2025: Parademarsch in Manitoba: Bad Westernkötter gründeten einst Schützenverein in Kanada mit (Familie Hoppe betreffend]

Von Ulrike Dietz; in: Der Patriot vom 20.02.2025

Little Britain/Bad Westernkotten – Ein deutsches Schützenfest auf kanadischem Boden, noch dazu in einem Ort, der sich Little Britain – sprich „Klein-Britannien“ – nennt: Das hört sich erstmal komisch an. Ist aber so, würde es jetzt wahrscheinlich bei der Sendung mit der Maus heißen.

Daran, dass das Schützenwesen auch Fans in Übersee hat, sind ein paar Bad Westernkötter – etwa Willy Hoppe – nicht ganz unschuldig. In den späten 20er Jahren wanderte eine Gruppe aus dem (heutigen) Kurort in die Provinz Manitoba aus. Sie ließen sich gut 30 Kilometer von Winnipeg entfernt nieder. Eine ihrer ersten Amtshandlungen war es – zusammen mit anderen Exil-Deutschen – einen Schützenverein zu gründen.

Über die Umstände der Auswanderung hat Wolfgang Marcus bereits 2011 im Bad Westernkötter Jahrbuch berichtet. Darin geht der Heimatforscher auch kurz auf die Gründung des Schützenvereins ein. Demnach ist zum Beispiel die Königskette ein Geschenk aus Liesborn.

Eine kurze Recherche im Internet zeigt: Den Schützenverein Little Britain gibt es bis heute. Jedes Jahr, am ersten Wochenende im Juli, dreht sich in dem kanadischen Ort alles um Musik, Marsch und Majestäten. Das Programm ähnelt schon fast verblüffend die westfälischen Schützenfeste. Los geht’s am Freitagabend mit dem Großreinemachen auf dem Festplatz: „Bitte Rechen und Schaufeln mitbringen“, heißt es dazu in der Facebook-Gruppe des Vereins. Nach dem Arbeitseinsatz setzen die deutsch-kanadischen Schützen den Vogel auf. – Der Samstag startet unter anderem mit einer Schützenmesse – und wie beim deutschen Vorbild wird auf dem Friedhof ein Kranz niedergelegt. Es folgen Vogelschießen, Königsproklamation und Erbsensuppe. Natürlich dürfen auch Umzug und Parade nicht fehlen. Bei der Musik zum Festball konnten sich die Westfalen aber offenbar nicht durchsetzen: Es spielt eine bayrische Band. – Auch das Rahmenprogramm – vor allem am Sonntag – fällt etwas üppiger aus als beim deutschen Vorbild: Es gibt unter anderem eine Schnitzeljagd für Kinder, ein großes Barbecue, ein Lagerfeuer und ein Feuerwerk.

Die Einwohner von Little Britain sind nach wie vor stolz auf ihr deutsches Erbe. Das klingt zumindest in der Facebook-Gruppe durch, deren Mitglieder die Redaktion bei der Recherche für diesen Artikel unterstützt haben. – Dazu zählt auch Margaret Martini, eine Nachfahrin der Familie Riese, die aus Süddeutschland nach Manitoba kam. Sie erzählt, dass Willy Hoppe aktiv an der Gründung des Schützenvereins beteiligt war. Vier seiner Kinder leben demnach bis heute in Little Britain. Einer von ihnen, nämlich Leo, betreibt wie sein Vater eine Farm. 1981 war er Schützenkönig.

Obwohl nur noch wenige der allerersten Siedler leben, sei das Schützenfest weiterhin ein Publikumsmagnet. Durchschnittlich 300 Gäste kommen jedes Jahr zum Feiern zusammen – die meisten davon wie sie selbst mit deutschen Wurzeln, sagt Martini. Ein paar hätten aber auch ukrainische und englische Vorfahren.

„Schützenfest ist immer DAS Event im Jahr“, betont die Kanadierin. „Die jungen Leute lieben es und freuen sich, mitzumachen. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum es bis heute überlebt hat.“ Besonders populär ist übrigens die Polonaise. www.littlebritainschutzenverein.ca

+++ XXL-Mais vom Farmer mit Leidenschaft +++

Leo Hoppe – der Sohn des Auswanderers Willy Hoppe – machte übrigens nicht nur Schlagzeilen als Schützenkönig von Little Britain. Im August letzten Jahres berichtete auch das Portal „Manitoba News“ über den Farmer, weil auf seinem Feld außergewöhnlich hoher Mais wuchs. 10,5 Fuß – umgerechnet 3,20 Meter – schoss das Getreide demnach hoch. Ein Rekord, wie Leo Hoppe den Journalisten berichtete. Auch ein paar Details zu seiner Farm sind in dem Artikel zu lesen: Demnach ist der Sohn eines Bad Westernkötters seit 52 Jahren Landwirt und besitzt 40 Black-Angus-Rinder. „Seine Motivation ist, das Erbe seiner Eltern aufrecht zu erhalten“, schreibt Manitoba News.

Ein Vogelschießen gibt es beim kanadisch-deutschen Schützenfest natürlich auch – ein Kugelfang ist dort aber offenbar nicht nötig. Außerdem zielen mehrere Schützen gleichzeitig auf den Adler. Fotos: Schützenverein Little Britain