2027: Vor fast 1000 Jahren schenkte Kaiser Konrad II die Salzquellen in Westernkotten dem Paderborner Bischof Meinwerk

Von Wolfgang Marcus (Bad Westernkotten)

Die Schenkung von Kaiser Konrad II. an den Paderborner Bischof Meinwerk, die unter anderem die Salzquellen in Westernkotten betraf, gehört zu den wichtigen Ereignissen im Zusammenhang mit der Entwicklung der Region und der Bedeutung der Salzgewinnung im Mittelalter.

Im Jahr 1027, also vor 1000 Jahren, schenkte Kaiser Konrad II. – er regierte als erster Salier von 1024 bis 1039 – dem Paderborner Bischof Meinwerk (Bischof von 1009 bis 1036) die Salzquellen usw. von Westernkotten. Damit wurde die Paderborner Kirche zum größten Grundeigentümer in Westernkotten. Daraus resultierten zahlreiche Besonderheiten, aber auch Konflikte, die zum Teil bis heute ihre Auswirkungen haben. – Diese Schenkung war von großer Bedeutung, da Salz im Mittelalter eine sehr wertvolle Ressource war. Es war nicht nur ein wichtiger Bestandteil der Ernährung, sondern auch ein wichtiges Handelsgut und hatte wirtschaftliche Bedeutung, da es für die Konservierung von Lebensmitteln und die Herstellung von verschiedenen Produkten genutzt wurde.

Hier der Text der Schenkungsurkunde in einer moderneren Übersetzung:

Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit. Conrad, durch göttliche Gnade erhabener Kaiser der Römer. Wir haben erwogen und reiflich überlegt, es könne unseren von Sündenmakeln befleckten Seelen viel nützen, wenn wir zu göttlicher Ehre und Glorie die Kirchen Christi erhöhen, erbauen und mit unserem Vermögen bereichern. – In gleicher Weise haben wir erkannt, dass es zur Würde unserer kaiserlichen Macht gehört, denen, die uns im Kriege oder zu Hause gute Dienste geleistet haben, eine würdige Entschädigung für ihre Dienstbarkeit zu gewähren. Dieser Erwägung fehlte nicht der Wille (es auszuführen), sondern folgte, da wir zu solchem Tun sowohl die Macht wie die Mittel haben. Deshalb mögen Christi und unsere Getreuen allesamt wissen, dass wir durch die Fürbitte unserer geliebtesten Gattin Gisela, unseres Sohnes Heinrich, des Bischofs Bruno von Augsburg, des Markgrafen Herrmann und seines Bruders Ekkehard Gott zu Liebe und Ehre für das Heil unserer Seele der Paderborner Kirche, die zur Ehre der heiligen Gottesgebärerin Maria, des heiligen Märtyrers Kilian und des heiligen Bekenners Liborius geweiht ist, und ihrem Verwalter Meinwerk, der uns oft und sehr häufig und treu gedient hat, einen Hof mit Namen Erwitte, der zu unserem kaiserlichen Recht gehört, gelegen im Gau Engern und der Grafschaft des Markwardt, zu ewigem Besitz übergeben haben mit allen Hörigen beiderlei Geschlechts, die rechtlich dazu gehören, auch mit allen Zubehörungen, nämlich Hofstätten, Häusern, bebauten und unbebauten Äckern, Wiesen, Weiden, Wäldern, Jagden, mit wegsamen und unwegsamen Gelände, Steuern und Einkünften, Gewässern und Wasserläufen, Fischereien, Mühlen, festgestellten und noch festzustellenden Gerechtigkeiten, mit dem Bann und auch dem Markt, der bei eben demselben Hof gehalten zu werden pflegt, und mit allem Nutzen, der daraus hervorgehen kann. – Und damit diese unsere Schenkungsurkunde allezeit gesichert bleiben möge, haben wir diese darüber geschriebene Urkunde mit unserer Hand bekräftigt und mit dem Siegel besiegeln lassen. – Zeichen des Herrn Conrad II., des unbesiegten Kaisers.

