Kindergärten der Stadt Erwitte Teil I
von Wolfgang Marcus, Bad Westernkotten
[Erstabdruck: Marcus, Wolfgang, Kindergärten der Stadt Erwitte Teil I; in: Vertell mui watt, Ausgaben 16 (1996)]
Einführung
Auf katholischer Seite leisteten über viele Jahrzehnte die Erziehungsorden den Kindergartendienst, zumeist verbunden mit der kirchlichen Armen- und Krankenpflege. Von Anfang an wurde die Tätigkeit der Ordensfrauen von Vereinen (Elisabethvereine, Vinzenzkonferenzen) sowie von Pfarreien und Stiftungen stark unterstützt.
Im Bereich der Stadt Erwitte wird es Ende 1996 insgesamt 8 Kindergärten bzw. Tageseinrichtungen für Kinder geben [vgl. Patriot vom 2.4.96]. Daß Kindergärten in unserer Stadt erst eine „Erfindung“ der jüngeren Vergangenheit sind, belegt die folgende Übersicht, die die Entstehungszeit der 8 Einrichtungen wiedergibt:
1. Marienkindergarten Erwitte: eröffnet: 1906
2. St. Elisabeth-Kindergarten Bad Westernkotten: 17.5.1921
3. Josefskindergarten Erwitte: 1965
4. Katholischer Kindergarten Horn: 1970
5. Städt. Kindergarten Erwitte: 1.8.1974
6. Tageseinrichtung für Kinder der Evgl. Kirchengemeinde, Bad Westernkotten: 30.8.1992
7. AWO-Kindergarten Stirpe: voraussichtlich 1.9.1996
8. DRK-Kindergarten Bad Westernk.: voraussichtl. 1.9.1996
Die ältesten Kindergärten in der Stadt sind von Schwestern der Armen Dienstmägde Christi eröffnet worden. Die starke Zunahme von Kindergärten und Kindergartenplätzen ab den 60er Jahren ist neben dem Bevölkerungswachstum vor allem auf den seit dem 1.1.96 geltenden Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für Kinder von 3 bis 6 Jahren zurückzuführen.
In einer dreiteiligen Reihe möchten wir die Entstehung und Geschichte der Kindergärten bzw.Tageseinrichtungen für Kinder in unserer Stadt kurz vorstellen.
Wir beginnen mit dem Josefskindergarten und dem Städtischen Kindergarten in Erwitte.
I. Josefskindergarten Erwitte
Der Josefskindergarten am Appelteweg 14 entstand im Jahre 1965 als dreigruppige Anlage in Trägerschaft der Katholischen Kirchengemeinde Erwitte. Hintergrund für die Errichtung war die steigende Bevölkerung in Erwitte und vor allem „die Siedlung“, das damalige Neubaugebiet im Bereich der Lönsstraße im Süden von Erwitte.
Am 13. März 1982 brannte der Kindergarten weitgehend nieder, so daß die drei Gruppen provisorisch untergebracht werden mußten: eine fand Platz in der Turnhalle des Marienkindergartens, eine in der alten Schule in Eikeloh und eine in einem Raum im Laurentiusheim. Am 3.1.1984 konnte die Einweihung des neuen Kindergartens gefeiert werden.
In der pädagogischen Arbeit sind deutliche Veränderungen vonstatten gegangen: Während in den Anfangsjahren die von den Erzieherinnen geplanten Angebote im Mittelpunkt standen, bei denen dann alle Kinder mitmachten, orientiert sich die Arbeit heute stärker an den Bedürfnissen der Kinder. Drei Aspekte stehen derzeit im Mittelpunkt des pädagogischen Konzeptes der Einrichtung: a) ein situationsbezogener Ansatz, der bei den Ideen der Kinder ansetzt, b) die Intergration behinderter und nichtbehinderter Kinder und c) erste Ansätze einer sog. „Offenen Arbeit“, wozu man sich u.a. Anregungen aus dem Wichern-Kindergarten in Lippstadt und dem Kindergarten in Westereiden geholt hat. Zu erwähnen ist noch, daß den Josefskindergarten nicht nur Kinder aus der Kernstadt Erwitte, sondern auch aus Eikeloh besuchen. Diese sollen allerdings ab Ende des Jahres einen der Bad Westernkötter Kindergärten besuchen, weil sie dort auch anschließend zur Grundschule gehen. [nach mündlichen Mitteilungen von Frau Obermeier vom 3.4.96]
II. Der Städtische Kindergarten an der Kiefernallee
Vom Städtischen Kindergarten liegt eine 36seitige Informationsschrift „Wir stellen uns vor“ vor, die Informationen über das pädagogische Konzept sowie alle mit dem Kindergarten im Zusammenhang stehenden Fragen gibt [zur Verfügung gestellt von Frau Weber-Strugholz]. Wir drucken im folgenden einen weniger bekannten Text zur Baugeschichte des Kindergartens ab, den der damalige Amtsdirektor Reichmann am 2.August 1974 verfaßt hat:
Zur Baugeschichte des stadtischen Kindergartens an der Kiefernallee
Durch die starke Bevélkerungszunahme in der Stadt Erwitte waren die beiden vorhandenen Kindergarten nicht mehr in der Lage, dem Wunsch vieler Eltern auf Aufnahme ihrer Kinder zu entsprechen. Um den Mangel
an Kindergartenplatzen zu beseitigen, hat die Stadtvertretung in der Sitzung am 29.12.1970 die Aufnahme der Planung fiir den Bau eines weiteren Kindergartens in der Stadt Erwitte beschlossen. Auch von
den Gemeindevertretungen Eikeloh, Stirpe, Völlinghausen und Weckinghausen wurde an die Stadt Erwitte der Wunsch auf Aufnahme ihrer Kinder in den neuen Kindergarten herangetragen. Als Standort fiir
den Kindergarten war ein Grundstlick an der Straße “Gruner Winkel” in Aussicht genommen.
