von Wolfgang Marcus
Erstabruck: Heimatblätter 2020 [2025 habe ich einige Ergänzungen/Änderungen bei den Fotos durchgeführt.WM]
Brunnen dienten auch in Bad Westernkotten ursprünglich der Versorgung mit Trinkwasser für Mensch und Tier und zum Waschen der Wäsche und waren oft wichtige Treffpunkte. Neben vielen privaten Brunnen gab es auch einige öffentliche, so den „Springbrunnen“ an der Bruchstraße.
Mit der Einführung der leitungsgebundenen Wasserversorgung 1935 durch das Lörmecke-Wasserwerk wurden nach und nach die Brunnen stillgelegt. Private Brunnen dienen heute in der Regel nur noch der Bewässerung des eigenen Gartens.
Daneben existierten als Besonderheit in Westernkotten die drei Salzbrunnen auf dem Königssood und seit 1845 bzw. 1965 die Solebrunnen im Kurpark (Solebohrturm „Westernkötter Warte“) und an der heutigen Straße Am Thermalbad die „Westernfelder Solequelle“.
Erst nach dem 2. Weltkrieg rückten Brunnen als Gestaltungselement von Plätzen und Wegen mehr und mehr in den Blickpunkt. Es setzte ein Wandel vom Nutzbrunnen zum Zierbrunnen ein.
Im Folgenden werden die heutigen acht Brunnenanlagen in Bad Westernkotten in der Reihenfolge ihrer Anlegung vorgestellt. Lediglich der frühere Marktbrunnen und ein Brunnen vor dem früheren „Haus des Gastes“ wurden aufgrund geänderter städtebaulicher Planungen abgetragen und entfernt.
Königssood (1968/1994)
Der Königssoodplatz war bis weit über die Mitte des 19. Jahrhunderts das wirtschaftliche Zentrum des Ortes, da sich hier die drei einzigen Solebrunnen des Dorfes befanden. Nach der Erbohrung der artesisch aufsteigenden Sole im heutigen Kurpark nahm die Bedeutung des Platzes immer mehr ab. „Im Jahre 1959 wurden zwei alte Salzbrunnen auf dem Königssood unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zugeschüttet und der Hügel auf dem Brunnenplatz eingeebnet. Der Hauptbrunnen, früher als Königsbrunnen bezeichnet, blieb erhalten.“ [Beste 1987; vgl. auch Patriot 17.10.1959].
„Neu gefasst und mit einer Glaskuppel abgedeckt ist der Brunnen am Königssood in Bad Westernkotten. Der große Platz im Dorfmittelpunkt bietet jetzt ein erfreuliches Bild. Die beiden Bänke in Brunnennähe sind an schönen Tagen ein beliebter Rastplatz für die Kurgäste.“ [P21.9.1968]
Seine heutige Gestalt mit dem Salzsieder, dem Siedebecken, Beeten und Parkmöglichkeiten erhielt der Platz kurz vor der Kommunalwahl 1994. Dazu heißt es im Patriot: „Zahlreiche Kurgäste und Einheimische besuchten bei strahlendem Sonnenschein das Einweihungsfest in der Ortsmitte. Mit Spannung wurde die Enthüllung der Bronzefigur „Salzsieder“ verfolgt, die von Franz Mintert und Friedhelm Hense, stilgerecht in alter Sälzerkluft gekleidet, vorgenommen wurde. Und das Werk des Aachener Künstlers Löneke, der die Figur im Auftrag des Fördervereins kunstvoll geschaffen hat, kam an und wurde mit viel Beifall bedacht. Mit Spenden wurde der „Salzsieder“ finanziert. Bei der Platzgestaltung ist die Stadt Erwitte mit ca. 200 000 DM dabei. Die Bronzefigur in Kombination mit dem neu angelegten Becken, [ursprünglich] gespeist mit Sole aus dem alten Brunnen, macht deutlich, dass das Salzwasser untrennbar mit der Geschichte Bad Westernkottens verbunden ist.“ [P12.7.1994]

So sah der Königssood-Brunnen 1968 aus [aus: Der Patriot vom 21.9.1968]