Tochtrop schreibt dazu: „Kaiser Konrad schenkte im Jahre 1027 zu Rom diesen Hof dem Bischof Meinwerk von Paderborn, und zwar erhielt der Bischof zugleich auch das ganze Gericht über den Königshof und seinen Zubehör, außer Gogericht und Blutbann. Die Blutgerichtsbarkeit wurde nämlich damals von den Grafen von Arnsberg ausgeübt, während das Gogericht im 11. Jahrhundert noch Volksgericht war und daher auch nicht vom Kaiser verschenkt werden konnte. Paderborn hatte somit durch die Schenkung die wichtigsten landeshoheitlichen Rechte im Königshof erhalten. Innerhalb des Königshofes entwickelten sich später die beiden selbstständigen Gemeinden Erwitte und Westernkotten. Während aber Westernkotten ganz auf dem Grund und Boden des Königshofes lag, waren in Erwitte daneben noch andere Grundherren begütert, die also nicht paderbornische Hofes-Hörige waren…“

Westernkotten war bekannt für seine Salzquellen. Die Schenkung von Konrad II. stellte sicher, dass die Paderborner Kirche direkten Zugang zu dieser wichtigen Ressource hatte. Für Bischof Meinwerk und die Kirche bedeutete dies einen wirtschaftlichen und strategischen Vorteil. Die Salzquelle und die damit verbundenen Rechte trugen auch zur Macht und Bedeutung des Bistums Paderborn bei, was wiederum die politische Stellung des Bischofs stärkte. Dies war nicht nur ein Akt der Großzügigkeit des Kaisers, sondern auch ein gezielter Schritt, um seine Beziehungen zur Kirche zu festigen und zu stabilisieren. Die Schenkung zeigt zudem die enge Verbindung zwischen der weltlichen und der kirchlichen Macht im Mittelalter und verdeutlicht, wie die Kontrolle über wirtschaftlich wichtige Ressourcen den Einfluss von Bischöfen und anderen kirchlichen Institutionen verstärken konnte.

Im Folgenden sollen einige Ausführungen zu den beiden Personen, Kaiser Konrad II. und Bischof Meinwerk von Paderborn, gemacht werden.

Wer war Kaiser Konrad II.

Das Bild aus dem 12. Jahrhungert zeigt die salische Dynastie. Umrahmt von Mauerzügen sitzt Konrad II. auf einem Thron, in der linken Hand ist der Reichsapfel dargestellt, während die Rechte ein Medaillon hält, mit dem Brustbild Heinrichs III.; darunter Heinrich IV. und unter diesem dessen Kinder: seine beiden Söhne Konrad und Heinrich V. sowie die Tochter Agnes. Quelle: Wikipedia

Konrad II, Apsis der Basilika von Aquileja; Foto: Ernst-Dieter Hehl

Konrad II. (* um 990; † 4. Juni 1039 in Utrecht) war römisch-deutscher Kaiser von 1027 bis 1039, ab 1024 König des Ostfrankenreichs (Regnum francorum orientalium), ab 1026 König von Italien und ab 1033 König von Burgund, also ein „Kaiser dreier Reiche“ (so der Untertitel des Fachbuches von Herwig Wolfram).

Er reiht sich also in eine Vielzahl von Kaisern des Heiligen Römischen Reiches (HRR) ein. Ich nenne nur die ersten sechs:

  • Karl der Große (Charlemagne) – 800–814
  • Ludwig der Fromme – 814–840
  • Lothar I. – 840–855
  • Ludwig II. – 855–875
  • Karl II. (der Kahle) – 875–877
  • Karl der Dicke – 881–888

Auf diese, die „Karolinger“, folgten vor allem die Ottonen (Liudolfinger), die dann von den Saliern abgelöst wurden.

Konrad folgte auf seinen kinderlosen Vorgänger, den Ottonen Heinrich II., und wurde der Gründer des neuen Königshauses der Salier. In der Kirchenpolitik, der Italienpolitik und bei der Interpretation des Kaisergedankens knüpfte er nahtlos an die Leistungen seines Vorgängers an. Die Stellung des Reiches baute Konrad weiter aus. Dabei stützte er sich wie Heinrich auf die Reichskirche. Wie dieser vermied er es auch, in die kirchlichen Verhältnisse in Rom einzugreifen. Seine Herrschaft markiert einen Höhepunkt der mittelalterlichen Kaiserherrschaft und eine relative Ruhephase des Reiches. Mit der erfolgreichen Eingliederung Burgunds in den Reichsverband entstand der Gedanke der „Trias“ der Reiche (Tria Regna), also der Zusammenfassung des ostfränkisch-deutschen, des italischen und des burgundischen Königreichs unter der Regierung des deutschen Königs und römischen Kaisers. Konrads Regierungszeit wurde dabei von einem Prozess der „Transpersonalisierung“ des Gemeinwesens begleitet, einer gedanklichen Trennung zwischen König und Reich.

