von: Gerhard Vogt
in: Jahrbuch Bad Westernkotten 2014, S. 152 – 154
Gerhard Vogt hat auf unsere Bitte sein filmisches Schaffen in einem umfassenden Beitrag zusammengefasst. Wir drucken im Folgenden eine verkürzte Fassung ab, die besonders die Filme zu Bad Westernkotten und Erwitte zum Gegenstand hat. Der Volltext kann auf der Homepage badwesternkotten-ortsvorsteher.de unter „Geschichte“ gelesen werden. Leider ist Gerhard Vogt am 14.01.2014 im Alter von 79 Jahren verstorben. [WM]
Ein neues Domizil, 1973
Es war im Oktober 1973, als meine Frau und ich unser im Mai des gleichen Jahres begonnenes Haus im Ahornweg bezogen…Wir fühlten uns von Anfang an hier heimisch und würden das alles auch heute noch genauso entscheiden. Seit dem 22. Oktober 1973 wohnen wir nun hier. Wir, das waren zu der Zeit meine Frau und ich mit den beiden Mädchen Sabine und Claudia.
Der erste Film,1973
Wir schrieben das Jahr 1973. Zum ersten Mal dachte ich daran, mit 60 Jahren in den Ruhestand zu gehen. Meine Frau und ich checkten die Möglichkeiten ab. Beide waren wir der Meinung, dass uns das noch ein paar neue Perspektiven öffnet. Gleichzeitig habe ich mir vorgenommen irgendetwas in der neugewonnenen Freizeit anzufangen, das Hand und Fuß hat. Und was vor allen Dingen Spaß macht.
Fotografiert habe ich schon seit vierzig Jahren. Was lag da näher als sich dem Medium “Film” zuzuwenden. 1973 entstand dann der erste Urlaubsfilm über eine unvergessliche Reise zum Nordkap. Wunderschöne Naturaufnahmen von dieser Reise sollen zu einem entsprechenden Video verarbeitet werden; aber womit? Die Anschaffung der erforderlichen Geräte riss ein ganz tiefes Loch in unsere Urlaubskasse. Die fertige Video-Kassette rechtfertigte den Aufwand.
Der erste Film über das Heilbad, 2001
Jemand aus meinem Bekannten – und – Freundeskreis muss darüber gesprochen haben. Bei einer Wirtschaftsschau in Erwitte spricht mich Frau Groth, Leiterin der Tourist-Information in Bad Westernkotten, dazu an. Ob ich mir vorstellen kann einen Film über den Kurort zu machen, der sowohl Ansässige als auch Gäste begeistert?
Können schon; aber es dauert ein Jahr. Ein ganzes Jahr? Genau! Mir schwebte vor, neben den vielen Unterhaltungsmöglichkeiten, die bereits von Kurverwaltung und heimischen Vereinen geboten wurden, auch unsere schöne Umgebung, d.h. Flora und Fauna einzubringen. Das lässt sich am besten über alle vier Jahreszeiten erfassen. So entstand anno 2000 der Film “Bad Westernkotten zu allen Jahreszeiten. Mein erster Film für unsere Wahlheimat. Im Frühjahr 2001 ging dieser Streifen an die Öffentlichkeit. Es wurde ein durchschlagender Erfolg.
Ein kirchlicher Segen, 2002
Ende 2001 schildert mir Pfarrer Müller von der “Pfarrgemeinde St. Johannes Evangelist” die von der Gemeinde geplanten Aktivitäten anlässlich der im Februar 2002 stattfindenden Feier “ 100 Jahre Pfarrgemeinde St. Johannes Evangelist”
Ein Anlass, von dem es wünschenswert ist, für nachfolgende Generationen festgehalten zu werden. So machte ich dann im Februar den “Jahrhundertfilm” mit all seinen schönen Facetten. Unvergessen die Spiele mit dem Kinderliedermacher. Dazu der Auftritt der unter der Leitung des evangelischen Pastors – Rainer Schetschock – spielenden Rock-Musik-Gruppe EMMAUS aus Erwitte. Es war die heil(ig)e Familie.
