1982: Tönsmeyer, Hans D.: Von Hofmaler Fabritius gemalt

Älteste Darstellung von Ort und Schloss Bad Westernkotten; in: Lippstädter Heimatblätter 1982 (62. Jahrgang), S. 61-63

Das Ölbild des Paderborner Hofmalers Carl Fabritius ist die älteste Darstellung von Ort und Schloss Westernkotten. Der Blick geht von Nordosten über das Westernkottener Bruch, die ehemalige Allmende, und ist belebt durch die Darstellung des Dorfhirten mit seiner Kuhherde, begleitet von einer Frau. Im Vordergrund fließt die Gieseler, dahinter ist die Wagenspur des Weges nach Bökenförde sichtbar. Der Ort wird eingefasst durch die gut erkennbare Wallhecke der Landwehr.

In der linken Bildhälfte ist die Burg Westernkotten zu sehen, der Sitz des gleichnamigen paderbornischen Amts [1]. Sie befand sich 1666 im Lehnsbesitz der Familie von Ense und ging später im Erbgang an die von Schade (1681) und von Papen (1782) [2] über.

Das Gemälde zeigt (links oben) das Torhaus mit zwei Torbögen, an das sich nach rechts eine Mauer anschließt. Weiter nach rechts, halb durch einen kleinen Turm verdeckt, ist die Zehntscheune sichtbar, daneben der höher aufragende Zehntspeicher und ein weiterer Turm. Scheune und Speicher wurden erst in den 60oer bzw. 70er Jahren abgerissen [3]. Die ganze Anlage wurde überragt vom eigentlichen Wohngebäude, dem Burghaus.

Weiter zum Ort hin ist die Spitze des Kapellenturmes und ein anderer, nicht deutbarer Turm erkenntlich. Das zwischen Burg und Kirche dargestellte Haus soll wohl den Bredenollschen Besitz wiedergeben.

Der Bökenförder Weg führte offenbar durch einen „Schling“ in der Landwehr in die Bruchstraße, die dahinter als Giebelreihe sichtbar ist. Unter den Gebäuden auf der rechten Bildseite werden sich wohl auch mehrere Siedehäuser verbergen, wenn sie auch im Einzelnen nicht erkennbar sind. Links am Horizont malte Fabritius den Erwitter Kirchturm mit den hohen Turmfenstern und stellt so die Verbindung zum Nachbarort her.

FÜR DAS RESIDENZSCHLOSS GEMALT

Es ist nach dieser Beschreibung deutlich geworden, dass der Maler sich sehr genau an der Wirklichkeit orientiert hat. Er muss zumindest eine Vorzeichnung hier angefertigt haben. Der hohe, massive Wappenstein links im Bild weist auf den Fürstbischof von Paderborn, Ferdinand von Fürstenberg (1661—1683) hin, der das Bild für die Ausschmückung seines Residenzschlosses Neuhaus in Auftrag gegeben hatte. Es gehört zu einer Reihe von 62 Landschaftsbildern, in denen der Hofmaler Fabritius hervorragende Orte des Fürstbistums dargestellt hat [4]. Das Westernkottener Bild hing zu Bischof Ferdinands Zeit über der Tür zu einem der Turmzimmer [5]. Wie eine Signatur in der Bildmitte zeigt, ist das Gemälde 1783 renoviert worden. [6]

Nach der Auflösung des Fürstbistums im Jahre 1802 wurde der Bilderbestand in das Gebäude der Universität gebracht und gelangte zur Zeit der Herrschaft Jerömes, des Königs von Westphalen, nach Kassel. Später wurde die Mehrzahl der Gemälde nach Paderborn zurückgegeben, einige andere kamen nach Münster [7].

Der größte Teil dieser historisch und topographisch wertvollen Bilder ist erhalten und befindet sich heute in der Theologischen Fakultät Paderborn, Am Kamp 6.

IN PADERBORN RESTAURIERT

Die Heimatfreunde Bad Westernkotten e. V. sahen es als ihre Aufgabe an, zum Erhalt dieses kostbaren Bildes beizutragen und haben es in Verbindung mit dem Besitzer und dem Landeskonservator durch die Firma Ochsenfahrt in Paderborn restaurieren lassen. Ein hervorragender Vierfarbendruck im Format 30×40 cm soll das Bild in Bad Westernkotten bekanntmachen (Die Volksbank Bad Westernkotten hat den Verkauf übernommen.) Es ist zu wünschen, dass diese doppelte Initiative der Heimatfreunde großen Beifall findet und ebenso in den anderen von Fabritius dargestellten Orten freudig aufgenommen wird. HANS D. TÖNSMEYER

ANMERKUNGEN


[1] BKW, Kreis Lippstadt, S. 145

[2] Archiv Schloss Antfeld. — Vergl. J. D. von Steinen, Westfälische Geschichte, 1. T., S. 1148; A. Fahne, Köln. Geschl. II, S. 170; derselbe, Bocholtz, 1. Band, 2. Abt., S. 157; ders., Hövel, 1. Band, 2. Abt., S. 140

[3] Zustand des Speichers vor dem Abriss, vgl. Lippstädter Heimatblätter, 55.Jahrgang (1975), S. 86

[4] Über Carl Fabritius und seine Gemälde: A. Brand, in: WZ 43 II, S. 158—161; W. Richter, in: WZ 56 1I, S. 58f£. Anm., J. Schäfers, in: WZ 69 1I, S 357-359; F. Limberg, in: Die Warte, Jgg. 2 (1934), Heft 6,5. 92£.; K. Auffenberg, in: Die Warte, Nr. 21 (1979) S. 29; Westfalen 41. Bd., S. 219. — Das Heimatbuch Bad Westernkotten, Lippstadt 1958, S. 37, gibt das Fabritius-Bild nach einer Kopie wieder.

[5] STAM., Domkapitel Paderborn, Capsel-Archiv, Caps. 158 Nr. 2, f. „.  … vor dem Lipp-Rundehl (Lippe-Rondell) … Statt (!) Westernkotten …“ — Vergl. W. Becker, Schloss Neuhaus, S. 53 u. 75.

[6] J. Schäfers, in: WZ 69 II, S. 357

[7] a. a. O.; BKW Stadt Münster, Erster Teil, S. 484 und 486