Und so im Jahr 1987
[Seit 1994 steht hier der Brunnen mit der Sälzerfigur. Einfach mal besuchen und selbst ein Foto machen.]
Der frühere Marktbrunnen (1969 – 1999)
„Nach dem Abbruch der alten Scheune Dietz-Röwekamp am Alten Markt ist die entstandene Freifläche 1966 zunächst provisorisch als Grünanlage mit Ruhebänken gestaltet worden. Die Gemeindevertretung, an der Spitze Bürgermeister Josef Brock, entschloss sich dann, hier in der Ortsmitte einen großen Springbrunnen anzulegen. Da das Geld fehlte, veranstaltete man am 18.10.1968 in der Volkshalle mit dem Kurorchester Leonfelden aus Österreich einen bunten Abend.“ [Beste 1987, Patriot vom 25.10.1968].
Mit dem Reinerlös und zusätzlichen Spenden konnte der von Herrn Sprick gestaltete Marktbrunnen dann finanziert (rd. 18.500 DM) und 1 Jahr später, am Sonntag, dem 17. 08.1969, feierlich eingeweiht werden [Patriot 02.08.1969]. „‘Jetzt löppet hei! ‘ — Als gestern Morgen kurz nach 11 Uhr Bürgermeister Brock verkündete ‚… und somit übergeben wir den neuen Brunnen der Bevölkerung des Badeortes sprudelte programmgemäß bei diesen Worten die erste Fontäne hoch und stürzte dann über die einzelnen Stufen in das Brunnenbecken. Die Kurkapelle unter Leitung des unermüdlichen Gerhard Sebulke intonierte dazu sinnigerweise den Donauwellenwalzer, und das war wohl eine stimmungsvolle Untermalung zu diesem Wassergeplätscher und der Feierstunde überhaupt. In Bad Westernkotten war an diesem schönen freundlichen Sonntagmorgen wohl keiner zu Hause geblieben. Wer hätte gedacht, dass die Übergabe dieses Brunnens ein so großes Echo in der Bevölkerung und bei den Kurgästen gleichermaßen finden würde. So waren sogar der stellvertretende Landrat, Lothar Reiter, Oberkreisdirektor Dr. Schlarmann und Amtsdirektor Reichmann unter den Ehrengästen zu finden.“ [P18.8.1969]
Der Brunnen wurde 1999 beim Umbau und der Neugestaltung der Ortsmitte entfernt und leider nicht wieder aufgebaut. Einzelne Bauteile lagen lange Zeit beim städtischen Bauhof in Erwitte.

Ehemaliger Marktbrunnen in der Ortsmitte (1969-1999)
- Vor der Kurhalle (1976)
Hierbei handelt es sich um den Brunnen inmitten der kleinen Teichanlage südlich der Pergola. Im Patriot ist 1976 zu lesen: „Ein farbenfrohes Frühlingsbild erfreut den Besucher des Kurparks Bad Westernkotten vor der Kurhalle. Zur Verschönerung wurden jetzt ein neuer Springbrunnen geschaffen und weitere Sitzgelegenheiten aufgestellt. Für eine angenehme Atmosphäre sorgt die Musikanlage, die von der Kurverwaltung nun auch nach draußen verlegt wurde.“ [P15.4.1976]

Springbrunnenanlage vor der Kurhalle (1976) [aus: Der Patriot vom 15.4.1976]
Der frühere Brunnen vor dem Haus des Gastes (1977 – ca. 1999)
Bei diesem Brunnen handelte es sich ursprünglich um einen einfachen Springbrunnen, der 1977 [Beste 1987] angelegt wurde, als die Wegeverbindung zwischen Weringhauser Straße und Westwall ausgebaut wurde. Das Wasser war kein Grundwasser, sondern wurde aus dem alten Kesselhaus des früheren Badehauses gepumpt und zirkulierte. – Mit den Jahren stellten sich Undichtigkeiten ein, und mit dem Umzug der Kurverwaltung in das sog. Haus des Gastes zum 1.1.1992 [vgl. Marcus 2015, S.83] wurde auch der Brunnen neu gestaltet und abgedichtet [Angaben von Franz-Josef Brock, 31.07.2019].
Dieser neu gestaltete Brunnen bestand aus drei waagerecht angebrachten ehemaligen Mühlsteinen, unten der größte, oben der mit dem geringsten Durchmesser. Die Steine stammten wahrscheinlich von der Hofmühle eines örtlichen Bauern bzw. von der ehemaligen Weringer Mühle. Das Wasser sprudelte durch das jeweilige Mittelloch in die Höhe. Als 1998 die Kurverwaltung in den Bereich des Thermalbad verlegt wurde und unter dem neuen Eigentümer Hartwig Other im Jahr 2000 der Mitteltrakt des Kurhauses abgerissen wurde, waren auch die Tage des alten Brunnens gezählt.

