o. V.: Erstabdruck: Der Patriot vom 24.09.1997
Bad Westernkotten. Eine Exkursion in das Museum Abtei Liesborn unternahmen in diesen Tagen die Heimatfreunde Bad Westernkotten unter der Leitung von Maria Peters und Wolfgang Marcus. Ziel war die Kreuz-Sammlung, die mit 250 ausgestellten Exponaten und mehreren hundert weiteren gelagerten Kreuzen wohl die größte wissenschaftliche Sammlung dieser Art in ganz Deutschland und wahrscheinlich in Europa ist. Zu den ausgestellten Kreuzen gehören unter anderem auch Werke von Salvatore Dali und Joseph Beuys sowie Darstellungen von Wilhelm Morgner und Eberhard Viegener.
Der Leiter des Museums, Dr. Bernhard Priddy, führte die Besucher durch die gesamte Sammlung, erläuterte fachkundig die Kreuzesdarstellungen der verschiedenen Epochen und zeigte ihnen auch die jüngste Errungenschaft des Museums, ein Vortragekreuz aus Westernkotten, das durch Vermittlung von Wolfgang Marcus als Leihgabe der Heimatfreunde dem Museum zur Verfügung gestellt wurde.
Mächtig stolz waren die Bad Westernkötter natürlich, als sie nun „ihr“ Kreuz frisch restauriert inmitten dieser bedeutsamen Sammlung ausgestellt sahen und aus dem Munde von Dr. Priddy erfuhren durften, dass es sich für den heimischen Raum wirklich um ein einmaliges Werk handele.
Dieses alte Vortragekreuz aus Bad Westernkotten stand lange im Archivraum der Schäferkämper Mühle und befindet sich nun in der Kreuz-Sammlung des Museums Abtei Liesborn.
Bei dem Kreuz handelt es sich um ein sogenanntes Fünf- Wunden-Kreuz aus Holz, Glas, Papier und Öllämpchen. Fünf- Wunden-Kreuze reduzieren das Leiden Christi auf die Wunden an den Händen, Füßen und im Herzen. Diese Art von Kreuzen waren in Süddeutschland sehr weit verbreitet, aber auch im nördlichen Sauerland anzutreffen. Dr. Priddy vermutet, dass sie durch eine adlige sauerländische Familie mit Zweigen nach Bayern nach Westfalen gekommen sind.
Das Westernkötter Kreuz wurde um 1850 von einem heimischen Künstler hergestellt und diente als Vortragekreuz für die Gläubigen in Westernkotten bei der Prozession zur Ewigen Anbetung in Erwitte, bevor Westernkotten im Jahre 1902 eine eigene Pfarrei wurde. Das Kreuz hatte der Heimatverein lange in der früheren Heimatstube und dann im Archivraum der Mühle aufbewahrt. Die Bad Westernkötter Heimatfreunde freuen sich aufrichtig darüber, dass das Kreuz nun seinen richtigen Platz gefunden hat und machen deutlich, dass es sich gelohnt hat, es so lange aufzubewahren und zu pflegen. – Ein weiteres Kreuz aus Bad Westernkotten, ein Schulraum aus einem Klassenraum der alten Volksschule, hat Dr. Priddy in den Lagerbestand des Museums aufgenommen.
[Die Info-Tafel – Foto: Bernd-Peter Kerkemeyer – in Liesborn trägt nachfolgenden Erklärungstext. WM]