Ein hoher Gast beim Sonntagsgottesdienst kam aus Paderborn. Der damalige Weihbischof Prof. Dr. Marx gab auch mir, dem Kameramann samt Kamera seinen Segen. Danach war die Linse beschlagen und diese Filmszene nicht mehr verwendbar.
Gerhard Vogt mit seiner Tochter Claudia Stenner.
Karl – Heinz Koch lockte mich nach Rietberg, 2003
Das Jahr 2003 verlockte mich zum “Fremdgehen”. Unser inzwischen verstorbener Mitbürger und Gründer des Jugendwerk Rietberg hatte den Plan, mit den dort untergebrachten Jugendlichen einen Film über das Leben und Wirken des “Don Vesuvio” zu drehen. Tatort Neapel.Als Kulisse diente neben den Gebäuden und einem Innenhof in Rietberg auch die ein oder andere Szene aus Filmen meiner südländischen Urlaube. Regie führte K.-H. Koch. Das Endprodukt dieser Geschichte “Don Vesuvio und die Strolche” übertraf die Erwartungen der Auftraggeber.
Der Heimatverein und sein Filmer, 2004
Eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen mir und dem örtlichen Heimatverein führte zu einem neuen Video über Bad Westernkotten. Archivmaterial aus dem Fundus des Vereins, alte Gemälde und Fotos vergangener Zeiten wurden tagelang gewälzt, um eine Gegenüberstellung neuer Objekte mit den einst an gleicher Stelle gestandenen Vorläufern zu ermöglichen. “Totes Material” wurde anschließend durch Zoomen und Kameraschwenks zum Leben erweckt. Vertonung mit zu den Motiven passenden Geräuschen – tierisch, technische Laute, Töne aus der heimischen Fauna – alles das erweckte den Eindruck von lebendigen Vorgängen.
Lebendig und aufschlussreich wurden dann die Ortsbegehungen mit Wolfgang Marcus, dem damaligen Vorsitzenden des Heimatvereins und heutigem Ortsvorsteher in Bad Westernkotten, hatte ich einen hervorragenden und ortskundigen Führer. Lehrreich und sehr informativ waren zwei weitere Begleiterinnen im Laufe dieser Außenaufnahmen. Frau Peters, die sich als wahre Fundgrube für Einzelheiten entpuppte und Frau Hollenbeck Bals. Weitere Damen des Heimatvereins wurden mir zu begeisterten Mitarbeiterinnen. Immer wieder kam es zu schönen und umfangreichen Gesprächen mit den “Alteingesessenen”. Wir wurden stets freundlich empfangen. Alle hatten Zeit für uns. So entstand eine bewegte Zeitreise in Bild und Ton. Dieser Film, “Bad Westernkotten, Gegenwart und Vergangenheit” fand und findet heute noch großes Interesse bei unseren Besuchern.
Noch ein Stück Vergangenheit, 2005
Da gab es doch noch den ersten Heimatfilm von 1956. Angestoßen und dann bei einem Hamburger Filmunternehmen in Auftrag gegeben wurde dieses Werk vom Männergesangverein Bad Westernkotten. Nach nunmehr 50 Jahren war der Film, bzw. das verbliebene Exemplar, nicht mehr vorführfähig. Meine Überprüfung verdeutlichte, dass mindestens 10% auf der mir vorgelegten VHS – Kassette vom Zahn der Zeit unwiederbringlich verloren waren. Durch vorsichtiges Aufschärfen, Zeitlupeneinstellung bei zu kurzen Szenen und einer kompletten Nachvertonung gelang es mir einen großen Teil diese Heimatfilmes – er hat dieses Prädikat verdient – noch zu erhalten. Kein Meisterwerk. Was vorher unscharf und verwackelt war konnte auch ich nicht mehr verbessern. Fehlende tierische und sonstige Geräusche der Umgebung fügte ich hinzu. So gewann der Stummfilm eine neue Dimension. Ein Gewinn für “Die olle Kamelle” war, dass Josef Regenbrecht – auch er ist inzwischen leider verstorben – sich nun zum zweiten Mal zur sprachlichen Nachvertonung bereit erklärte.
