Von Wolfgang Marcus; Erstabdruck: Vertell mui watt 1995, Folge 2
Der Brauch des Sternsingens geht auf das 2. Kapitel des Matthäus-Evangeliums zurück. Im Mittelalter entstanden besonders an Bischofssitzen und Klosterkirchen sogenannte Mysterienspiele, die Begebenheiten des Evangeliums als farbenprächtige Schauspiele darstellten. Nach der Reformation ging das Dreikönigsspiel zunächst unter, Die “Weisen aus dem Morgenland” wurden zu “Heischesängern”, die eher lärmend als singend umherzogen.
Im Jahre 1958 hat das Päpstliche Missionswerk der Kinder, Aachen, diesem alten Brauch einen neuen Inhalt gegeben. Kinder verkleiden sich, um an die Heiligen Drei Könige zu erinnern, den Weihnachtssegen “Christus mansionem benedicat” (Christus segne dieses Haus) in die Häuser zu bringen und um für Kinder in Not Geld zu sammeln. Beim Besuch der Häuser wird zumeist auch ein Lied oder Spruch vorgetragen und der Segensgruß C+M+B, dazu die jeweilige Jahreszahl, mit Kreide an die Hauswand geschrieben [Nach “Der Patriot” v. 4. 1. 94].
Die Sternsingeraktion wurde in Bad Westernkotten erstmals am 6.1.1975 durchgeführt, und zwar durch den Jungpfadfindertrupp “Baden-Powell” unter der Leitung von Hans-Jürgen Marcus. Bis dahin beteiligten sich aus der näheren Umgebung nur die kath. Kirchengemeinden Anröchte, Benninghausen, Hellinghausen und Lippstadt St. Josef an dieser gemeinsam vom Päpstlichen Missionswerk der Kinder in Aachen und dem BDKJ Paderborn durchgeführten Aktion. [Nach Informationen, Zeitschrift für kirchliche Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn 1974, S. 135ff].
Bereits am 2.12.74 hatte sich die Gruppe auf dieses Projekt geeinigt und beschlossen, die Gewänder dafür in den einzelnen “Sippen” (Kleingruppen) selber herzustellen. Am 16.12. stellten die Sippen (die übrigens die Namen „Falken”, “Adler” und “Panther” trugen) ihre Kostüme in der Gruppenstunde vor. Anschließend wurden Lieder eingeübt, Informationen über das zu unterstützende Projekt gegeben und die Aufteilung der einzelnen Straßen vorgenommen [Unterlagen v. H.-J. Marcus].
In den Folgejahren ging das Interesse an der Aktion zunächst ein wenig zurück, so daß 1977 “nur” 342,61 DM gesammelt wurden.
Ab 1978 hat sich der damalige Pfarrgemeinderat, insbesondere Herr Franz-Josef Dietz, der Sache angenommen. Es fanden sich wieder mehr Jungen und Mädchen, vor allem auch aus Reihen der Messdiener, und fast das ganze Dorf konnte von verschiedenen Gruppen aufgesucht werden; zu den außenliegenden Häusern und Gehöften wurden die Sternsinger mit PKWs gebracht.
So war auch das finanzielle Ergebnis deutlich besser: 1978 waren es 927,50 DM, 1979 schon 1187,03 DM, 1980 genau 1495 DM, und 1981 waren es 1430 DM.
Im Jahre 1982 übernahm der neue Pfarrgemeinderat die Leitung, insbesondere Frau Elisabeth Hollenbeck-Bals. Auf ihre Initiative hin wurden von der Paramentengruppe der kath. Frauengemeinschaft 1984 pfarreieigene Gewänder aus Stoffresten, alten Vorhängen usw. erstellt.
Frau Hollenbeck ist in diesem Jahr (1995) zum 14. Mal dabei und hat in Frau Christa Fortmann eine tatkräftige Nachfolgerin gefunden. Auch die Erlöse haben sich seit Anfang der 80er Jahre kontinuierlich erhöht:
1987 2025,63DM
1988 2032,72 DM (8 Gruppen)
1989 2422,34 DM (10 “)
1990 2623,51 DM (10 “)
1991 2786,86 DM (10“)
1992 3221,18 DM (39 Kinder)
1993 3305,61 DM(32 Kinder)
1994 3794,24 DM (11 Gruppen)
Seit 1984 wird die Sternsingeraktion immer an einem Sonntag Anfang Januar durchgeführt, da an diesem Tage die meisten Bewohner morgens zu Hause anzutreffen sind und die Aussendung so in einem Sonntagsgottesdienst mit größerer Beteiligung der Gemeinde als alltags erfolgen kann.
Bleibt zu hoffen, dass sich weiterhin Menschen finden, die diesen segensreichen Brauch pflegen, und die Bewohner unseres Ortes auch in Zukunft die Aktionen so tatkräftig unterstützen! Wolfgang Marcus