1995: Die Schäferkämper Wassermühle Im Besitz der Grafen von Kaunitz-Rietberg

Von Wolfgang Marcus; Erstabdruck: Vertell mui watt 1995, Folge 10

Die Grafschaft Rietberg, ca. 20 Kilometer nördlich von Bad Westernkotten gelegen, umfasste um 1800 ca. 215 km² und hatte 1818, als das Gebiet bereits zu Preußen gehörte, 13 181 Einwohner, Neben der Landeshauptstadt Rietberg mit etwa 1200 Einwohnern war die Grafschaft in 12 Bauernschaften eingeteilt, wovon vier über ein Kirchdorf mit einer Pfarrkirche verfügten; die insgesamt 5 Pfarreien waren: Rietberg, Neuenkirchen, Mastholte, Verl und (Neu-)Kaunitz, [vgl. Hanschmidt 1980, s. 190, siehe Literaturverzeichnis].

1699 gelangte die Grafschaft durch Heirat der Grafschaftserbin Maria Ernestine Franziska (1687-1758), Tochter des Grafen Ferdinand Maximilian von Rietberg (1653-1687), mit Graf Maximilian Ulrich von Kaunitz (gestorben 1746) an dieses mährische Geschlecht. [vgl. zu Maria Ernestine Franziska Ecker 1982]. Seit dieser Zeit wurde die Grafschaft von den Kaunitz’schen Schlössern Brünn und Austerlitz (heute Tschech1ean) bzw. später aus Wien regiert.

Der Grafschaft Rietberg gehörte schon seit längerer Zeit der Hof zur Osten südlich von Bökenförde mit der dazugehörigen Wassermühle. Wohl um sich unliebsame Konkurrenz in unmittelbarer Nähe vom Hals zu halten, hat Maximilian Ulrich seine Bevollmächtigten in Rietberg angehalten, die Konzession für die Errichtung der Schäferkämper Wassermühle zu erlangen.

Maximilian Ulrich starb am 10. September 1746, etwa drei Monate vor dem Versteigerungstermin für die Mühle. Sein Sohn Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg (1711-1794) hat aber die Politik seines Vaters fortgesetzt, und beim Versteigerungstermin in Arnsberg am 23. Dezember 1746 erhielt er gegen eine jährliche Konzessionsabgabe von 140 Reichstalern, zu zahlen an den Landesherrn des Herzogtums Westfalen, den Kölner Fürstbischof, den Zuschlag für die Schäferkämper Mühle.

Bereits in den Jahren 1747 und 1748 ist die Mühle errichtet worden. Über den Bau der Mühle wird der Archivar von Rietberg, Herr Beine, in naher Zukunft eine Abhandlung in den Lippstädter Heimatblättern veröffentlichen.

Graf (seit 1764 Fürst) Wenzel Anton, Staatskanzler der Österreichischen Kaiserin Maria Theresia (1717-1780), hat die Mühle nachweislich persönlich nicht gesehen; insgesamt ist er nur drei Mal in seiner Grafschaft Rietberg gewesen, und zwar 1732, 1746 und 1748. [vgl. dazu Herbort 1994].

Nach dem Tod Wenzel Antons am 27. Juni 1794 folgten ihm seine beiden Söhne in der Landesherrschaft über die Grafschaft Rietberg sowie als Eigentümer der Schäferkämper Wassermühle: zunächst Ernst Christoph (1794-1997), dann Dominikus Andreas (1797-1812).

Des letzteren Sohn Aloysius Wenzel (1812-1821) beendete die Reihe der Rietberger Grafen, “Nachdem er die Landeshoheit über die Grafschaft 1815 durch deren Einverleibung in das Königreich Preußen verloren hatte, verkaufte er seine Rietberger Hausgüter (Domänen) 1820 bis 1822 an den Rittergutsbesitzer Friedrich Ludwig Tenge aus Niederbarkhausen in.Lippe. ”[Hanschmidt 1989, S.152].

Bereits mit Vertrag vom 12. April 1817 hatte er das Schloß Eggeringhausen mit der Herrschaft Mellrich sowie den Hof zur Osten und die Schäferkämper Wassermühle an Friedrich Leopold von Fürstenberg, [vgl. Peters/Marcus 1995, 5.19]

Literatur:

1) Hanschmidt, Alwin, Die Grafschaft Rietberg, in: Köln-Westfalen 1180-1980, hrsg. v. Landschaftsverband Westfalen Lippe, Münster 1980, S, 190-193

2) Hanschmidt, Alwin, Die Stadt Rietberg zwischen Westfälischem Frieden und Wiener Kongress 1648 bis 1815; in: 700 Jahre Stadt Rietberg, Rietberg 1989, S. 93-165

3) Ecker, Alfred Eugen, Maria Ernestine Franziska, Münster 1982

4) Herbort, Käthe, Wenzel Antons Besuche waren den Rietbergern lieb und teuer, In: Heimatjahrbuch Kreis Gütersloh 1994, S. 100-105

5) Simanyi, Tibor, Kaunitz oder die diplomatische Revolution, Wien-München 1984

6) Peters, Maria/Marcus, Wolfgang, Die Schäferkämper Wassermühle, Heft 12 der Reihe „Technische Kulturdenkmale in Westfalen”, Münster 1995