Pakete wurden in diesem Jahr in Empfang genommen, über 1300 aufgegeben. Bei den Telegrammen lag die Zahl für die Eingänge bei 98 und die Abgehenden bei 100.
1894 bekamen bereits 146 Haushalte in Westernkotten eine Zeitung zugestellt, darunter natürlich der Patriot, aber auch das „Westfälische Volksblatt Paderborn“, die „Kölnische Volkszeitung“, den „Westf. Mercur“ und die „Westfälische Provinzial-Zeitung“ sowie die „Lippstädter Zeitung“.
Interessant auch, dass 1908 ganze 499 Telefongespräche im Ortsnetz und 160 im Fernverkehr registriert wurden, im Zeitalter der Handys und SMS nahezu unvorstellbar wenig.