Von Wolfgang Marcus
1935 feierten die Westernkötter den 300. Lobetag. Aus diesem Anlass schrieb auch der damalige Paderborner Erzbischof Caspar Klein (1920- 1941 erster Paderborner Erzbischof – ab 1930) an die Gemeinde in Westernkotten. Ich fand eine Kopie seines Briefes in alten Unterlagen und habe ihn heute, 09.07.2024, transkribiert. Hier der Text im vollen Wortlaut:
Der Erzbischof von Paderborn Paderborn, den 22. Juni 1935
Meine lieben Erzdiözesanen von Westernkotten!
Wie mir Euer Herr Pfarrer mitteilt, sind nunmehr 300 Jahre dahingegangen‚ seitdem in Westernkotten die große Pest wütete und alle Einwohner bis auf 18 dahinraffte. In lobenswerter Treue habt Ihr bis jetzt zur Erinnerung hieran und um Abwendung solcher Übel jedes Jahr den Lobetag feierlich begangen. Der diesjährige Jubiläumslobetag veranlasst mich, eurer ganz besonders zu gedenken und mein Gebet mit dem eurigen zu vereinigen, damit Gottes Segen Euch allen in reichstem Maße zuteilwerde.
Eure Vorfahren haben in der Not der Pestseuche ihre Zuflucht zu Gott genommen, zu ihm, der allein helfen kann, wenn alle menschliche Einsicht und Kraft versagt, zu ihm, in dessen weiser Vorsehung unser aller Schicksal ruht. Nicht möchte ich unterlassen, Euch von Herzen zu danken, dass Ihr das, was eure Vorfahren begonnen, was Eure Eltern und Großeltern als frommen Brauch weitergeführt, mit der gleichen Treue beibehalten habt. In diesen religiösen Bräuchen liegt eine Wurzel starker Kraft für wahre Religiosität und starke Verbundenheit mit Heimat und Vaterland. Lasst, meine lieben Erzdiözesanen von Westernkotten, in diesem Jubiläumsjahre in Euch wieder ganz lebendig werden den tiefen religiösen Sinn Eurer Vorfahren, aus dem heraus der Lobetag entstanden ist! Lasst, so rufe ich Euch zu, die diesjährige Feier nicht vorübergehen ohne den hl. Schwur, dass Ihr in dieser für den hl. Glauben so überaus gefahrvollen Zeit auch in Eure Kinder hineinsenken wollt das gleiche echte katholische Denken und Handeln, wie wir es bei Euren Ahnen schauen! Je stärker und hemmungsloser die Stürme, desto tiefer lasst uns verankert werden im Felsengrund unserer hl. Kirche! Möge Gott in seiner Güte mit der Fülle seines Lichtes und seiner Kraft Euch heimsuchen, damit Ihr allzeit das Rechte erkennt und danach lebt. – Als Unterpfand der göttlichen Gnade spende ich Euch allen von Herzen den Bischöflichen Segen.
In der Liebe Christi Euer Erzbischof: Caspar Klein