Konrad gehörte also zu den Saliern. Der Begriff „Salier“ bezieht sich auf eine deutsche Adelsdynastie, die vor allem im 11. und 12. Jahrhundert eine bedeutende Rolle im Heiligen Römischen Reich spielte. Die Salier stammen aus dem Gebiet des heutigen Südwestdeutschland. Gemeinhin werden die Gebiete zwischen dem Schwarzwald im Westen, dem Lech im Osten, dem Bodensee im Süden und dem südlichen Teil der Region Heilbronn-Franken im Norden zu Schwaben gerechnet. Die Salierdynastie stellte mehrere römisch-deutsche Kaiser, darunter

  • Konrad II. (1027- 1939)
  • Heinrich III. (1039- 1056)
  • Heinrich IV. (1056- 1106)
  • Heinrich V. (1111- 1125)

Die Salier waren im 11. Jahrhundert besonders einflussreich, aber ihre Herrschaft endete mit dem Tod von Heinrich V. im Jahr 1125. Danach ging die Kaiserwürde an die Staufer über, eine weitere bedeutende Dynastie des HRR.

Wer war Bischof Meinwerk

Natürlich gibt es noch kein Foto von Bischof Meinwerk, aber frühere Abbildungen. Oben: Der Selige Bischof Meinwerk in der frühesten Darstellung auf dem Tragaltar des Roger von Helmershausen 1100. Quelle: Erzbischöfliches Diözesanmuseum Paderborn,

Unten: Grabplatte mit dem Bildnis von Bischof Meinwerk in der Krypta der Abdinghofkirche in Paderborn. Eigenes Foto

Zu seinem Leben gibt es zahlreiche Quellen. Ich zitiere hier nur beispielhaft ein kurzes Kapitel aus dem Buch des Wiener Historikers, Professor Herwig Wolfram: „…Konrad II. hatte das Fest Christi Himmelfahrt am 27. Mai 1036 in Paderborn feierlich begangen und war dann abgereist, um zu Pfingsten am 6. Juni in Nimwegen zu sein. Wohl noch während der Kaiser anwesend war, begann Meinwerk zu kränkeln und Todesahnungen zu haben. – Am Samstag vor Pfingsten, am 5. Juni, starb der Bischof; er war einer von nicht weniger als sieben Oberhirten, die 1036 den Tod fanden und durch den Kaiser ersetzt werden mussten. Meinwerk (1009 -1036) verkörperte in hohem Maße das «System»: Von bester, ja königlicher Herkunft, hatte er in der Hofkapelle Dienst getan und war 1009 von Heinrich II. in Paderborn eingesetzt worden, weil er das verhältnismäßig arme Bistum aus eigenen Mitteln emporbringen konnte. Allerdings hatte der Herrscher versprochen, auch das Seine dazu beizutragen. – Ohne Zweifel war Meinwerk seinem König ein unentbehrlicher Helfer in öffentlichen wie privaten Dingen und machte sich sehr bald, obgleich nach anfänglichen Schwierigkeiten, auch Konrad II. unentbehrlich. – Hatte er bei dessen Regierungsbeginn eine Grafschaft an Mainz verloren, wurde sie ihm 1033 mit ausführlicher Entschuldigung des Kaisers zurückgegeben. Meinwerk war ein großer Bauherr, der den unter seinem Vorgänger abgebrannten Dom kostspielig erneuerte. Für die Gründung Abdinghof holte er den Abt und die ersten Mönche aus Cluny, ohne sein Kloster «an dessen Rechtsstatus, an dessen Libertas, teilhaben» zu lassen. Er errichtete Pfarren, um die Kirchenwege abzukürzen, erweiterte seine Bischofsstadt und umgab sie mit Mauern. Zugleich aber forderte er die Paderborner Domschule und machte sie zu einem erstklassigen Ausbildungsinstitut, an dem etwa der spätere Erzbischof Anno II. von Köln erzogen wurde. – Man hat sich noch lange Anekdoten über Meinwerk erzählt, die ihn als herrischen Vertreter einer triumphierenden Kirche und bisweilen harten Fürsten im Dienst des Reiches darstellten, als einen Großen, der sogar jene Grenzen überschritt, die ihn von einem Kaiser trennten: Heinrich II. besaß ein besonders wertvolles Umhangtuch, das Meinwerk unbedingt haben wollte und dem Kaiser in aller Öffentlichkeit entriss. Dieser versprach Vergeltung, eine Drohung, vor der sich Meinwerk insofern sicher fühlte, als er das Tuch in der Domkirche zu Ehren Gottes aufhingen ließ. Der Kaiser wusste aber um die Lateinschwächen seines einstigen Schulkollegen und spielte ihm einen «practical Joke». Im Messbuch ließ er an der Stelle, wo die Bittgebete «für die verstorbenen Diener und Dienerinnen», pro defunctis famulis et famulabus, stehen, durch einen königlichen Kaplan jeweils die Silbe „fa“ radieren. Die Folge war, dass der Bischof in Anwesenheit des Kaisers zu Weihnachten 1022 «für die verstorbenen Maulesel und Mauleselinnen», pro defunctis Mulis et Mulabus, die Oratio hielt. Nach der Messe stellte ihn der Kaiser zur Rede und meinte, er habe die Messe für Vater und Mutter und nicht auf Meinung von Mauleseln und Mauleselinnen gestiftet. – Der Bischof, der sich von Heinrich II. «in gewohnter Weise» verspottet fühlte, gelobte nun seinerseits Vergeltung, die freilich bloß den königlichen Kapelan in voller Härte traf. Meinwerk ließ ihn auspeitschen, dann völlig neu einkleiden und zum Kaiser senden. – Meinwerk war nach seiner verhältnismäßig späten Vita ein ausgezeichneter, kenntnisreicher Grundherr, der sich um seine Bauern in vielfältiger Weise kümmerte, sei es, dass er den Frondienst Leistenden eine spezielle Kost verabreichen lief, sei es, dass er in Zeiten der Not Getreide in Überschussgebieten aufkaufte. Dafür war er schnell mit Prügeln bei der Hand, wenn er auf Unredlichkeit und Faulheit stieß; ja die Frau eines Meiers, die ihren Garten verunkrauten ließ, wurde auf sein Geheiß ihrer angeberischen Gewänder entkleidet und mit nacktem Hinterteil so lange durch den Garten gezogen, bis das Unkraut «der Erde gleichgemacht war». Als er den Garten der Frau im nächsten Jahr erneut inspizierte und ihn tadellos in Ordnung befand, hat er sie reichlich belohnt.” Ein sonderbarer Heiliger namens Haimerad, der sich in Hersfeld vergeblich als Bruder Heinrichs II. ausgegeben und dafür nur Prügel bezogen hatte, kam eines Tages nach Paderborn, abgerissen und bleich, so dass Meinwerk wissen wollte, woher denn dieser Teufel komme. Als man bei ihm liturgische Bücher nicht ganz einwandfreien Inhalts fand, ließ sie der Bischof verbrennen und ihn abermals verprügeln. – Dieser Vollblutpolitiker und bedingungslose Diener des Reichs wie der Kirche stand auch Konrad II. ohne Einschränkung zur Verfügung, nachdem gewisse Anfangsschwierigkeiten überwunden waren. Meinwerks Nachfolger wurde der Italiener Rudolf-Rotho (1036-1051), ein Schüler Poppos von Stablo, der Bardo 1031 als Abt von Hersfeld nachgefolgt war und nun als erster seinesgleichen in Sachsen zur Bischofswürde aufstieg. Ungleich seinem Lehrer Poppo und Mitbruder Wazo hat er sich nicht dagegen gesträubt. Die Ära der großen Reichsbischöfe war damit abermals in einer Diözese durch den Vertreter einer ganz anderen Richtung beendet worden…“

