Eine wahre Fundgrube
Von Anna-Helena Schubert
[Aus: Archäologie in Deutschland, 6-2006, S.51 und 52]
Die Hellwegregion ist durch historische Quellen und zahlreiche Bodenfunde als hochmittelalterliches Siedlungsareal bekannt. Baumaßnahmen für einen Neubau in Erwitte-Bad Westernkotten, Kr. Soest, führten jetzt zu archäologischen Untersuchungen. Neben Pfostengruben, drei Grubenhäusern und Gruben verschiedener Größe wurde auch ein 49 m langer Abschnitt eines 1 m breiten und 0,5 m tiefen Grabens freigelegt. Möglicherweise handelt es sich dabei um einen Palisadengraben: Alle Verfärbungen waren in dem aus Geschiebemergel und Lösslehm bestehenden Boden teilweise nur schwer auszumachen.
Wie problematisch die Ansprache der Befunde sein kann, stellte sich beim Freilegen eines der Grubenhäuser heraus: Im ersten Planum zeichnete sich nur eine Konzentration von unterschiedlich großen, schlecht erkennbaren Verfärbungen im Geschiebemergel ab. Erst wesentlich tiefer stieß man auf den noch recht intakten Horizont eines Grubenhauses mit vier Eckpfosten. Die unklare Ausgangssituation ist dadurch zu erklären, dass beim Errichten einer neuen Baueinheit der frische Aushub einfach in dem aufgegebenen Haus »entsorgt« wurde und sich dadurch der Grundriss nicht als eine durchgehende Fläche, sondern als eine Anhäufung von nebeneinander liegenden dunkleren Stellen zu erkennen gibt.
Von den Funden ist vor allem das kobaltfarbene Fragment eines keltischen Glasarmringes zu erwähnen. Zusammen mit Scherben prähistorischer Machart ist das Bruchstück ein wichtiger Hinweis auf die Besiedlung dieses Fundplatzes bereits in der vorrömischen Eisenzeit.
Von dem mittelalterlichen Material verdient ein Spielwürfel Beachtung. Es handelt sich dabei um einen groben Würfel aus Ton mit flachen, teilweise schrägen Standflächen. Die einfache Ausführung der Augen, die durch Einstiche in die Tonmasse entstanden sind, deuten auf recht bescheidene Qualitätsansprüche hin. Die Summe der gegenüberliegenden Einstiche ergibt jeweils sieben – eine seit dem 12. Jh. typische Anordnung. Diese Datierung korrespondiert mit der jüngsten Keramik, die zusammen mit dem Würfel aus einem zerpflügten Grubenbefund geborgen wurde.