1959: Bei Thermen und Gradierwerken – Kurmittelhaus soll erheblich erweitert werden – Bad Westernkotten 1959: 38.000 Heilbäder

o. V.; in: Der Patriot vom 17.10.1959

Bad Westernkotten. Im Jahre 1960 ist für Bad Westernkotten wegen der außerordentlich starken Entwicklung des Heilbades geplant, das Kurmittelhaus auf die doppelte Größe zu erweitern. Damit wird der mehr und mehr besuchte Badeort, dessen Grundlage die kohlensäurereiche Thermalsolquelle, die zu den heilkräftigsten Thermen Deutschlands zählt, und zwei große Gradierwerke für Freiluft-Inhalation bilden, erneut um einen weiteren sehr wesentlichen Faktor des Ausbaues bereichert.

In Bad Westernkotten, dessen Zahl der stationären Gäste sich seit 1950 um weit über 2000 erhöht hat — die Zahl der abgegebenen Heilbäder stieg von 16 900 (1950) auf 1959 (genau geschätzt) über 38 000 — haben im Vorjahr über 3100 Kurgäste stationäre und ambulante Kuren durchgeführt. Diese Zahl wird 1959 auf 3600 ansteigen. Unter Berücksichtigung aller Fremdenverkehrsleistungen wird in diesem Jahr ein Gesamtumsatz von etwa 1,6 Millionen DM erzielt, der zum größten Teil der örtlichen Wirtschaft zugutekommt. Bei der ländlichen Struktur der Gemeinde (etwa je zur Hälfte landwirtschaftliche und kleingewerbliche Betriebe) fällt der zunehmende Kur- und Badebetrieb finanziell immer stärker ins Gewicht, zumal Industriebetriebe in Westernkotten nicht vorhanden sind.

Die wirtschaftliche, Bedeutung des Kurortes beginnt bei der Gastronomie und den Fremdenheimen, die stetig zunehmen, wie das starke Anwachsen der Bettenzahl zeigt. Der zusätzliche Gesamtumsatz aus der Fremdenverkehrsleistung wirkt sich weiter bei den einschlägigen Handwerksbetrieben und Einzelhandelsgeschäften durch verbesserten Absatz aus. – Auch die örtliche Landwirtschaft kann ihre Veredlungsprodukte zum Teil am Orte wirtschaftlicher verwerten. – Bemerkenswert ist auch, dass von den ortsansässigen Arbeitnehmern, die in einer Gesamtzahl von über 400 in den Industriebetrieben in Lippstadt und Erwitte arbeiten, eine ganze Reihe in ihren Eigenheimen Fremdenzimmer einrichtet und dadurch ihren Lebensstandard verbessern. – Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass der wachsende Kurbetrieb der in einer geschlossenen Ortschaft zusammengeschlossenen Gemeinde das wirtschaftliche Gepräge geben wird.

In dem vor nun zehn Jahren, 1949, eines Tages voll und ganz hergerichteten Kurmittelhaus (Badehaus), das den modernsten Anforderungen in technischer und balneologischer Hinsicht; entspricht, sind 18 Zellen für Thermalsolbäder, zwei Badezellen für Trockengasbäder, sowie die erforderlichen Räume für Nebenkurformen — Inhalationen, Massagen usw. — vorhanden.

Wenn, wie betont, für 1960 wegen der außerordentlich starken Entwicklung eine Erweiterung des Kurmittelhauses auf die doppelte Größenordnung geplant ist, so kommt noch hinzu, dass weiterhin der Einbau eines modernen Bewegungsbades vorgesehen ist.

Im Kurpark befinden sich zwei zwölf Meter hohe Gradierwerke, die immer mehr der Freiluft-Inhalation dienen. Währenddessen wurde der Kurpark durch Anpachten weiterer Geländeflächen erheblich vergrößert, so dass den kranken und erholungsbedürftigen Kurgästen in einer ruhigen, besinnlichen Umgebung schöne Park- und Wanderwege zur Verfügung stehen.

1958 ist ferner die modern ausgestattete Kurhalle in lichtoffener Bauweise mit Trink- und Wandelhalle, mit Aufenthalts-, Lese- und Spielzimmer im Kurpark entstanden. Der immer schöner werdende Kurpark und die architektonisch ausgezeichnet wirkende Kurhalle zieht neben den Kurgästen mehr und mehr auch Besucher aus unserem Kreisgebiet an.

Zudem entstanden in den letzten Jahren in dem weitbekannten Bad Westernkotten neue Gasthöfe und Kurpensionen, die eindrucksvoll das neue Bauen in moderner Architektur bezeugen und die besonders behaglich eingerichtet sind. Dank gebührt insbesondere auch dem Rat und der Verwaltung des Ortes, dass sie die Herrichtung von schönen Grünanlagen weitgehend unterstützten und in allem die Kurverwaltung in ihrem tatkräftigen Bestreben bestens förderten, Bad Westernkotten ein immer vorteilhafteres Ortsbild zu geben, zur Freude all der Tausende, die Jahr um Jahr, hierherkommen, um hier Heilung und Gesundung, Erholung und Stärkung zu finden.