Von Wolfgang Marcus; in: Vertell mui wat…1993, Nr. 52
1. Gastwirtschaft Kemper 150 Jahre im Familienbesitz.
Im Rahmen meiner Nachforschungen zur Ergründung der Schützenvereinsgeschichte bin ich auch auf einen Bestand aus den Gemeindevorsteherakten gestoßen [Stadtarchiv Erwitte, Bestand B 2, vor. Nr. 37], der deutlich macht, dass die Gastwirtschaft Kemper bereits 1845 existiert hat und somit 1995 mindestens bereits auf 150 Jahre im Familienbesitz zurückblicken kann. In dem Aktenbestand geht es um die damals noch selbständige Schützengesellschaft der Ackerburschen (Junggesellen). Der Vorstand dieser Gesellschaft wendet sich mit nachfolgendem Aufruf an das ganze Schützenvolk und bittet nachhaltig um die Einhaltung von Ruhe und Ordnung beim Fest. Hintergrund war ein Anschreiben des Amtmannes Schlünder aus Erwitte, zukünftigen Festen die polizeiliche Genehmigung zu versagen, wenn es wieder – wie in der Vergangenheit wohl häufiger – zu Streit und Unruhen kommen sollte.
Hier der Text: ”Schützenverein der Ackerburschen zu Westernkotten auf den 13ten und 14ten Juli 1845: Alle diejenigen, welche sich zu dem Schützen-Verein der Ackerburschen zu Westernkotten unterschrieben haben, sind vorzüglich gewarnt und in Kenntnis gebracht, dass, sobald der Eine oder der Andere ist, der in unserm Gelaghaus beim Wirth Kemper Streit und Unruhe anstiftet, verpflichtet ist, seinen Tuero (?) mit zu entrichten und für die Schützenfest-Tage sowie für immer (vom Fest ausgeschlossen ist; Einfügung des Verf,) – so wir schon mehrere aus unserem Schützen-Vereine wegen Streit und Unruhe ausgeschlossen haben.”
Dieser Aufruf ist von allen Schützen, es waren genau 21, unterschrieben worden.
2. Gastwirte 1885.
Aus dem Jahre 1885 liegt ein umfangreicher Schriftverkehr vor (Stadtarchiv Erwitte, Bestand B 2, vor. Nr. 28], in dem es um die Vergabe der Wirtschaft beim Schützenfest an einen Nichtgastwirt, den Schreinermeister Joseph Schäfermeier, geht. Was die Sache besonders heikel macht, ist die Tatsache, dass Schäfermeier gleichzeitig Mitglied der Vergabekomission ist. Heftigste Auseinandersetzungen gab es vor allem mit dem Gastwirt Josef Besting. Die anderen Wirte, genannt werden Ferdinand Bürger, Engelbert Kemper, F. C. Wiese, Anton Dietz und Schrage, hatten offensichtlich in diesem Jahr kein Interesse an der Übernahme der Schützenfestwirtschaft.
Hinweise und Mitteilungen
1. Kriegerverein Westernkotten älter als erwartet.
Der Kriegerverein Westernkotten ist nicht erst 1906 gegründet worden, wie noch im Heimatbuch von 1987 auf Seite 402 vermutet wurde.
Eine Anzeige aus dem “Patriot” aus dem Jahre 1883 belegt, dass in diesem Jahr bereits ein Kriegerfest gefeiert wurde, Auf einen bestehenden Verein lässt die Tatsache schließen, dass die Anzeige mit “Der Vorstand” unterzeichnet ist.
2. Zur Familie Jesse.
Wie bereits in früheren Ausgaben von “Aus Kuotten…” erwähnt, hat die Fam. Jesse über viele Jahrzehnte in Westernkotten eine große Rolle gespielt. Dies unterstreicht auch die Tatsache, dass sich bereits 1834 [im “Wochenblatt für den Kreis Lippstadt” vom 16.8.] eine Todesanzeige findet, eine damals durchaus nicht übliche Tatsache.
Hier der Text:
“Nekrolog. Am 13ten d.M. abends 1/7 7 Uhr schlummerte in einem Alter von 39 Jahren, in Folge der Entkräftung, aber während ihres 13wöchentlichen Krankenlagers durch die h. Sakramente gestärkt, meine gute Frau Therese Jesse, geborene Cordes, sanft und wohl vorbereitet in ein besseres Leben hinüber. Was ich und meine sechs noch lebenden Kinder an ihr verlieren, ist unersetzlich, und nur die h. Religion vermag in etwa unsern tiefen Schmerz zu lindern, den ich durch stille Theilnahme zu ehren bitte. Westernkotten, den 15. August 1834, Franz Jesse
W. Marcus