Ehemaliger Brunnen vor dem Haus des Gastes (1977-1999)
- Im Kurpark (1978)
Am 8.4.1978 war im Patriot zu lesen: „Am neuen Springbrunnen in Bad Westernkotten ist mit den Zementierungsarbeiten begonnen worden, so dass mit der Fertigstellung das Heilbad bald um eine Zierde reicher ist. Hier, auf dem weiten Rasen am Haupteingang des Parks, säumten schon eine Anzahl Ruhebänke die Anlage. Wenn in deren Mitte sich bald der Springbrunnen erhebt, ist eine erholsame Atmosphäre geschaffen.“ – 2018/2019 hat Firma Wibro das Umfeld des Brunnens weiter verschönert.

Großer Springbrunnen im Kurpark (1978)
- Spring (1980/2008]
Der Brunnen an der Bruchstraße/Ecke Ostwall wurde 1980 im Zuge des Straßenausbaues neu gestaltet. [Beste 1987, S.271] Er wurde mit einem schmiedeeisernen Gitter eingefasst, das auch eine Wasserträgerin zeigt. Die Figur einer Wasserträgerin, aus Beton gestaltet von der Wittener Künstlerin Christel Lechner, ließ der Verkehrsverein am 18.12.2008 neben dem Brunnen aufstellen. [Patriot 19.12.1980]


Besucher vor der Wasserträgerin am Spring in der Bruchstraße. Die Wasserträgerin wurde 2008 ergänzt [und 2024 saniert; Aufnahme vom 20.2.2025]
- Dornstein-Brunnen vor dem Thermalbad (1981/1995)
Ein weiterer Brunnen befindet sich seit der Eröffnung 1981 vor den Hellweg-Sole-Thermen. Ursprünglich war es ein Brunnen, bei dem zwischen bohlenartigen Brettern das Wasser in die Höhe sprudelte. [Angaben Franz-Josef Brock vom 31.7.2019]
1995 fand eine grundsätzliche Erneuerung statt. Verkrusteter, etwa 60 Jahre alter Schwarzdorn, sog. Dornstein – bei Restaurierungsarbeiten am 2. Gradierwerk entfernt – harmoniert nun mit einem alten hölzernen Soleförderrohr („Röhrenfahrt“) und einem Wasserspiel. Nicht nur eine gelungene Form der Wiederverwertung von „Abfall“, sondern auch ein anschauliches Bild der Vielfalt.

Dornsteinbrunnen vor dem Thermalbad (1995)
- Kugelbrunnen in der Kurpromenade (1981-83)
Die Kurpromenade wurde in den Jahren 1981 bis 1983 in drei Bauabschnitten angelegt. Über die Gestaltung einschließlich der dortigen Brunnen ist im Rahmen einer Anliegerversammlung zu lesen: „„Bauamtsleiter Bünting erläuterte dann den Anliegern, wie sich das Gesicht der Weringhauser Straße von der Griese- bis zur Salzstraße ändern soll: So ist zunächst beabsichtigt, die Grundstücke, sofern es die Anlieger wünschen, mit in die Promenade einbezogen werden. Kernstück der Aussagen und detaillierten Erläuterungen von Norbert Bünting waren die Gesamtideen der Landschaftsarchitekten im Hinblick auf die pflanzliche und die bauliche Anlage. So sollen entlang der Promenade entweder Kugelakazien oder Kugelahorne durchgehend angepflanzt werden. Die Baumreihen auf beiden Seiten werden dann unterbrochen durch Einfahrten bzw. Sitzecken. An verschiedenen Punkten, so auch in der Fahrbahnmitte sollen Kaiserlinden, umgeben mit einer Rundsitzbank, gepflanzt werden. Übrigens: Die bereits fertiggestellte Kurpromenade wird in ihrem gartenbaulichen Aussehen dem neuen Teilstück angepasst. Bünting: „Die Kurpromenade bleibt auch weiterhin befahrbar, sie erhält eine Breite zwischen vier bis fünf Metern, so dass auch noch Begegnungsverkehr möglich ist!“ Als Bodendecker unter den Bäumen sollen Blattefeu, Sträucher und Blumen kombiniert werden. Als Pflastermaterial wählte man sogenannte „Classico-Pflaster“. Aufgelockert werden soll, so die Vorstellung der Landschaftsarchitekten, die Promenade durch abgepflasterte Brunnen, die etwa eine Höhe von 60 bis 70 Zentimeter haben und über die dann Wasser fließt.“ [P12.8.1983] Über die Fertigstellung berichtet der Patriot am 31.12.1983: „Allen voran steht dabei die Realisierung des dritten Bauabschnittes der Kurpromenade im Bereich von der Griese- bis zur Salzstraße. Bis auf einige wenige Rest und Feinarbeiten ist der Ausbau abgeschlossen. Bei Kurgästen und Einheimischen ist die neue Kurpromenade positiv aufgenommen worden. Als vierter Abschnitt soll nun im nächsten Jahr der Ausbau von der Salzstraße bis zum Westerntor hinzukommen.“ Insgesamt wurden acht Kugelbrunnen, teils aus Edelstahl, teils aus Stein, über die Promenade verteilt.


