1973: In den „Isernen Pannen“ – Die Sudhäuser von Bad Westernkotten / Gradierwerke In Betrieb

o. V.: In einer Tageszeitung am 27.1.1973

[Im Aktenbestand von Frau Maria Peters fand ich den nachfolgenden Zeitungsbericht, den ich am 18.09.2024 transkribiert habe. Um welche Tageszeitung es sich handelt, ist nicht ersichtlich. WM]

Bad Westernkotten, das unweit von Lippstadt am Hellweg gelegene Heilbad mit dem weiten, 130 Morgen umfassenden Kurpark und Moorvorkommen Muckenbruch, hat soeben sein neues Moor- und Kurmittelhaus der Öffentlichkeit übergeben. Auf einem Grundstück von über 12000 qm entstand das nach den neuesten Erkenntnissen der Balneologie und den jüngsten medizinisch-technischen Konstruktionserfahrungen errichtete Gebäude mit einem umbauten Raum von 8300 cbm. Die anhaltend zunehmende Inanspruchnahme des Heilbades, die ständig wachsende Zahl der Kurgäste und ambulanten Badegäste erforderten diesen Neubau.

Bad Westernkotten liegt an der. „goldenen Schnur“ der Orte, in denen einst eine der begehrtesten Handelswaren, das Salz, gewonnen wurde. Westernkotten, das früher „in Cothen” hieß, war, wie u.a. Werl, Sassendorf, Salzkotten, schon früh wegen der dort sprudelnden heilkräftigen Solquellen bekannt. Schon seit 925 Jahren, genau seit dem Jahre 1048, ist hier die Salzgewinnung nachweisbar.

In den „Isernen Pannen” der Sudhäuser kochte man das Wasser aus, bis das reine Siedesalz zurückblieb. Die Förderung betrug in Westernkotten rund 30000 Zentner Salz jährlich, nicht zuletzt zur Freude des Staates, der davon rund 200000 Mark an Steuern einnahm.

In Bad Westernkotten, das einen unerschöpflichen Reichtum an Solquellen und Moor besitzt, entspringt die „kohlensäurereiche starke Thermalsolquelle, die 1845 erbohrt wurde, aus den zirkulierenden Salzwässern in den klüftigen Kalken des Turons und des Cenomans aus einer Tiefe von 80 m. Die Ergiebigkeit beträgt in der Stunde 60000 Liter“ (Kurdirektor a.D. Klinkhammer). Hinzu kommt als heute besonders heilungsfördernd die kräftige Moorerde aus dem nahe gelegenen, 20 ha umfassenden Muckenbruch, der Heiltorf, der im steigenden Maß in heißen Packungen den Kurgästen wie ambulanten Badegästen verabreicht wird. Die Erkrankungen und Schwächezustände des Herzens und des Kreislaufes, rheumatische Erkrankungen und Bewegungsstörungen, die Erkrankungen der Luftwege sowie Frauenkrankheiten bilden die Hauptindikationen des Heilbades.

Heute noch zeugen zwei Gradierwerke in der Nähe der Kurhalle von der früher hier) üblichen Art der Salzgewinnung. Zwölf Meter hoch, sind die beiden Wahrzeichen Westernkottens noch heute „in Betrieb“, als Freiluft-Inhalation, wobei, wie früher, das Solewasser über Schwarzdornreisig herabträufelt.