Von Wolfgang Marcus
Am 23.3.2024 hatte ich einen interessanten Film auf 3Sat gesehen: Unter dem Titel „Sammeln, Speichern, Bewahren“ ging es um Archivgut und vieles mehr. Ich hatte mir einige Notizen gemacht und schreibe – darauf basierend – einige Überlegungen auf, die sich auf meine/unsere Familienunterlagen beziehen bzw. auf die Sammlungen der Heimatfreunde Bad Westernkotten. Vielleicht sind sie ja für Leserinnen und Leser kleine Hilfen, wie man persönlich mit Akten und alten Unterlagen umgeht.
- Leitfrage: Was sollte man bewahren? Wovon sollte man sich trennen?
Spätestens nach dem Tod eines Menschen stellt sich die Frage: Was soll mit den Möbelstücken, was mit den Ordnern, Unterlagen, was mit den E-Mails, was vielleicht sogar mit der Eigentumswohnung oder dem Haus geschehen? Wovon können oder müssen wir uns trennen? Und was wollen wir wie bewahren? – Es gibt Aufbewahrungspflichten z.B. bei Steuererklärungen. Und es gilt, Platz und Freiräume zu schaffen. Manche Dinge stehen unter dem Motto: Erinnern für die Zukunft! Und: Keine Sammelleidenschaften entfalten! Weniger ist oft mehr, das wussten sogar die frühen mittelalterlichen Mönche. Und mein Vater hat immer gesagt: „Das letzte Hemd hat keine Taschen!“ – Vieles ist zu viel!
Mein Bruder hat einmal sinngemäß gesagt: Ich werfe aller meine Bücher weg, wenn ich weiß, dass dieses Buch noch einmal an anderen Stellen auf der Erde aufbewahrt wird! Allerdings hat er sich dann doch anders entschieden, wie dieses Foto eines (!) Bücherregals zeigt:
Und Jana Marcus, ihre Tochter, hat daneben ihre Sicht der Dinge präsentiert:
. – Auch mir fallen einige Dinge zum Thema ein:
- Es gibt die wunderschöne Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar. [1]
- Es gibt die Deutsche Nationalbibliothek.[2] Sie enthält derzeit ca. 21 Millionen physische Medien und wird öfter als „Gedächtnis der Nation“ oder „Ewigkeitsorganisation“ bezeichnet.
- Es gibt Ökodatenbanken, Mundartsammlungen in historischen Museen, oft geht es um die „Aufbewahrung von Mentalitätsgeschichte“…
- Filmarchive, DVD-Archive
- In Krankenhäusern werden Flüssigproben von Kranken und anonymisierte „Bio-Banken“ bewahrt, im Permafrost Saatgut von Genbanken, eine Art „Arche Noah für Saatgut“, Asservatenkammern bei der Polizei…
- uvm.
- Konsequenzen für die eigenen, familiären Unterlagen
Ich notiere ein paar Regeln, wie ich mich selber (derzeit) entscheiden würde.
Regel 1: Selber schon zu Lebzeiten anfangen, Dinge zu ordnen und „aufzuräumen“!
Ich habe mein Arbeitszimmer Schritt für Schritt „entrümpelt“: doppelte Bücher entsorgt, selten gebrauchte Bücher auf den Flohmarkt der Heimatfreunde geliefert, alte Arbeitsunterlagen aus meiner Zeit als Lehrer geschreddert, Kellerräume entrümpelt… Langsam näher ich mich der Zielgeraden und der sog. Tiny-Haus-Idee: Platz ist in der kleinsten Hütte! – Und: Man kann manche Möbelstücke usw. sogar den eigenen Kindern oder Hilfsbedürftigen schenken! Oder ggf. unter „Kleinanzeigen“ verhökern.
Aber: wichtige Unterlagen wie Urkunden, Zeugnisse, Versicherungs-Policen, Impfausweise usw. aufbewahren! [3]
Regel 2: Daten digitalisieren: Wichtiges auf einer Festplatte speichern, Unwichtiges löschen
Häufiger hört man von Problemen, dass der Nachlass eines Menschen Probleme bereiten. Oft müssen sogar Juristen eingeschaltet werden, die sich so sogar „eine goldene Nase verdienen“.