Eine schöpferische Pause, 2006
Ein Rückfall in jene Zeiten, als mein Hobby nur das Fotografieren war. Ganz im Sinne von “Bad Westernkotten zu allen Jahreszeiten” suchte ich alle Straßen und Plätze im Ort auf. Mit Stand von 2006 hielt ich alles im Bild fest. Schön farbig und bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen. Das ganze musste gezeigt werden. Unter dem Titel “Bad Westernkotten von A bis Z“ fand die Ausstellung in der örtlichen Geschäftsstelle der Stadtsparkasse Erwitte – Anröchte statt.
Friedhelm Johannknecht packt aus, 2007
Unser ehemaliger Bäckermeister ist ein alter Hase in “Sachen Film”. In seinem Brotwagen, mit dem er seiner Westernkötter Kundschaft auch gleich den Kuchen lieferte, lag seine Filmkamera immer griffbereit. Bei einem Gespräch schlug ich ihm vor, das z. T. zig Jahre alte Material – Fotos und Filme – in einer filmischen Zusammenfassung zu vereinen. Friedhelm war sofort “Feuer und Flamme”. So entstand 2007 der Streifen “Friedhelm Johannknecht packt aus“.
Eine Stadt in Bewegung, 2008
2008 war für mich ein arbeitsintensives Jahr. Zusammen mit Elke Kleinejasper — Schumacher erhielten ich den Auftrag über die Stadt Erwitte einen “Image – Film” zu drehen. Vorher haben Gespräche mit Bürgermeister Wolfgang Fahle und dem Geschäftsführer für den “Verkehrsverein für Bad Westernkotten und die Stadt Erwitte”. Herrn Köchling stattgefunden. “Erwitte…immer in Bewegung”. Ein Dokument, das die Stadt mit allen ihren Ortsteilen ins rechte Licht setzte.
2008: Vorstellung des Films „Erwitter – immer in Bewegung, gemeinsam mit Hans-Jürgen Köchling.
50 Jahre Heilbad, 2008
Mein dritter Film über Bad Westernkotten – sofern man die Aufbereitung des Heimatfilms von 1956 und “100 Jahre Pfarrgemeinde” ausklammert – wurde “Bad Westernkotten – 50 Jahre Heilbad im Herzen Westfalens”. Es war das Jahr, in dem Christina Röttger (geb. Kemper) in Doppelfunktion agierte. Sie war schon amtierende Sälzerkönigin und wurde noch Schützenkönigin. Den Anlass des Jubiläums nahm der damalige Innenminister, Dr. Ingo Wolf, war, um über Bäder im Allgemeinen und über die mögliche Zukunft unsere Bades zu referieren…
Die Erben der Sälzer, 2011-2013
oder sollte es nicht besser heissen: “Das Erbe der Sälzer“? Wie dem auch sei, das Motto “In der Kürze liegt die Würze” konnte ich nicht einhalten. Der Film wurde 90 Minuten lang. Warum nur? Neben vielen neuen Szenen aus dem Ortsleben und den Aktivitäten baulicher Art enthält diese Zusammenfassung die Highlights aus allen meinen Westernkötter Filmen. Lang; aber nicht langweilig. Durch diesen Film, dessen letzte Szenen bis Dezember 2011 aufgenommen wurden, führen die bis zu diesem Zeitpunk an exponierten Stellen im Ort und Park aufgestellten Figuren einer Wittener Künstlerin. Ihre Heimatstadt war auch 20 Jahre meine Heimat.