1992: Läuger u.a.: Weltbad-Ballade

Aus: Vertell mui watt 1992, Nr. 44

Bad Westernkotten feiert in diesem Jahr sein 150jähriges Bestehen als Kurort. Dass sich zu allen Zeiten die Kurgäste „ihren Reim“ auf das Bad und den Kurort gemacht haben, belegt auch das nachfolgende Gedicht. Es entstand am 27. April 1970 und wurde von den Kurgästen Läuger, Kalis, Wolff und Magraf aus Duisburg, Hamm und Bottrop „gefertigt”. [WM]

Weltbad-Ballade

Plagt Dich einst Rheuma — oder Gicht —

mein lieber Freund verzage nicht,

denn zwischen Rüben und Karotten

da liegt ein Weltbad — Westernkotten –.

Bewegungsbad — und Moor und Sole,

dass man sich gut dabei erhole,

dazu Diät, Reis, Obst, Karotten,

das meint der Arzt in Westernkotten.

Nun höre zu, es ist kein Scherz:

Du brauchst dazu noch was fürs Herz:

Und bist Du noch so hart gesotten,

nimm alles leicht in Westernkotten.

Und glaube mir, es wird was nützen,

lässt Du den Kreislauf Dir noch stützen

von einem Kurschatten, ’nem flotten,

tags beim Gradier’n in Westernkotten.

Lehrt Dich dazu noch die Erfahrung,

dass auch Dein Geist verlangt nach Nahrung,

nein, nein, Du brauchst gar nicht zu spotten,

auch das find’st Du in Westernkotten.

Doch willst ’nen Film Du Dir ansehen,

dann musst Du schon nach Lippstadt gehen.

Das Kino hier ließ man verrotten

in diesem Weltbad Westernkotten.

Zweimal die Woche, so halb Vier,

ist auch Heinz Fölling stetig hier.

Dann fliegen alle wie die Motten

in Labusch’s Kurhaus — nach Westernkotten.

Zur Hammondorgel singt der Mann

die. schönsten Stimmungslieder dann

von Paula, Hein und Kieler Sprotten

und das erfreut ganz Westernkotten.

Willst Du mal durch die Felder hupsen,

gelegentlich Kaninchen schubsen

zwischen Rüben und Karotten,

auch das kannst Du in Westernkotten.

Nicht nur Kaninchen, Schweinchen schlau,

auch Dackel, Doggen — sonntags mit Frau —

Juwelenhamster, Nerz, Nachtfalter, Motten,

die gibt’s im Staatszoo Westernkotten.

Ist’s abends Dir ums Herz ganz doof,

dann geh geschwind zum „Sälzer Hof“.

Hier schwinden sie, Deine Marotten,

bei den „Skorpions“ in Westernkotten.

Du darfst, ach bitte, niemals fluchen,

wenn man Dich sonntags kommt besuchen.

Du musst brav durch die Gegend trotten,

mit Kurpfuschern in Westernkotten.

Ob Elsa Maxwell sich erregt,

uns hat das niemals tief bewegt.

Was scheren uns Klatsch, Mob, Hugenotten,

wir sind — tap, tap — in Westernkotten.

Ob mittags, abends — einerlei,

am Stammtisch sind wir stets dabei —

und plaudern, lachen oder spotten.

Es lebe hoch, Bad Westernkotten!

Zu Ende geht nun das Gedichte —

hört die Moral von der Geschichte.

Wir hör’n jetzt auf mit den Klamotten.

Auf Wiedersehn „Bad Westernkotten“.