Kugelbrunnen in der Kurpromenade (1987)
- Brunnen „Zerklüftetes Gestein“ in der Kurpromenade (1995)
Am Kurparkeingang findet sich eine große Brunnenanlage in der Kurpromenade, von der Aachener Künstlerin Krista Löneke-Kemmerling entworfen und im März 1995 errichtet. Sieben Granitscheiben mit je einer Gesamtlänge von 2,75 Metern, sind zu einer Stele aufgerichtet; weitere Steinscheiben scheinen in einem Bogen, im Dominoeffekt, umgekippt zu sein und weisen pfeilartig in Richtung „Hellweg-Sole-Thermen“ und Kurmittelzentren. Symbolisch stellt der Brunnen das Austreten der Sole aus den zerklüfteten Tiefen des Turon-Kalksteins an die Oberfläche dar. Mit seinen Baustoffen Granit und Edelstahl soll er, zwischen Kurmittelzentrum und Gradierwerken gelegen, eine Verbindung von Tradition und moderner Technik im Dienste der Gesundheit herstellen. Das Werk wurde am 30.3.1995 eingeweiht. Angeschafft wurde es von der Solbad, unterstützt durch eine großzügige Spende des Kur- und Verkehrsvereins. [vgl. Marcus 2003; Patriot 4.4.1995]
Krista Löneke-Kemmerling war die Frau des Bildhauers Hubert Löneke (* 27. Juni 1926 in Beller; † 28. April 2011 in Aachen), der in Bad Westernkotten den Sälzer auf dem Königssood geschaffen hat.

Brunnen „Zerklüftetes Gestein“ in der Kurpromenade (1995)
- Gesundbrunnen (2017)
Der „Gesundbrunnen“ in der Kurpromenade erinnert an die Anfänge des Heilbades im Jahre 1842. Er symbolisiert zugleich drei zeitlose Werte, die sowohl für die Gäste als auch für die Gastgeber in Bad Westernkotten von hoher Bedeutung sind: Gesundheit, Gastfreundschaft, Genuss. Errichten ließ den „Gesundbrunnen“ die Bad-Westernkotten-Stiftung mit Unterstützung des Kur- und Verkehrsverein Bad Westernkotten e. V. sowie des Verkehrsverein für Bad Westernkotten und die Stadt Erwitte e. V. Das Kunstwerk stammt aus der Kunstschmiede Schütte in Schmallenberg-Oberkirchen. Die Brunnenanlage besteht aus drei Skulpturen und einer Wasserfontäne:

- Die Dame mit Sonnenschirm symbolisiert Genuss.
- Der Mann in der Wanne steht für Gesundheit.
- Der Mann mit Zylinderhut versinnbildlicht Gastfreundschaft und erinnert an den Gründer des Heilbades, Rentmeister Franz Erdmann.
Literatur:
- Beste, Alfred, Die kommunalpolitische Entwicklung von 1949 bis heute; in: Bad Westernkotten. Altes Sälzerdorf am Hellweg, Lippstadt 1987, S.251-279, hier S.271/72
- Marcus, Wolfgang, Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen – Skulpturen und Denkmäler im Kurpark von Bad Westernkotten; in: HB 2013
- Ders., Tourist-Information jetzt am Westerntor, in: JB 2015, S.83
- Diverse Ausgaben der Tageszeitung „Der Patriot“