Quellen:

Meine wichtigsten Quellen waren:

  • ChatGPT [das System hat aber (noch) erhebliche Mängel!]
  • Herwig, Wolfram: Konrad II. 990-1039, Beck-Verlag München 2000
  • Marcus, Wolfgang, Für Königtum und Himmelreich. Die Schenkung des Königshofes an Bischof Meinwerk 1027 und ihre Auswirkungen auf den Raum Westernkotten, in: Heimatblätter (HB) 2010, S. 17-20
  • Marcus, Wolfgang, Bischof Meinwerk erwirbt die Westernkötter Solequellen, in: Jahrbuch (JB) Bad Westernkotten 2011
  • Stiegemann, Christoph/Kroker, Martin (Hg.): Für Königtum und Himmelreich. 1000 Jahre Bischof Meinwerk von Paderborn, Paderborn 2009 [Schnell und Steiner-Verlag]
  • Tochtrop, Josef, Der Königshof Erwitte bis zum Ende des 17. Jahrhunderts; in: Zeitschrift. für vaterländische Geschichte u. Altertumskunde, Bd. 68, 1910, S.209-266
  • Tochtrop, Josef., Der Königshof Erwitte; in: HB 3 (1921), S. 69 und 70 und HB 1922, S. 3; 6ff
  • Tochtrop, Josef, Die Landeshoheit in Erwitte und Westernkotten; in: Heimatbuch des Kreises Lippstadt Bd. 2, 1930, S.39-51