Haltepunkte – Orte und Stätten in Westfalen
Ein Buch von Wilhelm Gössmann, vorgestellt von Wolfgang Marcus
[Erstabdruck: Marcus, Wolfgang, Haltepunkte – Orte und Stätten in Westfalen [eine Rezension des gleichnamigen Buches von Wilhelm Gössmann], in. Vertell mui watt Nr. 144 (2001)]
Auf 166 Seiten stellt der bekannte Literaturprofessor und Buchautor in seinem Buch „Haltepunkte – Orte und Stätten in Westfalen“, erschienen im Jahr 2000 in der Westfälischen Verlagsbuchhandlung Mocker und Jahn in Soest, mehr als 70 bekannte und weniger bekannte Sehenswürdigkeiten aus Westfalen vor. Und dies nicht in Form eines Reiseführers, sondern literarisch. Gössmann hat sich durch die Kulturgüter zu poetischen Texten anregen lassen. Kurze Sachinformationen ergänzen die literarischen Texte.
Ich habe für diese Darstellung drei Gedichte zu einigen Sehenswürdigkeiten aus dem näheren Heimatraum ausgewählt.
Die Himmelsleiter (Die sog. Jakobsleiter in der Laurentiuskirche in Erwitte)
Zu beiden Seiten
auf den Säulen des Chores
die Sprossen auf- und absteigend
größer und kleiner
erscheinende Engel
das eine Flügelpaar emporgestreckt
das andere nach unten
über den Körper gelegt
die Himmelsleiter.
Je unbegreiflicher der Himmel
desto greifbarer die Erde.
Die Pöppelsche
Sie fließt häufiger
als andere Schledden
von der Haar hinunter
ins Lippetal
bei Hochwasser wild
oft ausgetrocknet
ein abgelegenes Tal.
Steile Knäppe
Reste des Hauwaldes
bewachsenes Brachland
sommerliche Kräuter
seltene Blumen
ein verwunschenes Land
ein Reservat der Verwilderung.
Die Stadtmauer (von Rüthen)
An der Stadtmauer
wo du stehen bleibst
Stationen
des Glücklichseins
weil das – was du denkst
denken kannst
das Grübeln umpflügen
in Worte.
Du triffst
die du kennst
mit denen dich
deine Erdenzeit
und die Zeit danach
noch verbindet
der Weg
und der Rückblick
zirkeln die Orte.