Ich räume fast jeden Tag etwas meinen PC auf, bündele Daten, speichere Wichtiges auf Festplatten – auf meine größte passt 1 Terrabyte, das sind mehr als 1.000 Gigabyte (GB, GByte)! – Und wichtig: Dinge einfach löschen, was natürlich vor allem auch für Mails gilt!
- Konsequenzen für das Bewahren von Akten usw. des Heimatvereins
Auch hier ein paar Regeln:
Regel 1: Schriftliche Unterlagen digitalisieren und weithin in digitaler Form an das Stadtarchiv Erwitte übergeben
Das hat die Bad-Westernkotten-Stiftung schon vorgemacht: Alle Akten der Stiftung für den Zeitraum von der Gründung 2003 bis 2021 sind per Festplatte beim Stadtarchiv und Archivar Martin Thannheiser gelandet.[4]
Regel 2: Alle Unterlagen gemeinsam sichten und gemeinsame Entscheidungen treffen
Die Schäferkämper Wassermühle eignet sich meines Erachtens nicht als Lagerraum und gepflegtes und gut zugängliches Archiv (zu feucht, schwer erreichbar, kaum geöffnet…). Hier würde ich vorschlagen, dass der Vorstand spätestens im nächsten Jahr eine Sichtung vornimmt und Entscheidungen trifft, zum Beispiel:
- Aufgeklebte Fotos: erhalten, ergänzen und zusammenführen oder alles digitalisieren?
- Wandgemälde: bewahren, aber wo aufhängen?
- Alte Zeitungsartikel, die oft schon im digitalen Zeitungsarchiv des „Patriot“ zu finden sind?
- Vereinsakten: scannen, digitalisieren und dann weithin entsorgen…
- Einen neuen Ausstellungsraum eröffnen, vielleicht nahe des Dorfmodells?
- uvm.
[1] Die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek (Eigenschreibweise: Herzogin Anna Amalia Bibliothek), kurz HAAB, wurde 1691 als „Herzogliche Bibliothek“ von Herzog Wilhelm Ernst in Weimar gegründet. Anlässlich des dreihundertjährigen Jubiläums im Jahr 1991 erhielt sie den Namen der Herzogin Anna Amalia, die ihre größte Förderin war. Berühmt ist ihr ovaler und über drei Geschosse reichender Rokokosaal. Die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek ist eine Forschungsbibliothek für Literatur- und Kulturgeschichte mit besonderem Schwerpunkt auf der deutschen Literatur von der Aufklärung bis zur Spätromantik. Seit 1998 gehört sie als Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“ zum UNESCO-Welterbe. [Quelle: Wikipedia, Zugriff: 08.12.2024]
[2] Die Deutsche Nationalbibliothek (DNB), ehemals Die Deutsche Bibliothek (DDB), ist die zentrale Archivbibliothek für alle Medienwerke in deutscher Sprache aus dem In- und Ausland und das nationalbibliografische Zentrum Deutschlands. – Die Deutsche Nationalbibliothek hat zwei Standorte: Leipzig (ehemals Deutsche Bücherei, seit 2010 auch Deutsches Musikarchiv) und Frankfurt am Main (ehemals Deutsche Bibliothek). Sie erfüllt die Aufgaben einer Nationalbibliothek ab dem Erscheinungsjahr 1913. Ihre vordringlichste Aufgabe ist zu sammeln, zu verzeichnen und die Medienwerke der Öffentlichkeit zur freien Verfügung zu stellen. Sie ist die größte Bibliothek der Bundesrepublik Deutschland und im deutschen Sprachraum sowie eine der größten Bibliotheken der Welt. [Quelle: Wikipedia] – Alle Daten aus Leipzig sollen sich übrigens schon bald in einem kleinen Röhrchen speichern lassen?!
[3] Schon eine weitere Schwierigkeit: Gesundheitsakten, Gutscheine, persönliche Briefe…- was mache ich damit?
[4] Vgl.: Der Patriot vom 06.08. 2024