Nachdem die Stadt Erwitte ein ebenfalls giinstig gelegenes Grundstiick am Weckinghauser Weg erworben hatte, wurden zunachst mit dem Kreisbauamt in Lippstadt die bauordnungsrechtlichen Voraussetzungen
flir die Verwirklichung des Bauvorhabens geprüft. Bei de Standorte entsprachen den Richtlinien des Landes NW fir die Errichtung eines Kindergartens. Die verkehrsgiinstige Lage des städtischen Grundstiicks am
Weckinghauser Weg war schließlich ausschlaggebend für die Festlegung des endgtiltigen Standortes.
Auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe – Landesjugendamt – in Miinster hatte sich bei einer mündlichen Erörterung des Bauvorhabens am 21. Februar 1973 flir die Errichtung des Kindergartens am Weckinghauser Weg ausgesprochen.
Am 25.9.1972 wurden der Marien- und Josefskindergarten im Wege der Heimaufsicht gem. § 78 Jugendwohlfahrtsgesetz überprüft. Auf Grund der Uberprüfung wurde die Reduzierung der Kindergartenplatze von z.Zt. 228 auf 180 bis zum 1.7.1973 gefordert. Die ohnehin schwierige Platzfrage in den Kindergarten wurde dadurch noch prekärer. Um dem großen
Bedarf an Kindergartenplatzen baldmöglichst gerecht zu werden, wurde der Bau eines Kindergartens in Fertigbauweise gewählt. Auf Grund der abgegebenen Angebote und Besichtigung von Kindergärten hat die
Stadtvertretung in der Sitzung am 18.4.1973 den Auftrag zur Errichtung eines 4-Gruppenkindergartens an die Fa. Asto-Haus in Appelhülsen erteilt. Das Raumprogramm fiir diesen Kindergarten wurde entsprechend den Richtlinien fiir die Errichtung von Kindergarten vom 1.7.1964 wie folgt aufgestellt und mit Bescheid des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe –
Landesjugendamt- vom 18.7.1973 genehmigt:
a) 4 Gruppenräume je 47 qm b) 2 Mehrzweckräume je 26 qm c) 1 Gymnastikraum 51 qm
d) 1 Leiterinnenzimmer 13 qm
e) 1 Eingangshalle und Flur 84 qm
f) 1 Teektüche 13 qm
h) 4 Waschraume mit WC je 14 qm
sowie weitere Nebenraume.
Mit Bewilligungsbescheid vom 18.9.1973 setzte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe die zuschußfähigen Gesamtkosten auf 724.160,- DM fest. Zur Finanzierung dieser Kosten wurden ein Landeszuschuß von 384.200,- DM und ein Kreiszuschuß von 192.100,- DM gewahrt.
Nachdem am 19.12.1973 vom Oberkreisdirektor in Lippstadt die Baugenehmigung erteilt worden war, wurde sofort mit den Bauarbeiten begonnen. Auf Grund des am 27.12.1973 mit der Fa. Asto-Haus in
Appelhülsen abgeschlossenen Werklieferungsvertrages wurde der Kindergarten fiir einen Festpreis von 700.946,38 DM einschl. Mehrwertsteuer geliefert, so dafs Mehrkosten trotz gestiegener Preise nicht entstanden.
Das Richtfest wurde am 28, Februar 1974 gefeiert. Bereits Ende April 1974 wurde der Kindergarten schlüsselfertig an die Stadt Erwitte ibergeben. Die
AuBenanlagen des Kindergartens verursachen weitere Kosten in Höhe von ca. 80.942,68 DM.
Der Kindergarten wurde am 1. August 1974 in Betrieb genommen.
Erwitte, den 2. August 1974,
Der Amtsdirektor
gez. Reichmann