Von Wolfgang Marcus (Bad Westernkotten)
Vorbemerkungen
Etwa 2017 bekam ich vom damaligen Archivar der Stadt Erwitte, Hans Peter Busch, die Kopie einiger Seiten eines gerade erschienenen Buches. Es wurde vom Hauptzollamt Dortmund herausgegeben und trägt der Titel: Die Zollstellen im Bezirk der Oberfinanzdirektion Münster (1818-2015), Dortmund 2016.
Hier die Titelseite des Buches:
Auf der Seite 733 findet sich eine kurze Darstellung des Salzsteueramtes Westernkotten. Es trägt die laufende Nummer 155. Ich habe den Text transkribiert und dann gespeichert.[1] Im Folgenden die Darstellung zu Westernkotten: [2]
Salzsteueramt Westernkotten
Die Verwaltung des Salzmonopols, das Salzdebitwesen, unterstand in den westfälischen und rheinischen Provinzen seit 1816 dem Oberbergamt Bonn, bevor dessen Zuständigkeit für die Anlage, Einrichtung und vollständige Versorgung der Salzfaktoreien zusammen mit der bis dahin bei den Bezirksregierungen liegenden Zuständigkeit für Überwachung und Verteilung des Salzes und Verhinderung der Ein- und Durchfuhr fremden Salzes mit Wirkung zum 1. Januar 1822 beim Provinzial-Salzcomptoir in Köln gebündelt wurde. Dieses stand unter unmittelbarer Leitung der Generalsalzdirektion in Berlin und war zuständig für Salzanschaffung, Aufbewahrung, Verpackung und Versendung an die Salzfaktoreien und -sellereien, für die Aufsicht über Kassen- und Rechnungswesen des Salzhandels und für die Kontrolle der Privatsalinen. Mit der Aufsicht über die Ausfuhr des Salzes, die Maßnahmen zum Schutze des Salzmonopols gegen Einbringung fremden Salzes und die Bestrafung der Salzvergehen wurde die Zollverwaltung, also die Provinzialsteuerdirektion samt nachgeordneten Dienststellen, beauftragt. Bereits mit Ablauf des 31. Dezember 1828 wurde das Provinzial-Salzcomptoir in Köln wieder aufgelöst und die Geschäfte auf die Provinzialsteuerdirektionen Münster und Köln übertragen. Die Salzfaktoreien und die Königlichen Salzsellereien wurden, mit Ausnahme der Salzfaktoreien Königsborn (Unna) und Neusalzwerk (dem späteren Bad Oeynhausen), den Hauptzoll- bzw. Hauptsteuerämtern unterstellt.
Bereits für die Jahre 1829 sind in Westernkotten sowohl ein Untersteueramt als auch ein Salzsteueramt belegt, die zunächst dem damaligen Hauptzollamt Paderborn unterstanden. 1846 und 1852 war Hauptamtsrendant Weierstraß Vorsteher des Untersteueramts Westernkotten. Er war zugleich Salzfaktor.
Mit Schließung des Hauptsteueramts Paderborn mit Ablauf des 31. Dezember 1853 wurde das Untersteueramt Westernkotten dem neu gegründeten Hauptsteueramt Lippstadt unterstellt. 1863 waren in Westernkotten tätig Oberkontrolleur, Steuereinnehmer und Salzfaktor Zumpfort und ein Steueraufseher.
Als im Jahre 1867 das Salzmonopol abgeschafft und durch eine allgemeine Salzsteuer ersetzt. Zwecke der Steuerüberwachung waren u. a. die steuersichere Einfriedung der Salzwerke sowie die wurde, richtete man für die Überwachung der Salzsteuererhebung Salzsteuerämter ein. Zum ständige Überwachung jedes Werkes durch ein besonderes Salzsteueramt und durch Salzsteueraufseher vorgeschrieben. Zum 1. April 1898 wurde das mit einem Beamten besetzte Salzsteueramt I in ein Salzsteueramt II umgewandelt. Es befand sich seinerzeit in der Dorfstraße, seit 1945 Aspenstraße.
Durch Gesetz vom 9. Juli 1923 wurde u. a. das System der dauernden Überwachung der Salzwerke aufgegeben und durch eine buchmäßige Steueraufsicht durch die Aufsichtsbeamten der Zollinspektionen (vormals Oberkontrollen) ersetzt.
Das Salzsteueramt Westernkotten wurde, ebenso wie die meisten anderen Salzsteuerämter im Bezirk des Landesfinanzamts Münster, mit Ablauf des 31. März 1924 aufgehoben.
Folgende Vorsteher des Salzsteueramtes Westernkotten sind bekannt:
1846 Hauptamtsrendant Weierstraß
1852 Steuereinnehmer und Salzfaktor Weierstraß
1863 Steuereinnehmer und Salzfaktor Zumpfort
1870/1877 Salzsteuereinnehmer und Stempeldistributeur Schreiber
1882 – 1891 Salzsteuereinnehmer Bollhöfner
1891 – 189? Salzsteuereinnehmer Karst
1898 Salzsteuereinnehmer Krüger
1904 Salzsteuereinnehmer Sievert
1914 Zolleinnehmer Schöning
Ergänzungen aus weiteren Quellen:
Aus dem Heimatbuch von Bad Westernkotten aus dem Jahre 1987 [3] lässt sich ableiten, dass das „Provinzial-Steuer-Direktorat“ in der Aspenstraße 8 gelegen hat, heute das Haus von Ralf Röttger und seiner Frau Christina geb. Kemper. Für das Jahr 1829 wird als Hausbewohner „Brockhoff“ genannt. Damit könnte die Liste von Jörg Räker noch um einen Namen erweitert werden. – Späterer Hauseigentümer war übrigens Erich Riekenbrauck. – In ältere Zeit, vor Einführung der Straßennamen im Jahr 1941, hatte das Haus die Haus-Nummer 60. [4]
Hier ein Foto des Hauses, aufgenommen von Gerd Vogt im Jahre 2006. Es steht links neben dem gut zu erkennenden Gasthof Kemper:
[1] Dank an Herrn Busch nicht nur für die o.g. Kopien, sondern auch für kleinere Korrekturen des Textes, die er an den Autor übermittelt hat.
[2] Eine Abbildung habe ich nicht gefunden.
[3] Marcus, W./Jesse, M./Mönnig, F./Richter, A. [Hrsg.], Bad Westernkotten. Altes Sälzerdorf am Hellweg. Lippstadt 1987 [480 Seiten; 2. Heimatbuch zu Bad Westernkotten]
[4] Angaben aus: Gemeinde Westernkotten (Hrsg.), Westernkottens Straßen, Wege und Plätze, Lippstadt (Laumanns) 1945, hier S. 12